Fatales Nichtstun am Rand des Abgrunds

20 11 2021

Momentan erleben wir die Epidemie in voller Breite von hausärztlicher Seite. Während wir in den ersten 3 Wellen pro Welle insgesamt von mehreren Fällen in einer Praxis sprachen, sieht die Sache derzeit deutlich anders aus. Im Oktober hatten wir etwa einen Fall jede Woche, das fanden wir viel. Doch jetzt hatten wir diese Woche in unserer kleinen Praxis bereits 3 Fälle. Damit wird die neue Höchstzahl mit über 1000 Infektionen in MV für uns selbst spürbar. Viele Kollegen wähnten sich immer weit weg, hatten in unseren Breiten genau wie wir wenige Fälle. Wenn es jetzt jedoch noch mehr werden, dann bekommen wir ein Problem. Wir fahren Normalbetrieb, impfen dazu gegen Grippe und jetzt auch in (wenn Spahn es nicht gerade an die Wand fährt und den Impfstoff wegstreicht statt die Aufgabe von nationaler Tragweite anzugehen und dabei die Befindlichkeiten der Menschen zu beachten) großem – für uns großem – Ausmass die Boosterimpfungen. Mein Motto ist: Jeder geimpfte oder geboosterte trägt es nicht herum…

Die Kollegen in den Kliniken, vor allem in anderen Bundesländern, sind kurz vor dem Kollaps. Während wir 2020 nach Italien sahen und es fern war, wenn im Eingangsbereich von Kliniken blitzeblaue Menschen nach Luft rangen und kurz darauf starben, da ist es jetzt hier angekommen. In ein bis zwei Wochen – sprich zu Beginn der Adventszeit – werden wir in den ersten Landkreisen Verhältnisse wie einst in Norditalien haben. Doch dort hat man gelernt und ist vor allem in der Kommunikation über die Impfung anders mit den Menschen ins Gespräch gegangen als hierzulande – Impfquote um die 80%… Ich weiß nicht, ob es jemand versteht da oben, aber in unseren Kliniken ist das Personal am Ende nach 1,5 Jahren Katastrophenmodus. Wer nicht schon krank ist, arbeitet für die kranken Kollegen mit. Wie lange soll das noch gut gehen?! Und na klar sind die sauer, dass die Leute sich nicht impfen lassen, denn auf den Intensivbereichen liegen überwiegend ungeimpfte Patienten. Vermeidbare Tote. Und die lebenden blockieren Betten für die Routinefälle, die eine HerzOP bräuchten, aber wegen mangelnder ITS-Kapazität nicht operiert werden können. Und wenn jemand noch vor der Herz OP an einem Infarkt stirbt, dann zählt es in eine andere Statistik. Aber Corona hat auch ihn irgendwie getötet. Kann mir jemand folgen? Durch all das, was gerade passiert, werden Familien auseinander gerissen. Wird Weihnachten nie wieder das selbe sein wie vorher, werden Kinder zu Halbwaisen und Enkel verlieren Oma oder Opa viel zu früh. Wollt ihr das alles so?

Das Fatale Nichtstun kurz vor dem Abgrund läuft gerade in Berlin. Während sich die Damen und Herren der Ampel-Riege gerade gegenseitig die Füße küssen und in Gesprächskreisen vor sich hin verwelken, liegt dieses Land in einem gefährlichen Koma. Wir rasen mit tausend Sachen auf den Abgrund zu und niemand tut etwas dagegen. Die kommissarische Noch-Regierung würde prinzipiell wohl gerne – wie bei jedem Regierungswechsel zuvor – ein Trümmerfeld zum Aufräumen hinterlassen gespickt mit Tretminen aller Art. Aber das geht dieses Mal nicht, denn man merkt wohl selbst, dass es nicht gut wäre… Also während die kommende Regierung noch im Rausch der Glückseligkeit der gewonnenen Wahl vor sich hin verhandelt, muss die alte Regierung irgendwie den Spagat schaffen zwischen dem, was man gerne würde und dem was die kommenden wollen… heraus kommt kaum was brauchbares. Das Auslaufen der Epidemischen Notlage zum 29.11.21 ist wohl die derzeit größte Fehlentscheidung. Während sämtliche Arztverbände dagegen Sturm laufen, juckt es niemanden. Klingt nach einer künftigen Tretmine. Da dürfte sich die scheidende Regierung durchaus in den Geschichtsbüchern einen der entscheidenden Schritte für den Schwarzen Winter 2021/22 vorwerfen lassen müssen.

Eine zweite große Fehlentscheidung aus ärztlicher Sicht wohl gewesen, vor einigen Monaten im Überschwang der abklingenden dritten Welle zu sagen “Nie wieder Lockdown“. War absehbar, dass das zu früh kam. Kam bei vielen wohl so an, dass sich die anderen schon impfen lassen und Lockdown kommt eh nicht mehr, also wozu dann impfen? Noch größer bzw. schlimmer finde ich die Unfähigkeit, oder sollte man eher sagen die volle Hose, wenn es darum geht, jetzt einfach mal den Rücken gerade zu machen und als amtierende Regierung einen Lockdown zu fahren. Wenn wir zwei Wochen warten, kommt er zu spät. Wer glaubt, dass er in Deutschland nie Zustände wie in Italien, Spanien, England oder damals Portugal sehen wird, der irrt. Man kann nur hoffen, dass es irgendwie nicht die eigene Region ist. Doch leider sieht die Karte mit den Zahlen anders aus. Schön war der Sommer mit der kurzen Pause. Damals im Strandkorb dachte ich, es ist so schön dieser Moment und ich habe gespürt, dass ich diesen Moment wirklich genießen musste, denn eine Ahnung war da, dass das damals in Zahlen kleine Delta uns überrollen wird. Ich hoffte, mich zu irren…. eigentlich hatte ich mit verschärften Massnahmen Ende September gerechnet… aber dieses Machtvakuum bietet Corona viel Raum. Es wäre vielleicht vernünftig gewesen, wenn man sich geeinigt hätte, dass währen der Übergangsphase der Kurs der alten Regierung komplett weiter gefahren wird. Denn die Regierungsbildung kann sich noch einige Zeit hinziehen. Ich glaube, wenn man nicht bald entscheidende Dinge ändert, dann kann sich zwar die neue Regierung bilden, wird aber am Schwarzen Winter scheitern und wir haben im Frühjahr wieder Wahlen…

Was wäre jetzt angezeigt? Aus meiner Sicht ein paar Dinge, damit wir wenigstens vor Weihnachten einen Schritt vom Abgrund weg erfolgt.

