Biontech-Blockade für die Booster-Kampagne

20 11 2021

Und was sagt der Verursacher Herr Spahn? Laut dpa “Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet. Und das bedauere ich ausdrücklich.“

Japp, dafür können wir uns jetzt alle was kaufen. Es hilft weder uns Hausärzten, noch den MFAs, noch den Patienten. Wir werden am Ende der Woche sehen, ob das Glück gereicht hat, dass alle Praxen unverletzt aus den Terminverschiebungen kommen. Ein Minister hat seine Bodyguards. Wir haben niemanden, der uns schützt. Wir stehen allein dort an der Anmeldung und müssen uns anschreien, anspucken, bedrohen und beschimpfen lassen und wenn dann einem die Sicherung durchbrennt und er aggressiv wird und körperlich angreift, dann kommt noch nicht mal die Polizei. Das ist unsere Erfahrung. Ich bete zu Gott, dass all unsere Patienten die Ruhe behalten und nichts passiert. In dieser Situation nützen uns auch keine Deeskalationskurse, denn solange das Anliegen unerfüllt bleibt, wird seine Aggression nicht verschwinden.

Also hofft alle mit uns, dass wir unverletzt bleiben und behaltet bitte die Ruhe. Der Schuldige sitzt in Berlin und nicht hinter dem Tresen Eurer Hausarztpraxis.





Spahn‘s Biontech-Blockade – ein möglicher Hintergrund

20 11 2021

Wenn man sich als Hausarzt fragt, was Spahn‘s letzte Rache an uns Hausärzten für einen Hintergrund hat, kommen verschiedene Ideen, die in die Gesprächsrunde geworfen werden: “Er hasst uns doch sowieso, hat er schon immer getan…“ oder “Der denkt eh nicht nach…“ oder “Hauptsache sein Maskendeal steht, wer weiß…“ und noch mehr Vorschläge. Als Hausarzt googelt man dann schnell nach den Lieferprognosen der Bundesregierung. Und siehe da… man kommt der Sache ein Stück näher…

Und während uns als Hausärzten alle Planungen bis Jahresende geschrottet werden, gehen etwa 8,7 Mio Dosen Biontech, also alle November-Lieferungen in die Covax-Initiative. Ich nehme mal an, wenn das publik wird, wird dieses Ansinnen in der Bevölkerung nicht besonders beliebt sein. Wir haben etwa 50 Millionen Menschen mit Biontech erst- und zweitgeimpft. Die Deutschen haben Vertrauen in den Impfstoff, er wird in Europa produziert und wurde hier entwickelt. Mehr kann man sich doch angesichts der Probleme mit dem Image der Vektorimpfstoffe in Deutschland eigentlich gar nicht wünschen. Dieses Vertrauen, das ein Patient darin hat, gibt er mündlich an seine Umgebung weiter. Das könnte uns helfen, die Impfquote insgesamt zu steigern. In unserer Praxis stellen wir jeden Tag fest, dass die Menschen gerne wieder mit dem gleichen Impfstoff geimpft werden wollen, den sie beim ersten Mal hatten – abgesehen von den Vektorimpfstoffen. Genau deswegen, weil wir ihnen sagen konnten, ja Sie bekommen Biontech bei uns, haben die sich erst angemeldet für die Boosterimpfung. Das ist eines der Argumente, mit denen wir hätten jetzt den Impfturbo tatsächlich zünden können. Wer möchte, dass Menschen sich impfen lassen, muss sie als Menschen betrachten, nicht als Objekt, das in Zahlen ausgedrückt wird. Genau da werfe ich Herrn Spahn als gelernten Kaufmann vor, dass er so denkt. Und so hat er die ganze Zeit seine Kommunikation ausgerichtet, von Anfang an. Aber wir kaufen bei ihm keinen Bausparvertrag! Das muss er mal irgendwann verstehen. Zum Ende seiner Amtszeit scheint er wie ein kleiner beleidigter Junge zu agieren, den man nicht mehr weiterspielen lässt, jedenfalls wenn man seine Reaktionen im Oktober und diesen Quatsch jetzt betrachtet. Allein in meiner Praxis sind es bisher (!) etwa 250 Termine und weitere freie Blöcke zum Terminieren, die wir absagen können bzw. wo wir jeden einzelnen jetzt fragen müssen, ob das ok wäre, wenn er Moderna bekommt. In der Realität einer Hausarztpraxis heißt dass, dass wir nicht täglich kleine Blöcke nebenbei impfen können mit 6 oder 12 Patienten und zweimal die Woche größere Aktionen an den Sprechstundenfreien Nachmittagen, sondern dass wir jetzt immer 20 Patienten nacheinander impfen müssen. Dafür reicht unser Wartezimmer gar nicht und die Kapazität unserer Mitarbeiter auch nicht. Ich schätze, dass man vielleicht pro Termin 10 Leute zusammen bekommen wird, die Moderna nehmen, die anderen werden beleidigt gehen und entweder auf einen neuen Termin warten (was die Impfkampagne verzögert) oder sich gar nicht mehr boostern lassen (was fatal wäre). Es sind Menschen, die Diskussion läuft seit Monaten auf einer emotionalen Ebene, also was erwartet dieser Herr Spahn? Naja, unterm Strich werden dann die im Februar verfallenden Impfdosen nicht zentral entsorgt, sondern einzeln in den Hausarztpraxen im Land. Dafür soviel Aufwand…

