Warum ich weniger Weihnachtskarten schreibe

14 12 2018

Bis vor 2 Jahren schrieb ich haufenweise Weihnachtskarten. Zum Teil auch selbst gebastelt, beklebt usw. Ich habe alle Verwandten damit bedacht und meine Freunde. Unsere Verwandtschaft bekam es meistens hin, wenigstens in der Woche nach Weihnachten noch Karten zu schicken (die „Gegenkarten“), meist diese kostenlosen Spendenbettel-Karten und die Briefmarken waren zusammengestückelt, bis die aktuelle Portohöhe erreicht wurde… Miss Marple würde sagen: sie sahen sich verpflichtet und kratzten unvorbereitet Reste zusammen. Jeder so wie er kann. Dachte ich.

Vor 1,5 Jahren starb mein Vater völlig unerwartet. Nach kurzer schwerer Krankheit wie es immer so schön heißt. Das Leben meiner Familie, unserer Familie, zerbrach unwiederbringlich innerhalb weniger Tage. Nichts ist mehr so wie es mal war. Mein Universum zerschmetterte in wenigen Tagen.
An einem Freitag rief ich alle Telefonnummern an, die ich in der Klinik dabei hatte. Nur die eine Tante ging ran.
„Papa liegt im Sterben. Er wird das Wochenende nicht schaffen. Könnt ihr kommen, bitte?!“
„Oh das passt mir jetzt aber gar nicht, wir müssen noch einkaufen und was vorbereiten. Ich ruf dich in zwei Stunden nochmal an.“
Sie gaben ihm Rescue-Medikamente, damit er seine Geschwister noch verabschieden konnte. Niemand rief an. Doch, ich am nächsten Tag.
„Die Therapie wird beendet. Er wird das Wochenende nicht schaffen. Könnt ihr kommen? Bitte…“
„Nee also das tut mir leid, wir haben das besprochen, wir werden nicht kommen. Wir haben uns entschieden, das Leben zu feiern, da passt das jetzt nicht so rein.“
„Und meine Cousinen? Meine andere Tante?“
„Nein. Kann ich sonst noch was für euch tun?“
„Nein…“
Nie in meinem Leben habe ich mich so hilflos und allein gefühlt wie an diesem Sonnabend morgen bei 3 Grad im Nieselregen vor der Klinik. Keines der Worte ist erfunden. Wie Peitschenhiebe haben sie sich in meine Erinnerung eingegraben. Ich habe überlegt ob ich die Namen nenne, ob ich mich hier oute, weil es mir eine Zeit lang ein Bedürfnis war, die Wahrheit über diese Bosheit in die Welt hinaus zu schreien. Meinen Hass in Worte zu fassen. Ich habe diesen Geschwistern meines Vaters soweit mir bewusst ist, nie etwas getan. Ich war allein,hilflos und bat um etwas für mich normales. Ich hätte bei einem solchen Hilferuf alles stehen und liegen lassen. Papa auch. Und das hat er mehrfach in seinem Leben für seine kleinen Geschwister. Nie hätte ich gedacht, wie bösartig diese Geschwister meinem Vater mitspielen.
Auf der Beerdigung sagte diese nette Tante „Du kannst dich ja mal melden… wenn du willst.“ Das war überhaupt das einzige, was sie sagte glaube ich. Und zu meiner Mutter: „Naja so richtig gehörst du nach G.s Tod nich mehr zur Familie.“
Ich hoffte über ein Jahr auf eine Entschuldigung. Ich dachte, das war doch nicht ernst gemeint, sie muss überfordert gewesen sein, geschockt, nein, so verhält sich niemand. Lass die Tür offen, sie werden kommen und sich dafür entschuldigen. Ich schrieb weiter Karten zum Geburtstag, Weihnachten… es kam eine Weihnachtskarte zurück, die sah aus wie eine trauerkarte. Nur die Unterschriften, kein Text. Meinen Geburtstag hatten sie sowieso schon immer vergessen, daran änderte sich nichts. Kein Anruf, keine Frage wie es geht, ob wir Hilfe brauchen, keine SMS, nur diese Weihanchtstraueekarte vor einem Jahr. Nach einem Jahr des Wartens hatte ich verstanden, dass es niemals zu dieser Entschuldigung kommen wird. Ich habe festgestellt, dass mich die Wut und der Hass auf diese Leute zerfrisst und ich beschloss, mich zu bemühen, dass ich mich nicht darin ergehe. Nicht weil ich verzeihe, das werde ich nicht. So etwas kann man nicht verzeihen. Nein, weil es mich sonst krank macht und mir die Energie raubt, wenn ich weiter voller Hass bin und die Wut mir immer wieder ins Hirn steigt. Ich möchte mit denen nichts mehr zu tun haben. Es gibt nichts mehr von mir, keinen Anruf, keine SMS, keine WhatsApp, keine Einsicht in meinen Status (den hat man immer sehr interessiert mitgelesen) und eben keine Weihnachtskarten. Kein warten mehr auf eine Entschuldigung. Kein Tür offen halten für Menschen, die es nicht wert sind. Und es fühlt sich richtig an. Und noch besser ist das Gefühl, wenn deren Karte kommt – oh und das war neu dieses Jahr: sie kam jetzt schon und ich frag mich allen ernstes wieso…- sie direkt in die blaue Papiertonne zu entsorgen. Es lebe das Recycling-Klopapier! Leider krieg ich dabei immer noch den Anflug von unbändiger Wut auf diese Schwestern meines Vaters. Irgendwann werden wir nichts mehr voneinander hören. Und es ist für mich ok. Es ist gut so. Meine Weihnachtskarten bekommen nur noch die Menschen, die sich ernsthaft drüber freuen. Und die mir in den letzten 1,5 Jahren zeigten, dass man nicht genetisch verwandt sein muss, um anderen beizustehen und an ihrer Seite zu sein. Wir sind nicht allein.