  1. Sofortiger Entscheid, dass die Epidemische Notlage bis mindestens 31.5.22 verlängert wird
  2. Sofortiger Lockdown mit 2G für Geschäfte, Absage von großen Veranstaltungen, generelle Maskenpflicht in Innenräumen auch bei Veranstaltungen, Homeoffice, Homeschooling an betroffenen Schulen für Ungeimpfte Kinder zu deren Schutz, Kitas wieder mit entsprechenden Vorkehrungen, usw.
  3. Boosterimpfungen bis Jahresende mit Verpflichtung der Länder die Impfmöglichkeiten innerhalb von 7 Tagen zu verdoppeln. Für die Adhärenz und die Logistik in den Praxen wäre es mehr als sinnvoll, ausreichend Biontech zur Verfügung zu stellen. Es macht wenig Sinn, knapp 50 Millionen mit Biontech zu impfen, aber mitten im November über 8 Millionen Biontech Dosen ins Covax zu geben, statt dafür Moderna in gleicher Höhe dafür zur Verfügung zu stellen. Menschen haben Vorstellungen, Emotionen, Prägungen, solange das nicht berücksichtigt wird, ist jede Booster-Kampagne nicht ins Laufen zu bekommen.
  4. Gesundheitsämter wie in der dritten Welle umgehend verstärken mit Hilfe anderer Behörden und Bundeswehr-Amtshilfe. Es ist nicht die Aufgabe der Hausärzte, neben all den anderen Dingen auch noch die Kontaktverfolgung zu machen. Und es bringt wenig Sinn, wenn die Quarantäne-Anordnung erst nach 4-5 Tagen kommt…
  5. Auch der Hausärzteverband bzw. die Landesverbände müssten mal überlegen, bevor sie was sagen. Wie kann man davon ausgehen, dass die Hausarztpraxen das ganze Boostern alleine schaffen??? Wer sitzt da und kann nicht rechnen? Durch diese Haltung fehlte sicherlich auch die mediale Kampagne in Sept und Oktober. Wir sind den Leuten damals mit den Impfungen hinterher gelaufen, aber keine wollte. Tja und jetzt…

Schließlich ist die Frage, was man selbst tun sollte. Mit einem Wort: Einigeln. Je weniger Kontakte, desto besser. Schnelltests immer wenn man sich trifft, und zwar für alle, die da sind. Impfen natürlich. Und klare Linie fahren, z.B. statt höflich zu ertragen, dass der Besucher ungeimpft ist und sich großkotzig aufführt, würde ich ihn einfach genauso höflich ausladen. Wenn das alle tun, lösen sich manche Dinge durch den Druck des Umfelds von allein. Statt CampDavid T-Shirt um dazu zu gehören, will man dann vielleicht endlich die Impfung, weil der Freundeskreis sich so langsam verkleinert… Und sich stets die Frage stellen: Muss das jetzt sein? Muss ich ins Konzert/Kino/Fußball? Wäre es mir das wert, dafür an Corona zu erkranken oder im schlimmsten Fall dafür mit ernsten Problemen zu kämpfen?

Wir kommen nur vom Abgrund weg, wenn jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt und nicht hofft, es wird ein anderer lösen – ob nun beim Thema Impfen oder beim Entscheid über Lockdown und Epidemische Notlage. Am Ende muss sich jeder fragen, was hast du 2021 getan, als der Schwarze Winter war, Opa, hast du geholfen?





Ärzte zu pauschalem Lockdown

28 10 2020

Was mich derzeit am meisten anstinkt?

Ärzte, die sich in die Medien stellen, z.B. Der ARD bzw Tagesschau, und meinen für alle Ärzte zu sprechen. Konkret: KBV Chef Herr Dr. Gassen, ein Orthopäde (!!!!!!!!- und ich spare mir an dieser Stelle die altbekannten Witze, wir wissen alle wer den Topf mit Gold auf dem Fußballfeld bekommt…), Prof. Schmidt-Chanasit (bisher kein Fachbeitrag zu Covid-19, Stand heute Abend) und Prof. Streeck (bisher 3 Fachbeiträge zu Covid-19, Stand heute Abend).

https://www.tagesschau.de/inland/wissenschaftler-lockdown-101.html

Mal ganz ehrlich: da stellen sich 3 Leute hin, ein Orthopäde, der Verwaltungsarbeit macht, zwei Virologen, der eine auf HIV spezialisiert mit 3 Fachbeiträgen, die publiziert wurden, der andere auf Arbovirosen spezialisiert und noch keine Fachpublikation zum Thema Covid-19, schreiben an einem Positionspapier und behaupten damit die Meinung der Ärzteschaft zu vertreten. Das tun sie nicht. Kein Arzt aus meinem Umfeld, Internisten, Hausärzte, Anästhesisten fühlen sich dadurch ausreichend in ihrer Meinung vertreten. In kleinster Weise bildet sich die Medizin in Kliniken ab. Soll das jetzt ambulante und klinische Medizin auseinander treiben?
Wessen Meinung ist es denn eigentlich? Die der drei Verfasser und ihrer Anhänger oder Abhängigen? Die der Medien?

Wenn ich mich als KBV hinstelle und so etwas rausposaune, sollte ich wenigstens mal vorher schauen, mit wem ich das tue. Vielleicht nicht mit Personen, die unter Fachkollegen nicht gerade bekannt für ihre fachliche Expertise bezüglich Covid-19 sind? Fachliche Expertise heißt nicht, dass man mit Twitter umgehen kann. Wenn das die Fachqualifikation wäre, dann könnten wir Herrn Trump zum Weltvirologen erklären.

Ein Positionspapier mit viel heißer Luft und wenig Substanz… oder ich hab es überlesen… das sind doch vieles Dinge, die in Realität oftmals laufen oder geplant sind. Jedenfalls in MV. Andere Dinge sind so realitätsfern. Beispiel Putzfrauen und FFP2 Masken. Ja gut und schön, und wie soll das laufen? Die Reinigung ist in den Kliniken vom Outsourcing betroffen. Das sind keine klinikmitarbeiter. Wer soll der Kostenträger sein? Schnelltest vor dem Pflegeheim. Tolle Idee. Und realistisch betrachtet? Da arbeiten pro Wohnbereich 1 examinierte Pflegekraft. Die kann man dafür nicht abstellen. Der Rest sind Hilfskräfte. Die können oft noch nicht mal korrekt Insulin spritzen. In deren Händen einen fehleranfälligen Schnelltest, der bei falscher Anwendung falsche Ergebnisse liefert? Und so knapp besetzt, dass die oft nicht mal zum Toilettengang kommen. Denen soll man das jetzt auch noch aufnacken? Und wenn zusätzliches Personal, wo soll das her kommen? Und wer bezahlt?

