Warum ich weniger Weihnachtskarten schreibe

14 12 2018

Bis vor 2 Jahren schrieb ich haufenweise Weihnachtskarten. Zum Teil auch selbst gebastelt, beklebt usw. Ich habe alle Verwandten damit bedacht und meine Freunde. Unsere Verwandtschaft bekam es meistens hin, wenigstens in der Woche nach Weihnachten noch Karten zu schicken (die „Gegenkarten“), meist diese kostenlosen Spendenbettel-Karten und die Briefmarken waren zusammengestückelt, bis die aktuelle Portohöhe erreicht wurde… Miss Marple würde sagen: sie sahen sich verpflichtet und kratzten unvorbereitet Reste zusammen. Jeder so wie er kann. Dachte ich.

Vor 1,5 Jahren starb mein Vater völlig unerwartet. Nach kurzer schwerer Krankheit wie es immer so schön heißt. Das Leben meiner Familie, unserer Familie, zerbrach unwiederbringlich innerhalb weniger Tage. Nichts ist mehr so wie es mal war. Mein Universum zerschmetterte in wenigen Tagen.
An einem Freitag rief ich alle Telefonnummern an, die ich in der Klinik dabei hatte. Nur die eine Tante ging ran.
„Papa liegt im Sterben. Er wird das Wochenende nicht schaffen. Könnt ihr kommen, bitte?!“
„Oh das passt mir jetzt aber gar nicht, wir müssen noch einkaufen und was vorbereiten. Ich ruf dich in zwei Stunden nochmal an.“
Sie gaben ihm Rescue-Medikamente, damit er seine Geschwister noch verabschieden konnte. Niemand rief an. Doch, ich am nächsten Tag.
„Die Therapie wird beendet. Er wird das Wochenende nicht schaffen. Könnt ihr kommen? Bitte…“
„Nee also das tut mir leid, wir haben das besprochen, wir werden nicht kommen. Wir haben uns entschieden, das Leben zu feiern, da passt das jetzt nicht so rein.“
„Und meine Cousinen? Meine andere Tante?“
„Nein. Kann ich sonst noch was für euch tun?“
„Nein…“
Nie in meinem Leben habe ich mich so hilflos und allein gefühlt wie an diesem Sonnabend morgen bei 3 Grad im Nieselregen vor der Klinik. Keines der Worte ist erfunden. Wie Peitschenhiebe haben sie sich in meine Erinnerung eingegraben. Ich habe überlegt ob ich die Namen nenne, ob ich mich hier oute, weil es mir eine Zeit lang ein Bedürfnis war, die Wahrheit über diese Bosheit in die Welt hinaus zu schreien. Meinen Hass in Worte zu fassen. Ich habe diesen Geschwistern meines Vaters soweit mir bewusst ist, nie etwas getan. Ich war allein,hilflos und bat um etwas für mich normales. Ich hätte bei einem solchen Hilferuf alles stehen und liegen lassen. Papa auch. Und das hat er mehrfach in seinem Leben für seine kleinen Geschwister. Nie hätte ich gedacht, wie bösartig diese Geschwister meinem Vater mitspielen.
Auf der Beerdigung sagte diese nette Tante „Du kannst dich ja mal melden… wenn du willst.“ Das war überhaupt das einzige, was sie sagte glaube ich. Und zu meiner Mutter: „Naja so richtig gehörst du nach G.s Tod nich mehr zur Familie.“
Ich hoffte über ein Jahr auf eine Entschuldigung. Ich dachte, das war doch nicht ernst gemeint, sie muss überfordert gewesen sein, geschockt, nein, so verhält sich niemand. Lass die Tür offen, sie werden kommen und sich dafür entschuldigen. Ich schrieb weiter Karten zum Geburtstag, Weihnachten… es kam eine Weihnachtskarte zurück, die sah aus wie eine trauerkarte. Nur die Unterschriften, kein Text. Meinen Geburtstag hatten sie sowieso schon immer vergessen, daran änderte sich nichts. Kein Anruf, keine Frage wie es geht, ob wir Hilfe brauchen, keine SMS, nur diese Weihanchtstraueekarte vor einem Jahr. Nach einem Jahr des Wartens hatte ich verstanden, dass es niemals zu dieser Entschuldigung kommen wird. Ich habe festgestellt, dass mich die Wut und der Hass auf diese Leute zerfrisst und ich beschloss, mich zu bemühen, dass ich mich nicht darin ergehe. Nicht weil ich verzeihe, das werde ich nicht. So etwas kann man nicht verzeihen. Nein, weil es mich sonst krank macht und mir die Energie raubt, wenn ich weiter voller Hass bin und die Wut mir immer wieder ins Hirn steigt. Ich möchte mit denen nichts mehr zu tun haben. Es gibt nichts mehr von mir, keinen Anruf, keine SMS, keine WhatsApp, keine Einsicht in meinen Status (den hat man immer sehr interessiert mitgelesen) und eben keine Weihnachtskarten. Kein warten mehr auf eine Entschuldigung. Kein Tür offen halten für Menschen, die es nicht wert sind. Und es fühlt sich richtig an. Und noch besser ist das Gefühl, wenn deren Karte kommt – oh und das war neu dieses Jahr: sie kam jetzt schon und ich frag mich allen ernstes wieso…- sie direkt in die blaue Papiertonne zu entsorgen. Es lebe das Recycling-Klopapier! Leider krieg ich dabei immer noch den Anflug von unbändiger Wut auf diese Schwestern meines Vaters. Irgendwann werden wir nichts mehr voneinander hören. Und es ist für mich ok. Es ist gut so. Meine Weihnachtskarten bekommen nur noch die Menschen, die sich ernsthaft drüber freuen. Und die mir in den letzten 1,5 Jahren zeigten, dass man nicht genetisch verwandt sein muss, um anderen beizustehen und an ihrer Seite zu sein. Wir sind nicht allein.