Mal ehrlich: Wäre es nicht wesentlich sinnvoller gewesen, die 8,7 Mio Dosen Biontech in die Arztpraxen zu geben und in die Impfzentren, damit hätten wir knapp 1/3 des Ziels erreicht. Und die Nachlieferungen der Moderna-Dosen, die im November kamen, die hätte man doch an Covax geben können, das wären sogar 10 Mio gewesen. Wir hätten logistisch die Hausärzte entlasten können, in dem man sagt: Biontech für die Praxen, Moderna für die Impfzentren und die Menschen hätten sich von ganz allein aufgeteilt, je nachdem was sie wollen bzw. auch wenn es ihnen egal wäre, welchen Impfstoff sie beim Boostern erhalten.

Auf die Studien mit den Antikörper-Titern schaut primär erstmal keiner. Natürlich sind die mRNA Impfstoffe austauschbar und das überkreuzte Impfen kein Problem, gibt ungefähr die gleiche Antwort, manchmal mit Überkreuzen sogar besser. Aber wir sprechen hier von emotionalen Entscheidungen der Bevölkerung in einer angespannten, teilweise aufgeheizten Situation. DA MUSS MAN MAL DENKEN BEVOR MAN SO EINEN VERDAMMTEN BOCKMIST ANRICHTET und die ohnehin überlasteten Hausarztpraxen an den Rand des Wahnsinns treibt. Immerhin haben wir bis zu dieser Woche immer 2 Wochen im Voraus planen müssen, das heißt, die Termine für die Impfungen stehen dann längst. Das einzige, was Herr Spahn damit anrichtet, ist dass uns die MFAs scharenweise weglaufen, weil sie das nicht mehr ertragen, dass Hausarztpraxen konsequent auf Boostern verzichten, um einfach mal wieder halbwegs normal zu arbeiten und dass die Bevölkerung nicht bis Jahresende zum großen Teil die Boosterimpfung hat, sondern wir zum Beispiel für unsere 250 Patienten mit Termin nicht 2 Wochen brauchen sondern 8 Wochen. Gratulation, so geht man als Minister und hinterlässt verbrannte Erde. Egal wer kommt, es möge irgendwie besser werden…





Die hölzernen Nüsse November 2021

20 11 2021

Herr Spahn mit seinem Zitat über langsam impfende Hausärzte (Frauenanteil deutlich über 50%) war dicht dran. Aber wie es manchmal im Leben so ist, kommt dann einer und schnappt dir die Trophäe vor der Nase weg…

https://www.zeit.de/news/2021-11/17/hausaerzte-empoert-ueber-laumanns-spruch-impfen-statt-golfen?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de