In eigener Sache: Änderung bei Kommentaren in diesem Blog

13 01 2014

Ich habe mehrfach einige Leser dieses Blogs, gebeten, es zu unterlassen, Kommentare zu schreiben, die sachlich falsch sind, unwahre Behauptungen enthalten, sich dadurch gegen einzelne Gruppen richten und offenbar der Abreaktion von eigener Frustration und Aggression gegen die Allgemeinheit der Mediziner dienen. Da diese Bitten konsequent ignoriert wurden und die Kommentarfunktion zunehmend von einigen missbraucht wurde, werde ich jetzt verfahren, wie etliche andere Blogs es seit langem schon machen. Kommentare werden nicht mehr sofort erscheinen. Das verzögert den Diskussionsfluss (seht es als Beitrag zur „Entschleunigung“) und ist ein Gängeln der anständigen Leser, aber offenbar gibt es momentan keinen anderen Weg. Es tut mir für alle vernünftigen Leser leid, die gerne sachlich diskutieren wollen anstatt andere zu beschimpfen. Ich hoffe jedoch auf euer Verständnis.





Kindheitstraumen und Berufswahl

5 02 2009

Bei Kinderdok las ich zwei Beiträge über zu dicke Kinder und sah wieder diese Perzentilen mit Größe – Gewicht und Alter – Gewicht. Ach, Kinderdok, da hast du bei mir ein tief sitzendes Kindheitstrauma reaktiviert.

Eine dieser verhärmten Ärztinnen, die mir damals immer gesagt haben, ich sei zu fett, … vor der hatte ich panische Angst bei der Schuluntersuchung (DDR). So sehr, dass ich dann einen hohen Blutdruck hatte und wieder einbestellt wurde. Diesmal mit Mutter und nicht mit der Schulklasse. Mutter war aufgeregt, schließlich war ihr Kind negativ aufgefallen. Ich war aufgeregt, weil da ja wieder diese böse Ärztin wartete hinter der Tür. Dann wurde Blutdruck gemessen von der strengen Schwester. Und es kam eine neue junge Ärztin, total nett und wohl noch mit Idealismus. Aber da wars schon zu spät für die dann bei mir folgende Entspannung. So kam es, dass ich erstmal in die Spezialsprechstunde geschickt wurde.

Dort saß eine noch verhärmtere, gestresste Kinderärztin, vor deren strengen Blick und bösen Untersuchungen ich noch mehr Angst hatte.  WIe das Kaninchen vor der Schlange saß ich da. Ich wurde sonografiert mit einem der wenigen Sonogeräte im Norden der DDR, nuklearmedizinisch verstrahlt, mit Messungen gefoltert und über eine strenge Brille drüberweg ermahnt, dass ich zu fett sei, deswegen wohl der hohe Blutdruck komme. Und sie sagte zu mir, dass ich deswegen überhaupt nicht hübsch sei und deswegen würden mich die Kinder nicht in die Völkerball-Mannschaft wählen (wegen der großen Trefferfläche) und so würde ich nie einen Mann abbekommen, wenn ich groß bin. Ich war 9 und hatte noch mehr Angst.