Geschenketipps

13 12 2018

Was schenkt ein Arzt zu Weihnachten?! Naja jedenfalls keine Pillen, Abnehm-Abos oder sowas. Wir sind eben auch nur normale Leute…
Ich lese gerne und verschenke gerne Bücher. Das erinnert mich gerade an einen meiner Lieblingspatienten, der bei unserer ellenlangen Wartezeit seine Bücher liest. Wir tauschen uns gerne über unsere aktuelle Lektüre aus. Einer der liebenswerten Momente im Arztleben…

Also wer noch was brauchbares sucht:

David Baldacci „Das Geschenk“ – ein weihnachtlicher Krimi im verschneiten Amerika in einem Zug, fast schon eine Hommage an Agatha Christies Mord im Orientexpress, den ich versuche jedes Jahr zu dieser Zeit zu lesen. Manchmal klappts. Man kann ihn schwer zur Seite legen, meine kürzeste Zeit waren zwei Tage bis zur letzten Seite… aber ich musste ja noch Geschenke einpacken und so was.

Lagom. Die schwedische Art der Achtsamkeit. Von Göran Everdahl. Mal einfach runter kommen auf schwedische Art.

Eine kurze Geschichte der Menschheit. Von Yuval Noah Harari. Woher wir kommen wird auf eine sehr interessante Art erklärt und vielleicht verstehen wir, wo unsere Wege als Menschheit uns hinführen werden.

It’s teatime, my dear. Von Bill Bryson. Ein Amerikaner wandert nach England aus. Geht zurück, kommt wieder und bleibt. Welche skurrilen und liebevollen Einblicke er bekommt, schildert er zum Beispiel in diesem Buch. Preisgekrönter Autor, aber trotzdem 🙂 gut zu lesen. Und zu lachen.

Einen Scheiß muss ich. Tommy Jaud. Ein Klassiker, aber immer gut für alle, die im Alltag allmählich merken, dass ihnen die Distanz zu den A… und B-Schlöchern verloren geht und die einen Motivationsschub brauchen, um sich au s den Fängen eben solcher zu lösen.

Ach ja, und ich finde Thalias Aktion gut: Mittwoch ist Lesetag! Lasst uns echte Bücher lesen, jedenfalls wenn ihr mit dem Blog fertig seid und geht zu den Buchläden hin, die vor Ort sind und sagt denen das, was ich auch immer sage: wenn sie das Buch hätten, hätte ich es hier gekauft, machen sie doch mal mehr als nur die Bestseller Liste, die inzwischen jeder Supermarkt und Rossmann stehen hat, seien Sie einfach mal wieder ein echter Buchladen! (Ach ja und wenn das Buch da ist, was ich suche, dann kaufe ich es auch immer…)