Liest man genau, werden meckernde Zeitgenossen wie ich kritisieren, dass die selbstisolation von Risikogruppen befürwortet wird, damit sich eben nicht alle in Verantwortung begeben müssen. Die Last und auch irgendwo die Schuld für Infektionen, wenn’s doch passiert, wird auf die alten, kranken, schwachen verschoben. Hätten ja in ihrem Rapunzelturm bleiben können. Etliche jammerten, die armen Kinder, keine Schule, kein Spielplatz, kein kiffen auf dem Hinterhof. Aber mit den Großeltern kann man es machen? Ich finde es als Hausarzt jetzt schon schlimm, wie viele meiner alten Patienten weniger als 5 soziale Kontakte am Tag haben. Das nennt man häusliche Vereinsamung. Wenn das jetzt offene politische Forderung wird, dass du zuhause bleiben sollst, wenn du alt oder krank bist, wird manchem nur noch der Fernseher bleiben. Viele werden sich gar nicht mehr raus trauen, selbst zum spazieren gehen oder mal zum Doktor und der Apotheke. Schon gar nicht in den Kleingarten, wo es noch ein paar Meter weiter ist als zum Doktor. Es wird ihnen vorkommen, als wenn alles um sie herum gefährlich ist. Also noch gefährlicher als sonst. Schon jetzt merke ich bei den Patienten, dass sie mehr Ängste haben. Ich denke, dass dann die suizidrate unter alten steigen wird. Ist das Würde im Alter? Und was glaubt man, wieviel freie Hausbesuchskapazitäten in manchen Regionen noch sind? Dann können wir ne Sprechstunde schließen oder zwei. Nützt auch keinem was.
… und dann der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Musste es heute sein? Ich meine, wir müssen jetzt erstmal alles wieder in den Griff bekommen. Vor 8 Wochen hätte es vor Beginn der Urlaubsreisen Sinn gemacht, sowas zu diskutieren. Es würde Sinn machen, es in 3-4 Wochen zu diskutieren wenn die Zahlen hoffentlich wieder unter 5000 sind. Aber jetzt?! Was sollte das? Es trägt nur dazu bei, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Ärzteschaft eine Spaltung erlebt, statt sich zu einen im gemeinsamen Kampf um Menschenleben. Mit Sicherheit hat man heute mehr Publikum als sonst, weil heute Entscheidungen fielen. Wenn das das Ziel war, ist es wie bei den Kids auf youtube… Forderungen stellen ist nicht gleichzusetzen mit Lösungen anbieten. Gelöst hat dieses Papier gar nichts, es trägt am heutigen Tag zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Es sät Zweifel und Misstrauen, wo wir Einheit brauchen. Aber da müsste man eben dazu übergehen, Dinge nicht über die Presse und Medien zu diskutieren wie C-Promis aus dem Dschungelcamp sondern wie erwachsene Menschen und Ärzte / Politiker auf Augenhöhe und gemeinsam mit allen, auch Physikern, Mathematikern, Soziologen, Pflegekräften etc.

Positonspapier des KBV Vorsitzenden

Herr Prof Streeck, einer der drei Autoren, sorgt bei mir immer für große Abwehr, egal was er sagt. Zum einen wie gesagt unterscheidet sich sein Portfolio an Papers in Fachjournalen deutlich von denen anderer. Zum anderen frage ich mich, warum jemand wie er sich derart in die Medien drängt. Was soll das? Es ist gefährlich, zu glauben, man weiß viel und tut es nicht, dabei aber laut herumzuschreien, dass alle glauben, na wenn er laut ist, wird es schon stimmen. Seine Heinsberg-Studie wurde vom Fachpublikum stark diskutiert, da die wissenschaftlichen Methoden nicht die besten waren. Und im Gegensatz zu allen anderen ließ er sich bzw das ganze Vorhaben von einer PR Agentur namens Storymachine unterstützen. Nomen est Omen… Wie das Blog medwatch berichtet, ist einer der Mitbegründer der frühere Chefredakteur der BILD Zeitung Kai Diekmann. Selbiger war früher im kritischen Bildblog.de sehr oft Thema. Wenn man nach der PR Agentur im Netz sucht, taucht außerdem der Name Philipp Jessen auf. Laut seinem derzeitigen Profil bei LinkedIn beschäftigt gewesen bei BILD, Bravo, Gala und Stern. Kann jetzt jeder selber überlegen, für wie seriös er diese Zeitschriften hält.

Was die mediale Präsenz des Herrn Streeck angeht… er scheint ja durchaus gute Kontakte zu Journalisten zu haben… jedenfalls gewinnt man irgendwie den Eindruck. Und bei mir ist der Eindruck einstanden, man versucht ihn zielgenau zu positionieren, zu einem Meinungsmacher zu machen. Macht zum Beispiel die Pharmaindustrie zum Vergleich genannt auch gerne. Einen regional angesehenen Arzt zu Vorträgen einladen, die werden durchaus neutral gehalten, gibt ja sonst vielleicht Ärger, und mit dem guten Ruf des Kollegen ganz unscheinbar mitschwingen, und systematisch hebt sich das Bild vom Sponsor bei den Ärzten der Region. Ein durchaus erfolgreiches Marketing für einige Unternehmen. Und mit Herrn Streeck, dessen Ego sich von den Medien wohl sehr angezogen zu fühlen scheint, hätte man doch jemanden, den man zu einem Multiplikator für Meinungen machen und aufbauen könnte. Da darf man ja durchaus polarisieren. Meinungen, die der PR Agentur entgegen kommen könnten. Und wenn ich überlege, dass die ehemaligen Arbeitgeber der PR Agentur verbundenen Herren ziemlich viele Anzeigenkunden aus der Wirtschaft haben, ziemlich gut bekannt sein dürften mit Politik und Wirtschaft durch ihre Vita, etc., dann bekommt die Tatsache, dass ein Virologe mit dem genannten Background sich so in die Medien begibt, ständig Äußerungen tätigt, die der Wirtschaft gefallen, den Gegnern der Maßnahmen auch, den intubierenden Anästhesisten und Gesundheitsämtern weniger, irgendwie einen merkwürdigen Touch.