Alle 2 Monate musste ich dorthin zum Blutdruckmessen. Und mir dabei anhören, ich sei zu fett und sollte abnehmen. Meiner Mutter und ihrer Beruhigungstricks sei Dank war der Blutdruck bei der bösen Kinderärztin in der Spezialsprechstunde  immer grenzwertig. Schweißnasse kalte Hände kannte ich nur, wenn ich dorthin musste (jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass es der Prototyp für Prüfungsstress u.ä. war). Das Leihgerät für zuhause messen bekamen wir dann auch mal mit. Diese verhärmte, strenge, angsteinflößende Ärztin konnte anschließend nicht begreifen, warum ich zuhause gute Werte hatte und unterstellte meiner Mutter, sie hätte geschönt. Beim anschließenden Gespräch zwischen meiner Mutter und der bösen Spezialsprechstundenärztin wurde ich rausgeschickt. Danach wieder reingerufen und von der bösen Spezialsprechstundenärztin gefragt, ob ich denn wirklich Angst vor ihr hätte. Ich konnte nur nicken und bekam kein Wort raus. Hatte zur Folge, dass das Thema erledigt war und ich nie wieder hin brauchte. Mütter sind die besten! 🙂

Aber damals hab ich mir geschworen, wenn ich erwachsen bin, werde ich auch Ärztin, aber eine, vor der niemand Angst hat und ich werde alles anders machen als diese böse Spezialsprechstundenärztin. Wie gesagt, ich war 9, am Ende der Tortur 11. Mit 14 wußte ich später, dass ich Medizin machen wollte oder einige andere Dinge. Mit 17 war ich mir sicher, dass es zu 75% auf Medizin hinauslaufen wird, auch wenn diese Ärztin zu dem Zeitpunkt nicht mehr der alleinige Grund war. Mit 19 hatte ich meine Zulassung, musste irgendwie an diese Frau denken und schwor mir, ich werde nie so wie diese Ärztin, vor mir muss kein Kind Angst haben und ich werde nie vorschnell über etwas urteilen. Gut, die Pädiatrie ist es nicht geworden und ich bin manchmal auch vorschnell, doch bereit, meine Meinung zu ändern. Aber ich habe mitbekommen, dass diese Ärztin inzwischen eine eigene Praxis hat (so auf die Rente zugehend) und ich bin ihr begegnet mal so im Vorbeigehen. Es war ein gutes Gefühl, denn inzwischen bin ich erwachsen, groß und stark und irgendwann werde ich ihr wohl mal einen Brief schreiben.

Die andere Folge dieser Tortur war, dass ich mich lange Zeit nicht traute, in der Öffentlichkeit zu essen, weil das ja böse war, ich fett und mit 9 Jahren möchte man später doch schon gerne einen Mann abbekommen. In der Schule aß ich wenig, zuhause holte ich alles um so mehr nach. Ich hatte also ein gestörtes Essverhalten. Naja, das mit dem fett sein war relativ. Mit 12 Jahren war ich von der Körperlänge her fast wie ein zu kurz geratener Erwachsener, immer einen Kopf größer als meine Klassenkameraden. Mit 14 überragte ich viele, mit 16 oder 17 erreichte ich meine heutige Endlänge, die meisten Models sind so groß wie ich. Leider fand meine damals schon zu groß geratene Körperlänge in die Bewertungen der bösen Spezialsprechstundenärztin keinen Einfluss. Es ging nur nach Alter und Gewicht. Dafür war ich zu schwer. Naja… sie war ein Schrumpfgermane mit böser Brille für mich. Und das ist sie immer noch.

Alles in allem kam auch eine schreckliche Pubertät, in der ich tatsächlich dick wurde, hauptsächlich Frustessen und dass ich fett war, hatte ich ja zuvor schon ärztlich bestätigt bekommen. Vor dem Abi änderte sich was an meiner Schule, ich kam drauf, dass Sport Spaß macht. Nach dem Abi und dem definitiven Ende meiner Teenager- und Schulzeit nahm ich 30 kg ab hatte zeitweise einen BMI von 23. Das bezahlte ich mit zahlreichen Infekten. Inzwischen liegt mein BMI bei so 24-25.  Total normal, die Problemzonen- Pölsterchen stören schon, aber das ist bei Frauen so. Mann hat eben was an mir 🙂 . Gute Lebenszeitprognose, wenn man den Job bei der Berechnung außer acht lässt. Guter Blutdruck. Kein Haß auf Kinderärzte mehr. Aus mir ist doch was geworden. Nur das mit dem Mann… aber wer weiß, was nicht ist, kann ja noch werden.