Da geht dir ein Licht auf

23 11 2014

Die Wettkampfsaison hat begonnen. Es wird auf Glühbirne geflaggt in der Nachbarschaft. Der Gewinner steht wohl heute schon fest. Würde ich mal so sagen. Und sollte jemand dicht ran kommen, dann wird schräg gegenüber garantiert nachgerüstet… 🙂 Ich darf meine Sonnenbrille nicht vergessen beim Rausgehen.
Hoffentlich landet nicht eines Tages ein Jumbojet in unserer Straße, weil er das da drüben mit der Landebefeuerung eines Flughafens verwechselt…





Mal was anderes – und gut ist’s auch noch

15 12 2011

Ich gebe es offen zu: ich gehöre zu der Hälfte der Bevölkerung, die die letzten Jahre einfach eine Überdosis von „Last Christmas“ abbekommen hat. Letztes Jahr lief auf einem Sender die Aktion „Garantiert Last Christmas – frei“. Fand ich klasse.  Vielleicht hat die Abstinenz geholfen… man weiß es nicht. Dieses Jahr hat sich der NDR in MV was Interessantes ausgedacht: Künstler aus MV singen ihre Version von „Last Christmas“. Ich hätte nie geglaubt, dass man das Lied wieder ohne Gesichtverziehen und aufjaulen hören kann, selbst wenn es jemand anderes singt. Zum einen find ich es toll, dass es hier so ein breites Spektrum von musisch aktiven Leuten gibt – von Rock bis Klassik, Gospelchor, Sambatruppe… Und die haben offensichtlich Spaß dabei und das sieht man. Zum anderen ist die Zusammenstellung des NDR wirklich verdammt gut gelungen. Schade, dass es nicht auf Youtube zu finden ist (lieber NDR, bitte auf Youtube stellen!). Aber hier mal der Link zum Video:

http://www.ndr.de/radiomv/lastchristmas241.html

Also mir gefällts und deshalb wollt ich euch das nicht vorenthalten.  Adventsgrüße aus dem Norden!

Update: Es ist jetzt auf Youtube zu finden!





Geschenktipps für Ärzte

19 12 2009

Was schenkt man einem Arzt zu Weihnachten?

Definitiv nichts was mit Medizin zu tun hat! Die meisten von uns meiden nach einiger Zeit im Job inzwischen sogar weiße Klamotten in der Freizeit zu tragen. Ist mal einem aufgefallen, dass Ärzte privat immer eher in dunklen Tönen umherlaufen? Ich glaub, man braucht irgendwie Kontrastprogramm. Was schenkt man nun einem Arzt im Freundes- oder Familienkreis? Zunächst mal den Arzt weglassen und den Mensch sehen. So, das bischen nehmen, was der Job an Mensch gelassen hat und gucken, was der so gerne mag, macht oder braucht. Also hat man die gleichen Probleme, wie bei anderen oder aber eben tausend Ideen und kann sich nicht entscheiden. Bücher sind immer schön, aber ich mags gerne, wenn eine Widmung drin steht, das machts  persönlicher. Karten für Mario Barth, Mittermeier, Cindy aus Marzahn… für mich auch ein Hammer. Andere stehen ja eher auf Klassische Musik und Kirchenkonzerte – damit kann ich nu wieder nix anfangen. Wellness is für Ärzte ne Chance, die Spuren der Dienste zu kaschieren. Kommt also auch gut. So schön ne Massage oder Fußreflexzonendurchknetung oder ne Maske fürs Gesicht… Was man nicht glaubt: Manche Ärzte sind totale Sportfreaks, wo man sich fragt, wann die denn überhaupt Zeit haben dafür (vermutlich während sie sich heimlich nach Hause verdrücken während andere die Scherben auf Station zusammenkehren… aber lassen wir das). Also ich kenn fanatische Surfer und Kiter, Läufer, Triathleten, Tennis, Golf, Radfahren (mind 50 km /d), Fußball, Yoga… da find sich doch immer was zum Schenken und wenns ne neue Yoga-Matte ist. Und einen weiteren Trend habe ich unter Ärzten ausgemacht: Spielkonsolen. Ich nehme mal an, wenn man seinen Frust dort abreagieren kann, gehts irgendwie besser. Oder mal rasen ohne bestraft zu werden oder mal um sich rum alles vergessen und nur spielen… da gehen echt erwachsene Leute in die Läden und freuen sich wie die Schneekönige, wenn sie ihre Konsole haben und stehen dort neben Kindern und probieren aus… Also wenn ihr so jemanden seht, könnt er mit hoher Wahrscheinlichkeit Arzt sein… 🙂 DVDs kommen glaub ich auch gut. Problem ist ja, wenn Arzt ins Kino geht, fängt die frühe Abendvorstellugn so an, dass er noch nicht aus der Klinik raus ist und die normale Abendvorstellung läuft so lange, dass er dabei einschläft… Also gehen Ärzte wohl eher selten ins Kino. Und gucken öfter DVD. Ist meine Annahme…

Und was verschenken Ärzte?