Und genauso kritisiere ich die als Unterstützer aufgeführten Fachgesellschaften. Wie kann man sich so unkritisch an ein Positionspapier hängen? Wie wäre es mal mit Faktencheck im Vorfeld gewesen? Ihr seid alles eingetragene Vereine, hat mal einer vorher die Mitglieder zu ihrer Meinung gefragt? Auffällig ist für mich, dass Gesellschaften wie Labormedizin, Gynäkologie etc. da stehen. Und die Berufsverbände der niedergelassenen Ärzte. Zufällig ziemlich davon abhängig, welche Entscheidungen in der KBV fallen… Anästhesisten und Internisten aus der Klinik wie die DGIM stehen nicht drauf. Mal ehrlich, wieviel Covid-19 Patienten hat ein Gynäkologe betreut? Beatmet? Weaning gemacht? In der Reha gehabt?

Wie gut die aktuellen Maßnahmen ausreichen sehen wir ja. Wir sind etwa 3-4 Wochen hinter Belgien und Frankreich zurück. Wenn wir so weiter machen, dann stehen viele Familien statt unter der Weihnachtsbaum beim Bestatter und suchen Urnen aus. Dann fährt nicht DHL herum und wird heiß erwartet sondern wie Italien und New York die Leichenwagen. Da ja viele von den Epidemietreibern Eigenverantwortung mit einem Freibrief für Leichtsinn verwechseln sind wir inzwischen bei 15000 Infektionen pro Tag. Eigenverantwortlich zu sein heißt Freiheiten haben, aber sie mit Vernunft nutzen. Das passt aber nicht, wenn man denkt, es guckt keiner hin, dann ist auch kein Virus da. Es ist an der Zeit, dass auch die Optimisten begreifen, dass der Weg der Vernunft und der Eigenverantwortung gescheitert ist. So wie in den anderen Ländern.

Ich mache alle Kollegen, die jetzt noch glauben, es kann alles so weitergehen wie bisher, zu Mitverantwortlichen für all die Toten und Kranken mit Folgeschäden, die jetzt kommen. Heute haben 86 Familien in diesem Land jemanden verloren, der noch hätte leben können, wenn alle in diesem Land für ihr handeln Verantwortung getragen hätten. Bei der Grippewelle 17/18 gab es ca 1600 Tote mit nachgewiesener Laborbestätigter Infektion. Bei COVID sind es jetzt schon über 10000. Und im übrigen finde ich, dass wir all die Jahre vorher gerade Risikogruppen gegenüber viel zu fahrlässig mit Influenza umgegangen sind.
Außerdem macht ihr unsere eigenen Kollegen in den Hausarztpraxen und gerade in den Kliniken zum Kanonenfutter der Epidemie. In meiner Stadt haben seit der ersten Welle in einer Klinik die Hälfte der Ärzte und Schwestern gekündigt auf der ITS. Die hatten keine Lust mehr darauf, das kleinste Glied in der Nahrungskette zu sein. Es kann nur noch die Hälfte der Betten bewirtschaftet werden. Und in anderen Städten wird es nicht anders aussehen. Wenn ich das schon höre… es sind so und so viel Betten frei… wir haben so und so viel Beatmungsgeräte… kann ja noch viel doller kommen, noch ist ja Luft nach oben… noch können wir es drauf ankommen lassen… bloß keine Restaurants schließen, sonst muss man selbst kochen, bloß auf keine Party oder Feier verzichten, das Leben ist ja schon hart genug… hart? Hart?! So hart, wie nacheinander COVID Patienten zu intubieren und festzustellen, dass die freien ITS Betten längst in einigen Landkreisen nur noch Makulatur sind und jemand anderen sterben zu lassen, weil man kein freies Bett mehr hat und er den Transport woanders hin nicht mehr schafft? Und nach 12 Stunden mit Muskelkrämpfen nach Hause zu gehen oder auf dem Klinikparkplatz im Auto einzuschlafen? Mal ehrlich: Wieso geht ihr mit unseren eigenen Leuten so um? Schämt euch.





Wie mit Maskengegnern umgehen?

30 08 2020

Ich finde es langsam an der Zeit, dass unsere Standesvertretungen sich Gedanken machen, wie wir als Ärzte mit Maskengegnern umgehen sollen.
Technisch erwiesen ist die Funktion der Maske als Aerosolbremse. Sie reduzieren die Verteilung von dem, was als Erregerreservoir in der Luft gilt – dem Aerosol. Kann man im Hausgebrauch als Demo mal ausprobieren, in dem man mit Deospray in die Luft sprüht und dann mal in eine Maske.
In einer Demokratie darf ja jeder denken, was er will. Er darf aber andere nicht in der körperlichen Unversehrtheit beeinträchtigen. Gehen wir davon aus, denke ich, es ist gerechtfertigt, Den Maskengegnern das Nichttragen zu lassen, ihnen aber den Zugang zu Einrichtungen des Gesundheitssystems zu verwehren, wenn sich dort andere, die sie gefährden, aufhalten. Vielleicht müsste man dann Praxen einrichten, in denen diese Leute gesammelt behandelt werden. Quasi wie Kohortenisolation. In eine normale Praxis wie beim Hausarzt würde ich sie nicht lassen wollen. Gleiches gilt im ÖPNV. Vielleicht muss man dann Infektionsbahnen und Busse fahren lassen, wo man ohne Maske fährt, damit alle anderen sicher fahren können. Oder beim einkaufen eben vor Ladenschluss reinlassen, dass sich das aerosol mit lüften und über die Zeit unschädlich machen lässt.
Bei den Attesten für Maskengegner (und ich rede nicht von den medizinisch begründeten mit Herz oder Lungenproblemen, die es aus medizinischen Gründen nicht schaffen, aber trotzdem versuchen, um sich und andere nicht zu gefährden…) sollte aus meiner Sicht rechtlich eine Enthaftung für den Arzt drauf sein, dass er die Kosten bei Infektion durch fehlende Maske nicht trägt und auch nicht für eventuelle Ausbrüche durch den Maskengegner, der sich infiziert hat und andere ansteckt. Und es sollte außerdem auf diesem Attest eine Verzichtserklärung stehen, die dann vom Maskengegner zu unterschreiben ist, damit das Attest gültig ist: „Im Falle einer tatsächlichen Infektion und Erkrankung mit Covid-19 verzichte ich auf eine intensivmedizinische Behandlung sowie nichtinvasive und invasive Beatmung und bei Mangel an Behandlungskapazitäten auf eine stationäre Aufnahme sowie Inanspruchnahme des Notdienstsystems.“ Da diese Menschen Covid-19 für eine Erfindung halten, etwas, das es nicht gibt oder so harmlos ist wie Fußpilz oder ein Schnupfen, ist in der Schlussfolgerung demzufolge nicht zu erwarten, dass eine intensivmedizinische Betreuung oder Notfallbehandlung erforderlich ist. Also können sie so etwas im Gegenzug zum Nichtmasketragen-Attest problemlos unterschreiben.
Oder? Ich finde, es gehört in die Kammern zur Diskussion. Wir brauchen einen geregelten Umgang und Rechtssicherheit mit dem demokratischen Recht, etwas nicht zu wollen. Und Es gilt dabei die Notwendigkeit abzusichern, den Schutz und die Behandlung aller anderen zu gewährleisten, die in der demokratischen Mehrheit sind.