Fazit: Körpergewicht bei Kindern ist ein heikles Thema. Zu fett ist zu fett, aber fett ist relativ und ein Kind einschüchtern bringt gar nichts. Sport in der Schule mit Noten und manchen Lehrern  ist das Ende jeder Freude an Bewegung bei vielen Kindern. Pubertät ist schrecklich, aber zum Glück zeitlich begrenzt. Und abnehmen geht, auch wenn man ein Pummelkind war.





Adventszeit

22 12 2007

Die Adventszeit ist fast auf ihrem Höhepunkt angelangt. Ich habe viel durchgemacht, aber das tue ich jedes Jahr. Die Anlässe sind jedes Mal verschieden. Dieses Jahr hatte ich mich für eine wunderschöne Erkältung inklusive ausgeprägter Sinusitis entschieden, von denen ich auch nach 3 Wochen noch immer unterhalten werde. Es soll jetzt nicht heißen, dass 70h-Wochen, Streß, Dienste und der ganze Zickenterror in der Klinik für eine reduzierte Abwehrlage verantwortlich sind. Nein, dafür habe ich noch nicht die passende Studie gefunden. 

Ich bin immer noch echt platt wie ne Flunder. So lang wie der Dezember ist, schleppe ich mich jetzt auch damit herum. Das ist neuer Rekord für mich. Ich habe auch noch nie soviele Taschentücher gebraucht. Ich zähle nicht die Taschentücher sondern die Pakete. Es ist unglaublich, wieviel… Sekret… von so einer Nase produziert werden kann. Und vor allem: 3 Wochen lang schon. Ich meine 3 Wochen… wie geht sowas? Ich wußte nicht, dass eine Sinusitis so fett und schmerzhaft sein kann. Ich bin fast verzweifelt, weil ich tagelang keine Besserung bemerkte sondern eher Verschlechterung. Mein Immunsystem scheint sich für einen Urlaub entschieden zu haben, nur leider hat es mir nicht gesagt, wo es hingefahren ist.

Ich habe es dieses Jahr nicht ein einziges Mal auf den Weihnachtsmarkt geschafft. Krank oder Dienst gehabt. Dienst gemacht, umgefallen, krank für ein paar Tage, wieder Dienste und Arbeiten trotz kranksein, wieder übers Limit gegangen, alles noch schlimmer (ha, wen wunderts?), krankgeschrieben. Es ist so: Wenn Dienst ansteht, hat man nicht krank zu sein. Wir sind schließlich mit Erwerb der Approbation Maschinen, die zu funktionieren haben. Außerdem ist man ein Weichei, Warmduscher, Vorwärtseinparker, Verräter, Saftsack,… wenn man sich krankschreiben lässt, weil man krank ist. Zumindest in den Augen der Leute, mit denen ich zusammenarbeite. In meinen nicht. Aber nicht nur in dem Punkt denke ich anders als die Leute in der Abteilung wo ich gerade bin. Ich halte ja auch was von Toleranz, friedlichem Miteinander, Kollegialität und Achtung vor dem anderen. Wenn es den Online-Versand nicht gäbe, hätte ich gar keine Weihnachtsgeschenke. Könnte mir eigentlich auch egal sein, ich hör ja sowieso nur die Hälfte (Gemecker sowieso nicht 🙂 ), weil meine Ohren immer noch total verstopft sind.