Keine Ahnung. Das übliche würd ich sagen. Sind halt auch nur Menschen 🙂





Weihnachtskarten

18 12 2008

In ist

Weihnachtskarten selbst schreiben, so richtig echt mit Hand und Füller (alternativ Kuli), in einen Umschlag stecken und wegschicken zu den zu Grüßenden. Hardcore ist es, sie auch noch selbst zu basteln. Genauso in ist es, die Öko-Variante zum Bäumeschonen und Transportreduzieren zu wählen und eine Ecard zu schicken, wobei das Motiv je nach Adressaten individuell ausgewählt wird.

 

Out ist

eine Powerpoint- oder sonstwie-Grußkartenbild zu generieren und sie per Email-Verteiler als One-for-All-Massenware an diejenigen zu schicken, die man bis dato noch zu seinen Freunden zählte. Da merkt man als Empfänger, was Individualität und persönliche Grüße zum Fest der Liebe und  Besinnung sind. Wenn mans denn versteht, falls coolerweise auch noch ne andere Sprache gewählt wird.

 

Entspannend ist

alle Geschenke zusammen zu haben und zwar schon jetzt 🙂
Grüße an alle Weihnachtsgestressten! Lieber nur ein kleines Geschenk mit Liebe und entspannt überreichen als völlig gestresst und gehetzt was großes oder teures auf letzte Minute besorgen und völlig entnervt am Heiligabend festzustellen, dass man reif für die Insel ist (wahlweise Klapsmühle). In diesem Sinne noch eine schöne Vorweihnachtszeit Euch allen.





Entdeckungen zu Weihnachten

25 12 2007

Na, habt Ihr den Heiligabend gut überstanden? Ich gab mich der Schenkerei, Geschenkeauspackerei, Völlerei, Faulenzerei, TV-Guckerei und einigen anderen Dingen hin…

Meine wichtigste Erkenntnis zum Fest: Der Weihnachtsmann hat keinen Schlitten. Nein, er hat einen alten grünen Lieferwagen mit weißem Dach. Und einen Helfer mit einem weißen Pullover. Ich habs genau gesehen, als er in den Hausaufgang nebenan gegangen ist gestern abend. Ich schwöre! Weihnachtswichtelehrenwort.

Eine weitere Erkenntnis: Wenn man die Woche(n) vorher nicht so recht Appetit hatte, weil krank und man sowieso weder schmeckt noch riecht, dann hat man Heiligabend um so mehr Hunger… 🙂 Nun ja, ich fürchte, heute wird ein langer Spaziergang fällig. Mal sehen, was meine Sinusitis dazu sagt.

Ich habe mir heute mal das Vergnügen gegönnt RBB zu gucken. Für alle, die es nicht wissen: Das ist das dritte Programm von ARD für den Raum Berlin – Brandenburg. Bei uns ist es über Kabel natürlich nicht zu kriegen. Für MeckPomm steht rundfunkstaatsvertragsentsprechend nur der NDR zur Verfügung, wo man uns quotenmäßig repräsentiert mit etwa 75 Minuten pro Tag plus einmal alle zwei-drei Wochen sonntagabends ne Sendung. Ja, man könnte sich fast als Anhängsel oder Stiefkind fühlen. Von den abertausenden Wiederholungen, die gebracht werden, sind eigentlich so gut wie keine aus dem Osten, also ich meine jetzt aus DDR-Zeiten. Naja, dürfte einem Wessi von z.B. Niedersachsen an der Holländischen Grenze auch schwer zu vermitteln sein.

Weil die MeckPommis sich mal in den 90er Jahren beschwert haben, dass sie sich so wenig im NDR wiederfinden, wurde uns genehmigt, dass der MDR ins Kabelnetz eingespeist wird. Das ist zeitweise auch ganz lustig und es ist schon ossi-gerechter, weil dort z.B. Außenseiter-Spitzenreiter und andere Dinge laufen. Die schönen alten DEFA-Märchenfilme (die DVD kostet mindestens 8,99 Euronen – also mehr als manch Hollywood-Schinken) liefen früher nur auf MDR und RBB, inzwischen haben auch WDR und BR entdeckt, dass die Kinder und Erwachsenen drauf schwören und bringen sie regelmäßig zu Weihnachten.