Die hölzernen Nüsse im November 2021 gehen nach NRW, genauer an den Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) für das Zitat „Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag.“ Herzlichen Glückwunsch für soviel Boshaftigkeit und Diskriminierung. Lieber Herr Laumann, wie wäre es mit #einfachmalneschichtmachen in der Hausarztpraxis? Ich nehme an, es wird Ihnen als vielbeschäftigter Mann lächerlich vorkommen, wenn ich Ihnen sage, dass die meisten Hausärzte inzwischen 4 oder 5 lange Tage machen, heißt Vormittagssprechstunde plus Nachmittag für Sprechstunde oder Impfen. Dazu kommen Hausbesuche, Dienste, Behördenanfragen (braucht so 20-30 min bis Postfertig und man rechne so 3-4 Stück pro Woche), Telefonsprechstunde für Infektpatienten, die jämmerlich nicht funktionierende Telematik-Infrastruktur in Dauerwartung mit dem Rohrkrepierer KIM-Dienste. Naja, nehmen wir mal an, man hätte doch Zeit, dann geht leider momentan das ganze schöne viele Geld, mit dem wir Hausärzte reich werden und unseren Mitgliedsbeitrag im Golfclub und die Ausrüstung bezahlen könnten, für horrend gestiegene Materialkosten drauf. Eine Packung Handschuhe kostet 8-10 Euro im Einkauf. Wechselt man konsequent die Handschuhe nach jeder Spritze und Blutabnahme, reicht es für 50 Patienten, also für einen MItarbeiter 1-2 Tage je nach Arbeitsanfall. Selbst wenn wir da sparen würden, pulvern wir leider eine Menge in diesen Telematik-Quatsch, der keinem was bringt. Wir bezahlen doppelt so viel, wie die KVen Kostenerstattungen machen. Also tragen wir 50% der gesamten Umstellungskosten. Sie sehen, selbst wenn ich Golf spielen könnte und es mal gelernt hätte, ich wäre nicht in der Lage, den Eintritt in die Welt zu zahlen, in der Sie offenbar verkehren. Ich verbringe übrigens den Samstag entweder bei Fortbildungen (wegen der Coronapandemie, die Verantwortliche wie Sie leider immer noch nicht in Griff bekommen haben, meist derzeit nur online) oder beim Einkaufen und Haushalt machen. Letzteres schaffe ich leider nicht, wenn ich abends um 19.00 Uhr die Praxis verlassen habe. Da reicht die Zeit nur noch zum bloggen über Hölzerne Nüsse und so Kram. Impfen mache ich übrigens 4-5 Tage pro Woche in der Praxis. Ach ja “Ich spiele gar kein Golf“. Also mein Vorschlag für Sie: statt Golfplatz am Samstag mal Realität erleben am Donnerstag. Und falls Sie am Donnerstag keine Zeit haben, zu Ihren Hausarzt zum Impfen zu gehen, dann bin ich mir sicher, es findet sich jemand, der Sie und Ihre Freunde der gehobenen Gehaltsklasse auch in gewohnter Umgebung auf dem Golfplatz impft. Das Impfen in gewohnter Umgebung soll ja durchaus das Level der Stresshormone senken, gerade bei Menschen, die Angst vor Ärzten haben, selbst auf Golfplätzen….





Fatales Nichtstun am Rand des Abgrunds

20 11 2021

Momentan erleben wir die Epidemie in voller Breite von hausärztlicher Seite. Während wir in den ersten 3 Wellen pro Welle insgesamt von mehreren Fällen in einer Praxis sprachen, sieht die Sache derzeit deutlich anders aus. Im Oktober hatten wir etwa einen Fall jede Woche, das fanden wir viel. Doch jetzt hatten wir diese Woche in unserer kleinen Praxis bereits 3 Fälle. Damit wird die neue Höchstzahl mit über 1000 Infektionen in MV für uns selbst spürbar. Viele Kollegen wähnten sich immer weit weg, hatten in unseren Breiten genau wie wir wenige Fälle. Wenn es jetzt jedoch noch mehr werden, dann bekommen wir ein Problem. Wir fahren Normalbetrieb, impfen dazu gegen Grippe und jetzt auch in (wenn Spahn es nicht gerade an die Wand fährt und den Impfstoff wegstreicht statt die Aufgabe von nationaler Tragweite anzugehen und dabei die Befindlichkeiten der Menschen zu beachten) großem – für uns großem – Ausmass die Boosterimpfungen. Mein Motto ist: Jeder geimpfte oder geboosterte trägt es nicht herum…