Was meine nervtötenden Nachbarn angeht: Auch in diesem Falle ist ein Tubenkatarrh eine Wohltat gegen otoakustische Emissionen dieser Terroristen von unten drunter. Der Bengel hat inzwischen gelernt, wie man jede Weisung der Mutter ignoriert. Er benimmt sich wie sein Vater, nur in klein. Ich sehe / höre also derzeit einen künftigen Frauenschläger heranwachsen. Die Mutter schreit nur noch herum, wenn der Kleine nicht macht, was er soll. Der macht sich wiederum einen Spaß drauß wenn sie keift und bölkt. Neulich morgens hatte ich das zweifelhafte Vergnügen im Fahrstuhl mit dem Jungen und der Mutter runterzufahren. Diese kleine Göre hatte das erstmal drauf, alle Knöpfe auf einmal zu drücken, obwohl er mit seinen 4,5 Jahren weiß, dass man das nicht tut. Mutter schimpfte, er lachte. Ich sagte, es reicht. Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht leiden kann. Ich hatte sogar eine Weile Mitleid mit dem Kleinen. Für seine Eltern kann schließlich keiner was. Aber seine letzten Sympathiepunkte hatte er an diesem Morgen verspielt. Bei Dr. House gibt es eine Folge, wo er einem Kind nacheinander Auto, Polizist und Feuerwehrmann aus der Nase zieht. Da dreht es sich eigentlich um einen schwulen Mafioso. Jedenfalls taucht der Bruder bei House im Ambulanzdienst auf, als House gerade diesem Kind in der Nase bohrt und es rumschreit. Der Mafioso sagt „Stopppp!“ und das Kind erstarrt. Genauso hätte ich diesen Nachbarsbengel am liebsten angefaucht, aber was tut man nicht der Höflichkeit wegen… Heute morgen schreckte ich aus meinem Schnupfenschlaf hoch und durch meine verstopften Ohren dachte ich, es schreit mich jemand an. Ich beruhigte mich recht schnell, da ich begriff, dass niemand neben meinem Bett steht und mich anbrüllt, sondern dass unten drunter war. Sie keifte, der Junge schrie zurück (früher weinte er nur, inzwischen schreit er), sie keifte wieder, er schrie… „Du bist jetzt 4 Jahre alt, du müsstest… “ (Tubenkatarrh) „Wenn du nicht… “ (Tubenkatarrh) „… dann rufe ich Oma und Opa an und sage, dass du heute nachmittag nicht mitkommst. Dann bleibst du hier.“ „… ich will aber…“ „Nein, lass das!“… Ich weiß nicht genau, worum es eigentlich ging. Ob es das Trillerpfeifenkonzert von eine Stunde vorher war, dass mich bereits vorher einmal weckte. Der Junge hat inzwischen die Konfliktlösungsstrategien seiner Eltern übernommen, die eigentlich keine sind. Man muss nur in Medizinische Psychologie und Kinderneuropsychiatrie etwas aufpassen und dann kapiert man, was da unten abläuft. Spätestens mit 8 Jahren wird er kleine Katzen quälen, mit 10 Jahren wird er seine Mutter auch schlagen, mit 11 Drogendealer, mit 12 Autoklauer und mit 14 endlich eingesperrt. Als die zu Ostern einzogen, war der kleine fröhlich, aufgeweckt, hat immer gesungen,… jetzt ist er auf dem Weg zu einem Problemkind für die Supernanny. Das sind doch Aussichten.

Der Dezember ist auch die Zeit, um Leute zu treffen, die man lange nicht gesehen hat. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, von dem Mann, in den man mal verliebt war – und so doof war, es ihm zu sagen, sich eine Abfuhr einzuholen, damit er Wochen später wieder anfängt herumzuflirten – die Freundin offiziell vorgestellt zu bekommen, die auf einmal auftauchte, als man dachte, der andere will was von einem selbst. Ein Moment, vor dem ich immer etwas Beklemmungen hatte. Wohl nicht nur ich. Es kam zu einer Polarisierung intrapersonell in meiner Psyche. Einerseits dachte ich: Ok, sie ist älter, sie hat mehr Falten und sie wirkt irgendwie sehr einfach, ihr Händedruck ist so lasch, als hätte man einen toten Fisch in der Hand und ich hab mich amüsiert, weil Frauen sich halt amüsieren, wenn sie feststellen, dass sie wohlmöglich besser aussehen als jemand anderes, den sie für überlegen gehalten haben. Andererseits war da aber auch Verwunderung, Nicht-Verstehen und Erstaunen, dass man jemanden so falsch eingeschätzt hat (wobei da noch einige andere Facts eine Rolle spielten) und dass diese Frau mit einem selbst doch gewisse Ähnlichkeiten hat, auch wenn einem das so auf den ersten Blick vielleicht nicht auffällt. Gott sei Dank sind wir alle erwachsen, mehr oder weniger über Dinge aus der Vergangenheit hinweg und können friedlich miteinander umgehen. Die menschliche Psyche wird mir aber mit jedem Jahr, das ich älter werde, immer rätselhafter.