Und warum nun ausgerechnet RBB? Was ist daran besonders? Da läuft jedes Jahr zu Weihnachten „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“. Zwar nur die alten Wiederholungen von vor 20 Jahren (also dieses Jahr die Sendung von 1987 aus Gera), aber es ist etwas besonderes für mich und viele Ossis zu Weihnachten, so wie der Baum, der Spaziergang am Heiligabend, der Kartoffelsalat. Es ist ein Stück unserer Identität. Es gehört dazu wie Silvester das „Dinner for One“ im Westen. Da, wie gesagt, RBB aus unserem Kabelnetz dank hoher Gebühren fern gehalten wird, konnte ich es die letzten Jahre nicht sehen. Aber dank der TV-Karte an meinem Laptop mit DVBT oder wie das heißt (das neue terristrische Antennenfernsehen), habe ich ab jetzt eine Chance auf RBB. Dummerweise sind wir am Rand des Sendegebietes in MV. Es sind nur 2 Funktürme damit ausgerüstet. Aber mit etwas Alufolie (selbst ist der Ossi) an der Antenne als Vergrößerung der Empfangsfläche und nahe am Fenster ging es auch ohne Außenantenne und Verstärker.

Und dann nach 15 Minuten Sendersuchlauf und rumprobieren der optimalen Position fürs Laptop hatte ich mein RBB und mein „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ mit Heinz Quermann von 1987. Und ich war wieder 9 Jahre alt, ohne jede Sorgen, freute mich über die Geschenke, dass ich Ferien hatte, nicht in den Ferienhort brauchte, saß auf meiner grünen Couch (die es inzwischen nicht mehr gibt) und guckte die Sendung während Muttern von der Küche aus mehr zuhörte während sie das Essen vorbereitete. Es ist schon lustig, welche Klamotten und Frisuren die Leute damals hatten, wie manche Sänger aussahen und so. Aber es ist ein Stück meiner Weihnachtsgeschichte und ich hoffe, dass RBB auch die nächsten Jahre weiter die Sendungen zeigen wird. Es ist mir wurst, was Tobias Schlegel (was für ein Abstieg – von VIVA ins Nachtprogramm von N3) von Extra3 bringt, der sich hauptsächlich über die Ost-Weihnachtssendungen von vor 20 Jahren lustig macht (die im Westen sowieso kaum einer kennt), anstatt mal den geistigen Schrott aufs Korn zu nehmen, den RTL und Co (und inzwischen auch mehr und mehr die öffentlich-rechtlichen) uns Jahr für Jahr antun. Es tut mir leid, dass ich für diese platte (es-sollte-wohl-ursprünglich-Satire-sein)-Satire auch noch Gebühren zahle. Ich will diese Ost-Sendung ab und an mal sehen, da stehe ich zu, ich bin Ossi und das ist ein Teil meiner Kindheit. Punkt.

Ich muss dran denken, mir fürs nächste Jahr eine stärkere Antenne zu besorgen. Putzig, oder? – Früher haben die Ossis Alufolie an die Antennen gemacht, um Westfernsehen zu kriegen, heute machen sie sie ran, um wieder Ostfernsehen zu bekommen 🙂

  





Weihnachtsgrüße von Assistenzarzt

23 12 2007

An dieser Stelle ist es glaube ich an der Zeit, all diejenigen zu grüßen, die dieses Blog mehr oder weniger regelmäßig aufsuchen. Ich wünsche Euch allen ein fröhliches Weihnachtsfest, hoffe, dass ihr nicht arbeiten müsst sondern bei Eurer Familie sein könnt und dass ihr schöne Feiertage verbringen werdet. Uns allen wünsche ich für das kommende Jahr mehr Frieden in dieser Welt und verbinde hiermit den utopischen Wunsch, dass alle Waffen plötzlich in Schokolade verwandelt werden und es endlich jemand schafft eine „Friedenspille“ zu entwickeln, die man etlichen Leuten verabreichen müsste, vielen wohl auch heimlich.