Der Feind in der eigenen Klinik

30 08 2020

Schlimm genug, dass man sich als Arzt inzwischen dafür rechtfertigen muss, dass man Menschen behandelt, sogar solche mit Covid-19, weil eine kleine Minderheit der Überzeugung ist, es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern eine Erfindung von einem großen Verschwörungsring. Schlimmer ist jedoch, dass offenbar ein paar dieser Trolle tatsächlich im medizinischen Bereich oder in Versorgungseinheiten für Gesundheitseinrichtungen arbeiten. Der Feind im eigenen Haus sozusagen. Und sie haben offenbar Zeit, neben der versuchten Erstürmung unseres Parlamentsgebäudes auch noch Kommentare in Blogs abzulassen.

Wie verhalten die sich auf Arbeit? Machen die alles, was Patienten und Mitarbeiter schützt? Oder sabotieren sie Hygienemassnahmen? Provozieren sie damit Infektionsketten? Sind sie loyal zu ihren Arbeitgebern oder zu ihrer wie auch immer gearteten Überzeugung? Wie gehen Arbeitgeber damit um?





Unfaire Kostenverteilung bei Corona-Tests

25 07 2020

Heute wird auf diversen Nachrichtenportalen verkündet, dass geplant ist, dass alle Reiserückkehrer, die nicht in der Lage waren auf einen Auslandsurlaub zu verzichten, kostenlos auf Coronavirus getestet werden können innerhalb der ersten 72h nach der Rückkehr.
Ich dachte, mich tritt ein Pferd.

Ich finde das unfair. Warum??? Weil alle kranken Menschen, die in eine Rehaklinik wollen, einen Negativen Coronatest vorweisen müssen. Und dieser ist nicht kostenlos, er wird auch nicht von den Kassen übernommen. Also Risikoverhalten auf Mallorca = kostenfreier Test, aber Herz-OP oder Bandscheibenvorfall = Test bezahlen. Ich weiß nicht, wer dem GBA, den Kassen, der Politik und den Ministerialbeamten so etwas nahegelegt hat. Aber wenn jemand eine Reha braucht, dann würde ich jetzt einfach sagen, ich war mal kurz im Ausland, ich hätte gerne den kostenfreien Test… Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit… Menschen die auf sich achten müssen, werden bestraft und die Deppen, die nicht mal ein Jahr auf Auslandsurlaub, billiges türkisches All-inclusive-Hotel und Saufen auf Malle verzichten können, weil sie ihre Frontallappen nicht ausreichend steuern können, denen schenken wir für Risikoverhalten und Verstand ausschalten einen kostenfreien Test?

Und dann lese ich, dass es die Gesundheitsämter und Hausarztpraxen machen sollen. Das Gesundheitsamt in unserer Stadt testet selbst nur marginal. Dafür starten wir dann mit dem Run auf die Hausarztpraxen, in die sich endlich wieder die chronisch kranken Menschen trauen, und die jetzt dort, wo dringend Kontrollen nachgeholt werden müssen aus der Lockdown-Zeit, auf die Malle-Deppen und Türkei-Schnäppchenjäger treffen. Na Prost Mahlzeit. Soll das jetzt das schwedische Modell werden, wo man ohne es groß zu kommentieren gar nicht so wirklich was tat und dafür die Rentenkassen entlastet und Pflegeheime für Neuaufnahmen beräumt?!
Ich bin ehrlich gesagt nicht bereit, als Hausärztin in einem MVZ mit zahlreichen herzkranken, lungenkranken, diabeteskranken und älteren sehr netten Menschen auch nur einen davon zu gefährden, nur weil es jüngere und vermeintlich gesündere gibt, die glauben, es gibt nur sie und sie schulden weder der Elterngeneration noch der Allgemeinheit irgendetwas, Rücksicht zum Beispiel.
Interessanterweise hat unsere KV ja auch mal eben vor den Ferien alle Testzentren ratzfatz dicht gemacht. War ja auch nicht zu erwarten was jetzt passiert… merkwürdig, für uns Hausärzte schon. Aber uns hat man da zu Spielverderbern hingestellt, die die Tourismuswirtschaft hassen würden und zu jammernd und ängstlich seien… ja nee, is klar…

