Die Adventszeit ist fast auf ihrem Höhepunkt angelangt. Ich habe viel durchgemacht, aber das tue ich jedes Jahr. Die Anlässe sind jedes Mal verschieden. Dieses Jahr hatte ich mich für eine wunderschöne Erkältung inklusive ausgeprägter Sinusitis entschieden, von denen ich auch nach 3 Wochen noch immer unterhalten werde. Es soll jetzt nicht heißen, dass 70h-Wochen, Streß, Dienste und der ganze Zickenterror in der Klinik für eine reduzierte Abwehrlage verantwortlich sind. Nein, dafür habe ich noch nicht die passende Studie gefunden.
Ich bin immer noch echt platt wie ne Flunder. So lang wie der Dezember ist, schleppe ich mich jetzt auch damit herum. Das ist neuer Rekord für mich. Ich habe auch noch nie soviele Taschentücher gebraucht. Ich zähle nicht die Taschentücher sondern die Pakete. Es ist unglaublich, wieviel… Sekret… von so einer Nase produziert werden kann. Und vor allem: 3 Wochen lang schon. Ich meine 3 Wochen… wie geht sowas? Ich wußte nicht, dass eine Sinusitis so fett und schmerzhaft sein kann. Ich bin fast verzweifelt, weil ich tagelang keine Besserung bemerkte sondern eher Verschlechterung. Mein Immunsystem scheint sich für einen Urlaub entschieden zu haben, nur leider hat es mir nicht gesagt, wo es hingefahren ist.
Ich habe es dieses Jahr nicht ein einziges Mal auf den Weihnachtsmarkt geschafft. Krank oder Dienst gehabt. Dienst gemacht, umgefallen, krank für ein paar Tage, wieder Dienste und Arbeiten trotz kranksein, wieder übers Limit gegangen, alles noch schlimmer (ha, wen wunderts?), krankgeschrieben. Es ist so: Wenn Dienst ansteht, hat man nicht krank zu sein. Wir sind schließlich mit Erwerb der Approbation Maschinen, die zu funktionieren haben. Außerdem ist man ein Weichei, Warmduscher, Vorwärtseinparker, Verräter, Saftsack,… wenn man sich krankschreiben lässt, weil man krank ist. Zumindest in den Augen der Leute, mit denen ich zusammenarbeite. In meinen nicht. Aber nicht nur in dem Punkt denke ich anders als die Leute in der Abteilung wo ich gerade bin. Ich halte ja auch was von Toleranz, friedlichem Miteinander, Kollegialität und Achtung vor dem anderen. Wenn es den Online-Versand nicht gäbe, hätte ich gar keine Weihnachtsgeschenke. Könnte mir eigentlich auch egal sein, ich hör ja sowieso nur die Hälfte (Gemecker sowieso nicht 🙂 ), weil meine Ohren immer noch total verstopft sind.
Was meine nervtötenden Nachbarn angeht: Auch in diesem Falle ist ein Tubenkatarrh eine Wohltat gegen otoakustische Emissionen dieser Terroristen von unten drunter. Der Bengel hat inzwischen gelernt, wie man jede Weisung der Mutter ignoriert. Er benimmt sich wie sein Vater, nur in klein. Ich sehe / höre also derzeit einen künftigen Frauenschläger heranwachsen. Die Mutter schreit nur noch herum, wenn der Kleine nicht macht, was er soll. Der macht sich wiederum einen Spaß drauß wenn sie keift und bölkt. Neulich morgens hatte ich das zweifelhafte Vergnügen im Fahrstuhl mit dem Jungen und der Mutter runterzufahren. Diese kleine Göre hatte das erstmal drauf, alle Knöpfe auf einmal zu drücken, obwohl er mit seinen 4,5 Jahren weiß, dass man das nicht tut. Mutter schimpfte, er lachte. Ich sagte, es reicht. Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht leiden kann. Ich hatte sogar eine Weile Mitleid mit dem Kleinen. Für seine Eltern kann schließlich keiner was. Aber seine letzten Sympathiepunkte hatte er an diesem Morgen verspielt. Bei Dr. House gibt es eine Folge, wo er einem Kind nacheinander Auto, Polizist und Feuerwehrmann aus der Nase zieht. Da dreht es sich eigentlich um einen schwulen Mafioso. Jedenfalls taucht der Bruder bei House im Ambulanzdienst auf, als House gerade diesem Kind in der Nase bohrt und es rumschreit. Der Mafioso sagt „Stopppp!“ und das Kind erstarrt. Genauso hätte ich diesen Nachbarsbengel am liebsten angefaucht, aber was tut man nicht der Höflichkeit wegen… Heute morgen schreckte ich aus meinem Schnupfenschlaf hoch und durch meine verstopften Ohren dachte ich, es schreit mich jemand an. Ich beruhigte mich recht schnell, da ich begriff, dass niemand neben meinem Bett steht und mich anbrüllt, sondern dass unten drunter war. Sie keifte, der Junge schrie zurück (früher weinte er nur, inzwischen schreit er), sie keifte wieder, er schrie… „Du bist jetzt 4 Jahre alt, du müsstest… “ (Tubenkatarrh) „Wenn du nicht… “ (Tubenkatarrh) „… dann rufe ich Oma und Opa an und sage, dass du heute nachmittag nicht mitkommst. Dann bleibst du hier.“ „… ich will aber…“ „Nein, lass das!“… Ich weiß nicht genau, worum es eigentlich ging. Ob es das Trillerpfeifenkonzert von eine Stunde vorher war, dass mich bereits vorher einmal weckte. Der Junge hat inzwischen die Konfliktlösungsstrategien seiner Eltern übernommen, die eigentlich keine sind. Man muss nur in Medizinische Psychologie und Kinderneuropsychiatrie etwas aufpassen und dann kapiert man, was da unten abläuft. Spätestens mit 8 Jahren wird er kleine Katzen quälen, mit 10 Jahren wird er seine Mutter auch schlagen, mit 11 Drogendealer, mit 12 Autoklauer und mit 14 endlich eingesperrt. Als die zu Ostern einzogen, war der kleine fröhlich, aufgeweckt, hat immer gesungen,… jetzt ist er auf dem Weg zu einem Problemkind für die Supernanny. Das sind doch Aussichten.