Ganz speziell grüße ich S. und G., mit denen ich seit dem Studium befreundet bin und die ich sehr schätze. Außerdem gehen besondere Grüße an einen Kollegen in Äthiopien. Grüße natürlich auch an meine aktuellen und ehemaligen PJs, zu denen ich teilweise noch lockeren Kontakt habe: Lasst Euch nicht unterkriegen.
Ich möchte mich hiermit auch bei all den Leuten entschuldigen, deren Geburtstag ich dieses Jahr vergessen habe, insbesondere bei I., einer ehemaligen Kommilitonin und bei A. aus meiner Schulzeit. Es wird mir erst jetzt bewußt, da ich Eure Namen alle wieder in meinem Adressbuch lese. Ich habe mir ein neues Handy zugelegt im Sommer und dabei nicht gemerkt, dass der Geburtstagskalender nicht auf der SIM-Karte gespeichert ist und nicht ins neue Handy mitgekommen ist.

Weihnachtsgrüße gehen auch an den Marburger Bund: Seht zu, dass es endlich keine west- und ost-deutschen Ärzte mehr gibt sondern nur noch den deutschen Arzt – gleiche Arbeitszeiten und gleiches Gehalt! Das sollten Eure nächsten Forderungen sein, wenn es am 1.1.08 wieder ans Verhandeln geht. Ansonsten streike ich nicht mit, auch wenn ihr mehr Gehalt fordert. Wenn mehr Gehalt, dann nur, wenns auf beiden Elbseiten das gleiche gibt. Wie sehr ich als alter Verfechter der MB-Ziele von Euch enttäuscht bin, weil ihr es trotz der Streiks nicht geschafft habt, diese elenden 24-h-Dienste abzuschaffen sondern den Kliniken die wunderbarste Ausfluchtklausel geschaffen habt, kann man einige Monate zurück in diesem Blog lesen.  

Wen wollte ich noch grüßen? Alle anderen Assistenzärzte, die die Tage bis zu ihrem Facharzt zählen, auch wenn es noch mehr als 1000 sind… oder gar mehr als 2000… Ach ja, und alle Assistenzarzt-Blog lesenden Patienten: Ich hoffe, Ihr seid nicht zu desillusioniert über die Ärzte und versteht den Zynismus und Sarkasmus nicht falsch. Ärzte sind halt auch nur Menschen und aus meiner Sicht momentan diejenigen, die am meisten im Gesundheitswesen einstecken müssen, auch wenn sie sich nicht alleine für die Ärzteinteressen einsetzen sondern letztlich damit nur die Qualität halten wollen für diejenigen, die krank in unsere Notaufnahmen und Praxen kommen.

Frohe Weihnachten Euch allen.

Assistenzarzt





Adventszeit

22 12 2007

Die Adventszeit ist fast auf ihrem Höhepunkt angelangt. Ich habe viel durchgemacht, aber das tue ich jedes Jahr. Die Anlässe sind jedes Mal verschieden. Dieses Jahr hatte ich mich für eine wunderschöne Erkältung inklusive ausgeprägter Sinusitis entschieden, von denen ich auch nach 3 Wochen noch immer unterhalten werde. Es soll jetzt nicht heißen, dass 70h-Wochen, Streß, Dienste und der ganze Zickenterror in der Klinik für eine reduzierte Abwehrlage verantwortlich sind. Nein, dafür habe ich noch nicht die passende Studie gefunden. 

Ich bin immer noch echt platt wie ne Flunder. So lang wie der Dezember ist, schleppe ich mich jetzt auch damit herum. Das ist neuer Rekord für mich. Ich habe auch noch nie soviele Taschentücher gebraucht. Ich zähle nicht die Taschentücher sondern die Pakete. Es ist unglaublich, wieviel… Sekret… von so einer Nase produziert werden kann. Und vor allem: 3 Wochen lang schon. Ich meine 3 Wochen… wie geht sowas? Ich wußte nicht, dass eine Sinusitis so fett und schmerzhaft sein kann. Ich bin fast verzweifelt, weil ich tagelang keine Besserung bemerkte sondern eher Verschlechterung. Mein Immunsystem scheint sich für einen Urlaub entschieden zu haben, nur leider hat es mir nicht gesagt, wo es hingefahren ist.