Der sächsische Ministerpräsident und Herr Lauterbach verkünden, dass die zweite Welle begonnen hat. Ja das hat sie. Auch bei uns in MV. Leider.
Es gibt nur einen Weg, das ganze vernünftig zu steuern.
1. macht sofort die Drive-in-Testzentren wieder auf!
2. Fangt endlich wieder an, die Einhaltung der noch gültigen Regeln zu kontrollieren. Es geht hier Gott verdammt nochmal nicht um die Befindlichkeiten von SUV-fahrenden Hotelliers und wohlstandsadipösen Gastronomen. Es geht um Menschenleben. Vielleicht um das Eurer Liebsten oder das Eurer Eltern. Jeder Ort könnte einen Haufen Geld in die Stadtkassen spülen, wenn der Ordnungsdienst plus Polizei Kontrollen machen würden. Und man würde viele da erreichen, wo das Handeln gesteuert wird- im Portemonnaie. Das Hirn ist ja beim Saufen auf Malle geblieben oder durch WhatsApp und Facebook in Digitalnarkose gelegt.
3. ändert die Hygienepläne in den KITAs und Schulen. Staffelt die Pausenzeiten, trennt die Klassenstufen räumlich, nutzt mehr Außenbereiche und verbietet es konsequent, kranke Kinder in KITA oder Schule zu lassen.
4. übernehmt die Kosten für Tests vor Rehas etc. Was soll der Schwachsinn, Kranke zu benachteiligten, aber gesunden Auslandsrückkehrern kostenfreie Tests anzubieten? Entweder alle oder keiner.
5. stattet die Gesundheitsämter sofort mit mehr Personal aus. Bestimmte Tätigkeiten können auch nicht medizinisch ausgebildete Leute übernehmen. Bevor in anderen Ämtern Personal gekürzt wird, setzt es um.
Und hört endlich auf, euch in die Tasche zu lügen. Es reicht nicht, die Fälle nach Hauptwohnsitz zu erfassen. Viel wichtiger ist der Entstehungsort bzw. Der Ort der Infektion. Denn da kocht es. MV ist derzeit das beste Beispiel. Kennzeichen aus allen BuLä sind hier, dazu Schweden, Dänen, Spanier, Schweizer, Italiener, Slowaken, Polen, Kroaten… ich fürchte, irgendwo hier wird es ein MV-Ischgl geben, in Swinemünde auf der polnischen Seite scheint sich gerade so etwas zu entwickeln… aber obwohl sich Auswärtige infiziert hatten IN MV, tönte es zehn Tage lang, Hurra wir sind Coronafrei und Vorbild. Nichts sind wir, wir sind auf dem auswärtigen Auge blind, damit die Hotels und Gaststätten und die FeWo-Besitzer aus BY, BW, HEssen, NDS usw. Geld an ihrem Betongold verdienen können, dass Immobilienmakler und Anlageberater ihnen aufgeschwatzt haben und das das Leben hier so teuer macht, dass eine normale Familie, die in Badeorten arbeitet, nicht mehr wie früher dort leben kann. Und während Marie aus MV die FeWo putzt, aus der Coronapositive abgereist sind, werden diese für Sonstwo gemeldet, aber Marie glaubt, hier gibt es keine Fälle und plötzlich schnieft sie und sitzt beim Landarzt neben Oma Müller mit Herzschwäche und Herrn Schmidt mit Diabetes. So ungefähr wird’s laufen…
6. Beendet sofort das Verfahren, dass bereits bekannte Kontaktpersonen nur angeschrieben werden. Und das obwohl Telefonnummern vorliegen. Der Postweg dauert einschließlich Poststelle im Gesundheitsamt nach meiner Erfahrung 4 Tage. 4 Tage… habt ihr eine Vorstellung, was in der Zeit manche Leute wie Lehrer, Pflegedienste, Verkäufer etc. an Kontakten haben? Ruft wenigstens an, dass man sie krank schreiben oder freistellen kann, auch wenn die Post später kommt.
7. Es muss Gesetz werden, dass alle Rückkehrer bei Einreise Egal ob Flug, Schiff, Auto erfasst werden, unter Quarantäne gestellt werden und diese Info unverzüglich via Amtshilfe an die Gesundheitsämter geht, die dann eine verpflichtende Quarantäne schriftlich bestätigen. Wenn man 3 Wochen Urlaub hat und unbedingt irgendwo Risiko am Ballermann sucht, kann man die Zweite und Dritte Woche dann in Ruhe lesen zuhause oder die Wohnung putzen. Oder den Schalter fürs Gehirn suchen. Und für die Unbelehrbaren sollte es ein Straftatbestand sein, da andere in der Gesundheit verletzt oder zum Teil getötet werden. Es wäre dann Möglich von den zum Zeitpunkt X unter Quarantäne stehenden Personen der Region zu schauen, wer in der Funkzelle eingeloggt war, wo gerade ein Ausbruch loslief und die gesetzlich festgelegte Regelung, dass sämtliche verursachte Kosten durch Nichteinhaltung als Schadenshaftung übernommen werden müssen. Das wird teuer… allein die Betriebsausfälle, die da oftmals zusammenkommen… das dürfte effektiver als ein Bußgeld sein, da Haftpflichtversicherungen bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit nicht oder nur eingeschränkt zahlen.
8. Ich habe seit Monaten keine Fahrkartenkontrollen mehr im ÖPNV erlebt. Was mich riesig stört sind Menschen, gerade jüngere, die im ÖPNV auf die Maske schei… so viele Behinderte gibt es gar nicht, die keine Maske tragen müssen, die ich täglich im ÖPNV sehe… und wenn eine getragen wird, dann hängt sie unter der Nase… da hilft sie nicht, weder dem Träger noch den anderen Menschen. Manchmal möchte ich mich hinstellen und laut rufen… „Haben Sie das gewusst, man kann den IQ jetzt ganz schnell bestimmen, in einer Sekunde! Man braucht nur gucken ob und wie jemand die Alltagsmaske trägt und schon ist alles klar… ach Sie da mit der Maske unter der Nase, soll ich Ihnen die Haltestellennamen vorlesen?“
9. ein tätlicher Angriff wegen Maskenverweigerung auf eine andere Person sollte massivst bestraft werden, nicht allein dass es oftmals schon schwere Körperverletzung ist, sondern es sollte aufgrund dieses Motivs eine besondere Schwere zuerkannt bekommen.
Und nicht ganz so dringend: 10. Für das Steuerrecht schlage ich vor, dass Masken, Desinfektionsmittel und andere Schutzmaßnahmen als außergewöhnliche Belastung für alle absetzbar sein sollten. Es würde motivierend auf die Menschen wirken, denke ich, wenn der Staat dadurch anerkennt, dass das oft knappe Einkommen gerade auch bei Menschen in finanzschwachen Regionen, strapaziert wird und anerkennen, dass sich der Einzelne an der Bekämpfung der Pandemie beteiligt.





House of God Regeln àla Trump

21 06 2020

Während der leider immer noch laufenden Covid-19 Pandemie hatte die Welt bisher schon genügend Gelegenheit, die geistigen Flatulenzen des intelligentesten Präsidenten aller Zeiten kennen zu lernen. Die neueste von heute rang mir etwas ab zwischen lachen und fassungslosem Kopfschütteln.
Nachdem die Computerkids der TikTok, Instagram und Facebook -Generation es geschafft hatten, mit Kartenreservierungen via Internet einen Ansturm von 1 Mio „Fans“ in Tulsa Vorzugaukeln, auf den sich das Wahlkampfteam lautstark vorbereitete, kamen nur knapp 6000, die auf Schutz vor Corona keinen Wert legten. Und vor denen tat der intelligenteste Präsident aller Zeiten eine Weisheit kund: Wir kriegen das hin, die Epidemie einzudämmen, wir testen weniger, dann haben wir weniger Coronafälle.