Der Dezember ist auch die Zeit, um Leute zu treffen, die man lange nicht gesehen hat. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, von dem Mann, in den man mal verliebt war – und so doof war, es ihm zu sagen, sich eine Abfuhr einzuholen, damit er Wochen später wieder anfängt herumzuflirten – die Freundin offiziell vorgestellt zu bekommen, die auf einmal auftauchte, als man dachte, der andere will was von einem selbst. Ein Moment, vor dem ich immer etwas Beklemmungen hatte. Wohl nicht nur ich. Es kam zu einer Polarisierung intrapersonell in meiner Psyche. Einerseits dachte ich: Ok, sie ist älter, sie hat mehr Falten und sie wirkt irgendwie sehr einfach, ihr Händedruck ist so lasch, als hätte man einen toten Fisch in der Hand und ich hab mich amüsiert, weil Frauen sich halt amüsieren, wenn sie feststellen, dass sie wohlmöglich besser aussehen als jemand anderes, den sie für überlegen gehalten haben. Andererseits war da aber auch Verwunderung, Nicht-Verstehen und Erstaunen, dass man jemanden so falsch eingeschätzt hat (wobei da noch einige andere Facts eine Rolle spielten) und dass diese Frau mit einem selbst doch gewisse Ähnlichkeiten hat, auch wenn einem das so auf den ersten Blick vielleicht nicht auffällt. Gott sei Dank sind wir alle erwachsen, mehr oder weniger über Dinge aus der Vergangenheit hinweg und können friedlich miteinander umgehen. Die menschliche Psyche wird mir aber mit jedem Jahr, das ich älter werde, immer rätselhafter.
Die Adventszeit ist auch die Zeit der Wünsche. Von meinem Wunsch einer Nintendo Wii bin ich erstmal abgerückt. Ich weiß nicht, wo ich sie hinstellen soll und mein Fernsehbildschirm ist wohl auch für den wirklichen Spielgenuss etwas zu klein. Dafür wünsche ich mir das neueste Buch von David Baldacci „Die Wächter“ und ich weiß, dass ich artig war und es somit auch bekomme 🙂 Kleiner Tip: RTL ist ziemlich hinter dem Mond. Die stellen momentan das vorige Buch von Baldacci „Spiel der Stunden“ (engl. Hour Game) als Buchtip vor… man, ob die irgendwann man im Jetzt ankommen? Das sollten doch sogar die Redakteure von dort rauskriegen…
In diesem Sinne Euch allen einen schönen 4. Advent. Packt allmählich die Geschenke ein, futtert nicht so viele Plätzchen, seid nett zu euren Mitmenschen (außer es sind die Nachbarn von unten drunter) und falls es jemanden gibt, den ihr ganz besonders mögt und dem ihr das noch nicht gesagt habt, dann wäre diese schöne romantische Dezemberstimmung mit Raureif auf den Bäumen doch endlich mal die Gelegenheit, oder? Ihr müsst ja nicht unbedingt zu Bauer sucht Frau gehen… 😉
Die Sinusitis, die Dich zur Zeit heimsucht kenn ich, grüß‘ sie schön und sag ihr, von mir aus kann sie sterben gehen 😉
Die kommt einmal im Jahr zu mir. Zuletzt ließ sie sich nur mittels insgesamt sechswöchiger Antibiotikagabe völlig vertreiben (zuerst Amoxi/Doxy, nach erfogreichem Etagenwechsel bis ganz runter noch ein Cephalosporin). Außerdem gehörten Absaugen der NNH jeweils im Abstand von 2-3 Tagen und systemische Kortisongabe zu dem ausgeklügelten Plan meines HNO, den Du auch aufsuchen solltest (also Deinen), finde ich, denn das klingt nicht gut…
Auch wenn der Tubenkatharr ab und an eine Wohltat ist, eine freie, nicht-tropfende Nase ist dem IMO immernoch vorzuziehen.