Ich habe es dieses Jahr nicht ein einziges Mal auf den Weihnachtsmarkt geschafft. Krank oder Dienst gehabt. Dienst gemacht, umgefallen, krank für ein paar Tage, wieder Dienste und Arbeiten trotz kranksein, wieder übers Limit gegangen, alles noch schlimmer (ha, wen wunderts?), krankgeschrieben. Es ist so: Wenn Dienst ansteht, hat man nicht krank zu sein. Wir sind schließlich mit Erwerb der Approbation Maschinen, die zu funktionieren haben. Außerdem ist man ein Weichei, Warmduscher, Vorwärtseinparker, Verräter, Saftsack,… wenn man sich krankschreiben lässt, weil man krank ist. Zumindest in den Augen der Leute, mit denen ich zusammenarbeite. In meinen nicht. Aber nicht nur in dem Punkt denke ich anders als die Leute in der Abteilung wo ich gerade bin. Ich halte ja auch was von Toleranz, friedlichem Miteinander, Kollegialität und Achtung vor dem anderen. Wenn es den Online-Versand nicht gäbe, hätte ich gar keine Weihnachtsgeschenke. Könnte mir eigentlich auch egal sein, ich hör ja sowieso nur die Hälfte (Gemecker sowieso nicht 🙂 ), weil meine Ohren immer noch total verstopft sind.

Was meine nervtötenden Nachbarn angeht: Auch in diesem Falle ist ein Tubenkatarrh eine Wohltat gegen otoakustische Emissionen dieser Terroristen von unten drunter. Der Bengel hat inzwischen gelernt, wie man jede Weisung der Mutter ignoriert. Er benimmt sich wie sein Vater, nur in klein. Ich sehe / höre also derzeit einen künftigen Frauenschläger heranwachsen. Die Mutter schreit nur noch herum, wenn der Kleine nicht macht, was er soll. Der macht sich wiederum einen Spaß drauß wenn sie keift und bölkt. Neulich morgens hatte ich das zweifelhafte Vergnügen im Fahrstuhl mit dem Jungen und der Mutter runterzufahren. Diese kleine Göre hatte das erstmal drauf, alle Knöpfe auf einmal zu drücken, obwohl er mit seinen 4,5 Jahren weiß, dass man das nicht tut. Mutter schimpfte, er lachte. Ich sagte, es reicht. Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht leiden kann. Ich hatte sogar eine Weile Mitleid mit dem Kleinen. Für seine Eltern kann schließlich keiner was. Aber seine letzten Sympathiepunkte hatte er an diesem Morgen verspielt. Bei Dr. House gibt es eine Folge, wo er einem Kind nacheinander Auto, Polizist und Feuerwehrmann aus der Nase zieht. Da dreht es sich eigentlich um einen schwulen Mafioso. Jedenfalls taucht der Bruder bei House im Ambulanzdienst auf, als House gerade diesem Kind in der Nase bohrt und es rumschreit. Der Mafioso sagt „Stopppp!“ und das Kind erstarrt. Genauso hätte ich diesen Nachbarsbengel am liebsten angefaucht, aber was tut man nicht der Höflichkeit wegen… Heute morgen schreckte ich aus meinem Schnupfenschlaf hoch und durch meine verstopften Ohren dachte ich, es schreit mich jemand an. Ich beruhigte mich recht schnell, da ich begriff, dass niemand neben meinem Bett steht und mich anbrüllt, sondern dass unten drunter war. Sie keifte, der Junge schrie zurück (früher weinte er nur, inzwischen schreit er), sie keifte wieder, er schrie… „Du bist jetzt 4 Jahre alt, du müsstest… “ (Tubenkatarrh) „Wenn du nicht… “ (Tubenkatarrh) „… dann rufe ich Oma und Opa an und sage, dass du heute nachmittag nicht mitkommst. Dann bleibst du hier.“ „… ich will aber…“ „Nein, lass das!“… Ich weiß nicht genau, worum es eigentlich ging. Ob es das Trillerpfeifenkonzert von eine Stunde vorher war, dass mich bereits vorher einmal weckte. Der Junge hat inzwischen die Konfliktlösungsstrategien seiner Eltern übernommen, die eigentlich keine sind. Man muss nur in Medizinische Psychologie und Kinderneuropsychiatrie etwas aufpassen und dann kapiert man, was da unten abläuft. Spätestens mit 8 Jahren wird er kleine Katzen quälen, mit 10 Jahren wird er seine Mutter auch schlagen, mit 11 Drogendealer, mit 12 Autoklauer und mit 14 endlich eingesperrt. Als die zu Ostern einzogen, war der kleine fröhlich, aufgeweckt, hat immer gesungen,… jetzt ist er auf dem Weg zu einem Problemkind für die Supernanny. Das sind doch Aussichten.