… Da klatschte ich mir doch glatt mit der Hand an die Stirn. So einfach ist das?! Und wir machen so einen Aufwand…

Er muss doch House of God gelesen haben… naja, es hat ihm jemand vorgelesen… also vermutlich nur die Regeln. Zählt ja in anderen Ländern so viel wie hier ein Medizinstudium. Da steht:
„10. If you don’t take a temperature, you can’t find a fever.“
Zu deutsch: wenn du kein Fieber misst, hat der Patient kein Fieber.

Also House of Trump Regel in Analogie „If you don‘t make a Covid-19 test, you can‘t find Covid-19“…

Wer dafür applaudiert, wird vermutlich weder den IQ Test über 80 Punkte haben, noch einen Demtect oder Uhrentest in einem geriatrischen Assessment bestehen… Also genauso wenig wie der, der das heute getönt hat…
Immerhin versuchte das Weiße Haus sofort ein Wenig zu entschärfen, seine Majestät haben beliebt einen Witz zu machen… jaja… wenn er nicht der intelligenteste Präsident aller Zeiten wäre, dann könnte man sicher drüber lachen…

(Für alle, die es nicht verstehen: es handelt sich bei diesem Text um SATIRE.)





Blanke Bedenken!

2 05 2020

Wenn die Schutzausrüstung alle ist, dann sind Links das einzige, was wir noch teilen können…

https://www.blankebedenken.org

Ich unterstütze euch gerne, von Hausarztpraxis zu Kollegen.

Was uns fehlt: Mundschutz (med. MNS) neigen sich dem Ende zu, wir haben keine Schutzbrillen, keine Visiere, keine Kopfhauben, nur noch wenige Kittel zum überziehen, keine Schutzanzüge. Ich bekomme so etwas noch nicht mal für den KV Dienst von meinem Arbeitgeber gestellt und da weiß man in der Regel nicht, wer oder was einen erwartet. Inzwischen versuche ich zusätzlich zu dem, was wir gestellt bekommen, auch über Zulieferer Sachen aufzutun, die preislich aber jenseits von gut und böse sind.

Was wir haben: Telefon, Kugelschreiber, AU-Formulare.

In MV werden MNS jetzt in Bussen verkauft. Hat Herr Caffier, der Innenminister organisiert. 1,2 Mio Stück aus Vietnam. Keiner soll vom Busfahren ausgeschlossen werden. Die Ware kam mit dem Flugzeug und was ich im Fernsehen sah, sah ziemlich nach medizinischem Material aus. Wird für 2-5Euro in Bussen verkauft. Also kommen Patienten mit dem Bus zum Doktor in MV, Kaufen dafür MNS, der Doktor hat dann aber zu, weil er kein Material mehr hat. Wie grandios doch diese Planung ist. Vielleicht sollten wir die AZubis den ganzen Tag Bus fahren lassen solange die Berufsschulen zu sind? Und jedes Mal einen MNS kaufen lassen, dann kommen wir vielleicht über die Runden? Oder den Deal machen, wenn du zum Doktor kommst, bringst du einen MNS für die Praxismitarbeiter mit…





Klappe zu, Mundschutz auf

1 04 2020

Und was mich heute überhaupt so auf die Palme gebracht hat?! So sehr dass ich mir die Finger wund blogge?

Zum Beispiel Bodo Ramelow, der heute wutschreiend in der Tagesschau krakelte, dass Mundschutz oder selbstgenähte Masken nichts bringen. Herr Ramelow: Wer schreit hat Unrecht. Sagte schon meine Großmutter. Ich habe 6 Jahre studiert, 12 Jahre in Kliniken gearbeitet, zwei Facharzttitel erworben, promoviert, bin jetzt seit mehreren Jahren Hausärztin, und vermutlich haben Sie im Gegensatz zu jemandem wie mir oder meinen Kollegen keine Ahnung, was Menschen in Kliniken, Praxen und Pflegeheimen leisten. Dafür reicht es nicht, im Wahlkampf mal Hände zu schütteln von Altenpflegern. Nein, Sie müssten JETZT mal eine Woche in einer Notaufnahme mitmachen. Nach 4 h würden Sie aufgeben. Ich habe nichts gegen Sie als Mensch, jedoch gegen Ihre Arroganz als Kaufmann gegenüber uns als Ärzten und unseren Versuchen, jeden einzelnen unserer Patienten in Hunderten Gesprächen zu sensibilisieren für Schutzmaßnahmen und der Suche nach den einfachen Wegen, die Menschen dazu zu bringen, den anderen zu schützen vor einer Infektion, von der sie selbst vielleicht nichts wissen, und sie davon abzuhalten, die Schutzkleidung wegzukaufen, die in Kliniken und Praxen Sinn macht, jedoch nicht wenn man mit dem Hund Gassi geht oder bei LIdl Klopapier hamstert. Denn Ministerpräsidenten wie Sie Herr Ramelow haben es ja offensichtlich nicht gepackt, entsprechend der seit langem bestehenden Pandemiepläne Vorräte an FFP Masken anzulegen. Sie und viele andere Verantwortliche sollten sich zum Beispiel mal Eichhörnchen anschauen. Die Bunkern im Herbst und zehren davon im Winter. Würden sie im Winter versuchen zu Bunkern, dann verhungern sie. So wie wir Hausärzte, Kliniken und Pflegeheime gerade.
Es tut mir leid, wenn ich Ihnen die Fachkompetenz abspreche, aber ich schwinge mich auch nicht auf, ein Parlament leiten zu wollen.
Aber es sind nicht nur Sie, die diese Strategie immer nd immer wieder wiederholen ohne jemanls darin Fachkompetenz erworben zu haben. Sie befinden sich in guter Runde mit Herrn Spahn, einem Politikwissenschaftler, der Millionen in seinen Digitalisierungsgesetzen versenkt hat. Geld dass er als Gesundheitsminister damals mal lieber in das Anlegen. Von Pandemievorräten gesteckt hätte. Hätte er den Kassen damit nicht so große Löcher gerissen und der GBA und IQWIG nicht die Medikamentenpreise mit Gewalt auf Aldi Niveau gedrückt, dann hätten sich einige Hersteller wohl kaum dazu entschlossen ihre Produktion preiswert nach China zu verlegen. Überhaupt wundert es mich schon sehr, dass angesichts der seit Jahren dauerhaft bestehenden Engpässe bei bestimmten Medikamenten und Impfstoffen nicht mal daran gedacht wurde, die pharmazeutische Industrie als systemrelevant einzustufen und feste Kontingente zu vereinbaren und die geldgierigen Zwischenhändler in die Schranken zu weisen, die billige Medikamente auf dem deutschen Markt gekauft haben und dann auf dem Weltmarkt mit Gewinn weiterverkaufen während in deutschen Apotheken der Einfallsreichtum des Apothekers gefragt war.
Von einem Klatschen abends um sechs können Pflegekräfte übrigens nicht leben, dafür bräuchte es ein angemessenes Gehalt. Das war es bisher keiner Regierung und keinem Gesundheitsminister wert. Der dauerhafte Notstand war vorher schon da. Dass wir die Krise schaffen, hängt jetzt an überarbeiteten Ärzten, Schwestern und Altenpflegern, die für dreischichtiges Arbeiten an sieben Tagen der Woche schlecht bezahlt werden und von schlechten Arbeitsbedingungen an den Rand der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden sind. Herr Spahn, Sie und Ihre Vorgänger haben uns dorthin gebracht. Und die schwarze Null lieber Finanzminister sieht so schön aus, weil Sie die Wahrheit dahinter nicht sehen wollen. Schwarz ist übrigens bei uns die Farbe der Trauer.