Gute Besserung!
Hmm… klingt jetzt vielleicht komisch oder sehr naiv, aber mich würde einfach mal interessieren ob ihr Ärzte auch ab und zu zu Hausmitteln greift? Holundersaft, Kamillentee, oder vielleicht auch Silberkolloid oder sowas, v.a. zur Vorbeugung? Oder wirkt das zu „unspezifisch“ für jemanden der Medizin studiert hat (frage ich als Historikerin, die außer einem interdisziplinären Medizingeschichtsseminar keine Berührungspunkte zur Medizin hat mal so ganz blöd )?
Nun ja, wenn regelmäßige Ernährung auch dazu zählt, dann praktiziere ich das momentan wo ich zuhause bin… 🙂
Ansonsten Kiwis, Mandarinen, Äpfel (one apple a day keeps the doctor away), Bananen etc. Holundersaft ist nicht ganz mein Fall, aber da Vit C haltig, natürlich was Gutes. Genauso wie Sanddornsaft hier oben im Norden – aber geschmacklich auch nicht ganz mein Fall.
Gerne genommen jetzt auch Meerwasser-Nasenspray zur Schleimhautbefeuchtung, was bei winterlich trockener Heizungsraumluft eine Wohltat ist. In der Klinik geben wir ja auch 0,9%ige Kochsalzlösung zum Inhalieren… Naturheilkunde in der Klinik… Simulierter Strandspaziergang, wobei ein echter mir besser gefällt.
Silberkolloid kenne ich nicht. Ist das für Wunden? Da könnte ich es mir vorstellen. Wird bei einigen Wundverbänden angewandt glaube ich.
Ansonsten Milch mit Honig für die Stimme (lecker), Zwiebelsaft mit Honig (schüttel), Inhalationen mit allerlei kräuterlichem, viel Vitamine…
Was die Selbstmedikation angeht – Otriven (nur befristet), Nasonex (rezeptpflichtig, aber mit Arztausweis kein Problem), Bromhexin (es lebe der Osten und meine Kindheitserinnerungen, nieder mit dem Brechmittel Fagusan), Paracetamol oder Aspirin, Soledum, Transpulmin… ok, gebe zu, ich habe auch Antibiotika zuhause liegen, aber eigentlich nehme ich die nur, wenn ich mir wirklich sicher bin, z.B. eine bakterielle Bronchitis zu haben oder jetzt Empfehlung von HNO. Persönlich bin ich ja auch der Meinung, je weniger Chemie, desto besser… (aber pssst… keinem verraten, gerade in Uni-Kliniken, die sehr viele Studien machen, ist man da schnell verschrien als Öko-Aktivist… wobei daran auch nichts schlechtes ist meines Erachtens).
PS: Ich kriege von keiner der Firmen bezahlt.
Ja, irgendsowas wie mit dem „Öko-Aktivisten“-Flair dachte ich mir schon, ist ja irgendwie schade, denn ich finde man sollte zu allem greifen dürfen was so zur Verfügung steht.
Das mit dem Meerwasser-Nasenspray ist auch so eine interessante Sache. Als ich so 14 war (jetzt 34) hatte mir meine Hausärztin empfohlen, etwas (Koch-)salz und Wasser zu mischen und in eine leere Nasivinflasche zu füllen, das wirke genauso und sein natürlicher, also hab ich das so gemacht. Zu kaufen gab es das da noch gar nicht. Jetzt bekommt man seit einigen Jahren überall problemlos das Meerwassernasenspray mit und ohne weitere Zusätze (Sanddorn ;o).
Auf „Silberkolloid“ kam ich nur, weil ich irgendwann vor einigen Monaten mal meinen Haushalt „aufgeräumt“ habe – Teflon raus, Gusseisen rein; 18/10 Chromnickelstahlbesteck raus, Silberbesteck rein. Klingt jetzt überdreht, aber ich dachte mir Silber hat man ja schon immer wegen seiner antibakteriellen Wirkung eingesetzt, warum also nicht. Nach einigen kürzlichen Erkältungen und dem Wunsch diesen noch besser vorzubeugen, suchte ich nach „dosierbarem“ Silber (denn der Besteckabrieb ist ja doch sehr gering) und kam dadurch über Silberkolloid: Das wird eingenommen; der Vorteil ist, das es so gering dosiert wird, dass es kaum Nebenwirkungen geben dürfte – ob es dann aber dennoch wirkt weiß ich nicht, ich hab’s noch nicht probiert.
U.a. deshalb auch meine Frage wie der Fachmann vorbeugt :o) – danke für die Antwort.