Die Adventszeit ist auch die Zeit der Wünsche. Von meinem Wunsch einer Nintendo Wii bin ich erstmal abgerückt. Ich weiß nicht, wo ich sie hinstellen soll und mein Fernsehbildschirm ist wohl auch für den wirklichen Spielgenuss etwas zu klein. Dafür wünsche ich mir das neueste Buch von David Baldacci „Die Wächter“ und ich weiß, dass ich artig war und es somit auch bekomme 🙂 Kleiner Tip: RTL ist ziemlich hinter dem Mond. Die stellen  momentan das vorige Buch von Baldacci „Spiel der Stunden“ (engl. Hour Game) als Buchtip vor… man, ob die irgendwann man im Jetzt ankommen? Das sollten doch sogar die Redakteure von dort rauskriegen…

In diesem Sinne Euch allen einen schönen 4. Advent. Packt allmählich die Geschenke ein, futtert nicht so viele Plätzchen,  seid nett zu euren Mitmenschen (außer es sind die Nachbarn von unten drunter) und falls es jemanden gibt, den ihr ganz besonders mögt und dem ihr das noch nicht gesagt habt, dann wäre diese schöne romantische Dezemberstimmung mit Raureif auf den Bäumen doch endlich mal die Gelegenheit, oder? Ihr müsst ja nicht unbedingt zu Bauer sucht Frau gehen… 😉





Zitat des Tages

8 12 2007

„Na du hast dich ja ganz gut gemacht… Die Haut ist besser geworden und viel reiner… nur mit der Frisur, das ist noch nicht so.“





und…?!

22 11 2007

„Und du glaubst, ich bin stark und ich kenn den Weg
du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht
du denkst ich hab alles im Griff
und kontrollier was geschieht.“

Es ist aber nicht so.*

*An den, der nie mein Blog liest, aber trotzdem weiß, was drinsteht.





Ein Jahr älter

24 09 2007

Tja, letzte Woche war es wieder einmal so weit: ich näherte mich wieder ein Stück näher der magischen (?) Zahl mit der 3 und der 0 an, näher kann man jetzt gar nicht mehr sein. Günstigerweise hatten meine Kollegen es geschafft, ausgerechnet an diesem Tag eine Minderbesetzung der Station hinzubekommen, so dass ich nicht freinehmen konnte. Also war „mein Tag“ mit Arbeit erfüllt… überfüllt. Erstaunlich: ich bin trotzdem fast pünktlich weggekommen, also mit nur 30 min Verspätung. Zum wirklichen Feiern war ich aber zu platt. Für die Erdbeertorte reichte es, für Emails auch, aber dann war finito. Das Wochenende war mit Weiterbildung ausgefüllt, so dass heute der erste Tag ist, an dem ich „meinen Tag“ wirklich nachholen konnte.

Danke für die Glückwünsche an Mum & Dad (und für die himmlischste aller Erdbeertorten), F.O., S.P., I.G. und M.L. sowie an einen meiner drei Chefs (so richtig seh ich da auch nicht mehr durch, wer jetzt Chef ist), meinen Kollegen auf Station, die Schwestern (die es eigentlich nicht erfahren sollten, aber mein Kollege konnte seine Klappe nicht halten, nachdem er es in der Frühbesprechung durch die Gratulation des Chefs erfahren hatte) und an IKEA, DocCheck und GMX. Wo blieben eigentlich die Glückwünsche von Jack Wolfskin, Globetrotter, meiner Bank und meinem Handy-Anbieter? Ich trage einen Haufen Geld zu euch, da solltet ihr Euch ruhig mal verausgaben und mir zeigen, dass ihr froh seid, mich als Kunde zu haben…





Phalsch Ferstanden

17 07 2007

Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.“ (Mark Twain, mein Lieblingszitatenspender)

Ungefähr so tappse ich zuweilen durch mein Privatleben. Man, wenn ich bedenke, dass ein jemand, der mein Blog gelesen hat, obwohl er es ja gar nicht liest (hmmm, es sollte mir zudenken geben, dass der Fall gelagert ist wie bei der Bild-Zeitung), so reagiert hat, als hätte er ihn der Blitz getroffen, obwohl das Glühwürmchen für jemand anderen bestimmt war… (bezieht sich jetzt auf das blog1.de/assistenzarzt)  Hand hoch, wer dafür ist, dass ich öfter meine große Klappe halte?!