Jetzt werdet Ihr plötzlich wach, wo eure Wähler sauer sind, weil Menschen sterben. Ohne die Toten hättet Ihr ja niemals über Medikamentenengpässe, Pflegenotstand oder die Abwanderung systemrelevanter Industrien nach Fernost nachgedacht. Scham sollte nicht bei denen liegen, die in der Krise erschöpft sind und nicht mehr können.
Klappe zu und Mundschutz auf würde ich sagen.





Vorschlag für eine neue Ausdrucksformen für Atemschutz

1 04 2020

Wir haben zwei große Probleme derzeit beim Thema Atemschutzmasken / Mundschutz.
1. Politiker / (Pseudo)Experten widersprechen sich in einem Satz. Einerseits geht es darum, dass wir dringend FFP2 in FFP3 Masken für die medizinischen Bereiche brauchen. Es folgt oft der Satz, dass nur diese effektiv sind. Dann kommt im nächsten Halbsatz, dass die Bevölkerung keinen Mundschutz braucht, weil der nicht hilft. Wenn man Laie ist, dann ist diese „Argumentation“ sofort als widersprüchlich erkennbar. Es wird Was ist die Reaktion? Angst, Panik, Hamsterkauf, Mängel in den Praxen und Kliniken, Diebstähle, Schwarzmarkt…
2. Es gibt für Laien, also den Großteil der Bevölkerung keine erkennbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Masken und dem Einsatzzweck.

Sinnvoll fände ich folgendes.

Kategorie 1: Ziel Schutz vor Verbreitung des Virus. Bei Mangel und im Rahmen der Pandemie aufgrund Notsituation eingesetzte nicht zertifizierte Mundschutz-Masken, die im großen Stil von Textilbetrieben, Schneidereien und Laien nach einer einheitlichen Anleitung mit definierten ausreichend verfügbaren Stoffen hergestellt werden. Weiterhin breit gestreut propagierte Anleitung zum richtigen Umgang damit. Einsatz: in geschlossenen öffentlichen Räumen, Läden, ÖPNV, Büros, Patienten in Praxen etc.

Kategorie 2: OP Masken. Ziel: Einsatz im medizinischen Bereich. Verkauf nur an medizinische und pflegerische Einrichtungen oder registrierte Personen.

Kategorie 3: FFP2 und FFP3 Masken. Ziel: Einsatz im medizinischen Bereich oder versorgungsrelevante Bereiche wie Feuerwehr, Polizei etc. Verkauf und Abgabe im Rahmen der Pandemiesituationen nur an entsprechende Einrichtungen oder via Arztausweis oder Spezialambulanzen wie Knochenmarktransplantations-Ambulanzen etc.

Es geht schlicht um die Pandemiesituation. Später, in der Zeit danach, wann auch immer das sein wird, Rückkehr zum normalen Verkauf.

Vielleicht lässt sich mit diesen Kategorien die Erklärung für die Bevölkerung leichter gestalten. Es nützt einfach nichts, wenn Malergesellen ihre FFP Masken zu 30 Euro an sonstwen verkaufen, die damit Waldspaziergänge machen, während im nächsten Krankenhaus eine Schwester wegen fehlender FFP Maske infiziert wird.

Weiterhin sollten der Diebstahl aus Lagern mit harten Strafen geahndet werden, denn es kommt der Körperverletzung an medizinischem Personal und Patienten gleich. Auch der Handel zu Wucherpreisen Etc sollte verboten und hart geahndet werden.





„Maske auf, ganz entspannt“ – Kommentar in der Ostsee-Zeitung

1 04 2020

In seinem Leitartikel trifft Matthias Koch es in der heutigen Ausgabe der Ostsee-Zeitung auf den Punkt.
In einem Satz in meinen Worten zusammengefasst: Wo ist das Problem, tragen wir eben Maske und nähen selbst und lernen von den Chinesen.

Er zitiert den chinesischen Immunologen George Gao, der wesentliche Maßnahmen leitete, um Wuhan unter Kontrolle zu bringen. „Der große Fehler in den USA und in Europa liegt darin, dass die Leute keine Masken tragen.“
Koch:“In allen asiatischen Staaten aber, in denen die Virusabwehr Erfolg hatte, trugen Menschen Masken.“
Und weiter „Die Politik hat Angst vor Buhrufen: Weil sie keine Masken austeilen kann, will sie sie auch ungern vorschreiben.“
Und „Sie soll und kann nicht den Träger schützen. Es geht nur darum, beim Sprechen keine Tröpfchen mehr in Richtung anderer Leute zu blasen.“ „Die Maske ist nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen.“

Danke Matthias Koch. Bitte werden Sie lauter und lauter und lauter. Als Journalist haben Sie die Möglichkeit. Bitte nutzen Sie sie auch weiterhin.