Der Dezember ist auch die Zeit, um Leute zu treffen, die man lange nicht gesehen hat. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, von dem Mann, in den man mal verliebt war – und so doof war, es ihm zu sagen, sich eine Abfuhr einzuholen, damit er Wochen später wieder anfängt herumzuflirten – die Freundin offiziell vorgestellt zu bekommen, die auf einmal auftauchte, als man dachte, der andere will was von einem selbst. Ein Moment, vor dem ich immer etwas Beklemmungen hatte. Wohl nicht nur ich. Es kam zu einer Polarisierung intrapersonell in meiner Psyche. Einerseits dachte ich: Ok, sie ist älter, sie hat mehr Falten und sie wirkt irgendwie sehr einfach, ihr Händedruck ist so lasch, als hätte man einen toten Fisch in der Hand und ich hab mich amüsiert, weil Frauen sich halt amüsieren, wenn sie feststellen, dass sie wohlmöglich besser aussehen als jemand anderes, den sie für überlegen gehalten haben. Andererseits war da aber auch Verwunderung, Nicht-Verstehen und Erstaunen, dass man jemanden so falsch eingeschätzt hat (wobei da noch einige andere Facts eine Rolle spielten) und dass diese Frau mit einem selbst doch gewisse Ähnlichkeiten hat, auch wenn einem das so auf den ersten Blick vielleicht nicht auffällt. Gott sei Dank sind wir alle erwachsen, mehr oder weniger über Dinge aus der Vergangenheit hinweg und können friedlich miteinander umgehen. Die menschliche Psyche wird mir aber mit jedem Jahr, das ich älter werde, immer rätselhafter.

Die Adventszeit ist auch die Zeit der Wünsche. Von meinem Wunsch einer Nintendo Wii bin ich erstmal abgerückt. Ich weiß nicht, wo ich sie hinstellen soll und mein Fernsehbildschirm ist wohl auch für den wirklichen Spielgenuss etwas zu klein. Dafür wünsche ich mir das neueste Buch von David Baldacci „Die Wächter“ und ich weiß, dass ich artig war und es somit auch bekomme 🙂 Kleiner Tip: RTL ist ziemlich hinter dem Mond. Die stellen  momentan das vorige Buch von Baldacci „Spiel der Stunden“ (engl. Hour Game) als Buchtip vor… man, ob die irgendwann man im Jetzt ankommen? Das sollten doch sogar die Redakteure von dort rauskriegen…

In diesem Sinne Euch allen einen schönen 4. Advent. Packt allmählich die Geschenke ein, futtert nicht so viele Plätzchen,  seid nett zu euren Mitmenschen (außer es sind die Nachbarn von unten drunter) und falls es jemanden gibt, den ihr ganz besonders mögt und dem ihr das noch nicht gesagt habt, dann wäre diese schöne romantische Dezemberstimmung mit Raureif auf den Bäumen doch endlich mal die Gelegenheit, oder? Ihr müsst ja nicht unbedingt zu Bauer sucht Frau gehen… 😉





Ärzte – Weihnachts-Wunschzettel

15 12 2007

Was wünscht ein Arzt sich vom Weihnachtsmann? Nicht viel würd ich sagen. Also ich fang mal an mit einem Weihnachts-Wunschzettel von Ärzten an den Weihnachtsmann.

  1. nur 40 Stunden Wochenarbeitszeit
  2. ein Zeiterfassungssystem für die Klinik
  3. ein Formular, wo ich meine Überstunden dokumentieren kann und sie bezahlt bekomme
  4. einen Chef, der es nicht nötig hat, seine Assistenzärzte in der Visite vorzuführen und zu blamieren
  5. einen Chef, der gerecht zu seinen Assis ist und nicht gerade die Unfähigste wie einen VIP behandelt und allen anderen die Schuld für Dinge zuschiebt, die VIP-Assi verbockt hat
  6. eine andere Gesundheitspolitik
  7. Zwangsverrentung von Ulla Schmidt
  8. Psychotherapie für Staatssekretäre im Gesundheitsministerium
  9. weniger Hierarchie-Strukturen
  10. weniger Papierkram
  11. dass den Klinikverwaltungen ein Kronleuchter aufgeht
  12. einen Tarifvertrag, der endlich das erfüllt, was wir fordern
  13. dass alle freien Arztstellen besetzt werden und nicht frei bleiben, weil man dann ja auch keinen bezahlen muss