Die Kollegen in den Kliniken, vor allem in anderen Bundesländern, sind kurz vor dem Kollaps. Während wir 2020 nach Italien sahen und es fern war, wenn im Eingangsbereich von Kliniken blitzeblaue Menschen nach Luft rangen und kurz darauf starben, da ist es jetzt hier angekommen. In ein bis zwei Wochen – sprich zu Beginn der Adventszeit – werden wir in den ersten Landkreisen Verhältnisse wie einst in Norditalien haben. Doch dort hat man gelernt und ist vor allem in der Kommunikation über die Impfung anders mit den Menschen ins Gespräch gegangen als hierzulande – Impfquote um die 80%… Ich weiß nicht, ob es jemand versteht da oben, aber in unseren Kliniken ist das Personal am Ende nach 1,5 Jahren Katastrophenmodus. Wer nicht schon krank ist, arbeitet für die kranken Kollegen mit. Wie lange soll das noch gut gehen?! Und na klar sind die sauer, dass die Leute sich nicht impfen lassen, denn auf den Intensivbereichen liegen überwiegend ungeimpfte Patienten. Vermeidbare Tote. Und die lebenden blockieren Betten für die Routinefälle, die eine HerzOP bräuchten, aber wegen mangelnder ITS-Kapazität nicht operiert werden können. Und wenn jemand noch vor der Herz OP an einem Infarkt stirbt, dann zählt es in eine andere Statistik. Aber Corona hat auch ihn irgendwie getötet. Kann mir jemand folgen? Durch all das, was gerade passiert, werden Familien auseinander gerissen. Wird Weihnachten nie wieder das selbe sein wie vorher, werden Kinder zu Halbwaisen und Enkel verlieren Oma oder Opa viel zu früh. Wollt ihr das alles so?

Das Fatale Nichtstun kurz vor dem Abgrund läuft gerade in Berlin. Während sich die Damen und Herren der Ampel-Riege gerade gegenseitig die Füße küssen und in Gesprächskreisen vor sich hin verwelken, liegt dieses Land in einem gefährlichen Koma. Wir rasen mit tausend Sachen auf den Abgrund zu und niemand tut etwas dagegen. Die kommissarische Noch-Regierung würde prinzipiell wohl gerne – wie bei jedem Regierungswechsel zuvor – ein Trümmerfeld zum Aufräumen hinterlassen gespickt mit Tretminen aller Art. Aber das geht dieses Mal nicht, denn man merkt wohl selbst, dass es nicht gut wäre… Also während die kommende Regierung noch im Rausch der Glückseligkeit der gewonnenen Wahl vor sich hin verhandelt, muss die alte Regierung irgendwie den Spagat schaffen zwischen dem, was man gerne würde und dem was die kommenden wollen… heraus kommt kaum was brauchbares. Das Auslaufen der Epidemischen Notlage zum 29.11.21 ist wohl die derzeit größte Fehlentscheidung. Während sämtliche Arztverbände dagegen Sturm laufen, juckt es niemanden. Klingt nach einer künftigen Tretmine. Da dürfte sich die scheidende Regierung durchaus in den Geschichtsbüchern einen der entscheidenden Schritte für den Schwarzen Winter 2021/22 vorwerfen lassen müssen.

Eine zweite große Fehlentscheidung aus ärztlicher Sicht wohl gewesen, vor einigen Monaten im Überschwang der abklingenden dritten Welle zu sagen “Nie wieder Lockdown“. War absehbar, dass das zu früh kam. Kam bei vielen wohl so an, dass sich die anderen schon impfen lassen und Lockdown kommt eh nicht mehr, also wozu dann impfen? Noch größer bzw. schlimmer finde ich die Unfähigkeit, oder sollte man eher sagen die volle Hose, wenn es darum geht, jetzt einfach mal den Rücken gerade zu machen und als amtierende Regierung einen Lockdown zu fahren. Wenn wir zwei Wochen warten, kommt er zu spät. Wer glaubt, dass er in Deutschland nie Zustände wie in Italien, Spanien, England oder damals Portugal sehen wird, der irrt. Man kann nur hoffen, dass es irgendwie nicht die eigene Region ist. Doch leider sieht die Karte mit den Zahlen anders aus. Schön war der Sommer mit der kurzen Pause. Damals im Strandkorb dachte ich, es ist so schön dieser Moment und ich habe gespürt, dass ich diesen Moment wirklich genießen musste, denn eine Ahnung war da, dass das damals in Zahlen kleine Delta uns überrollen wird. Ich hoffte, mich zu irren…. eigentlich hatte ich mit verschärften Massnahmen Ende September gerechnet… aber dieses Machtvakuum bietet Corona viel Raum. Es wäre vielleicht vernünftig gewesen, wenn man sich geeinigt hätte, dass währen der Übergangsphase der Kurs der alten Regierung komplett weiter gefahren wird. Denn die Regierungsbildung kann sich noch einige Zeit hinziehen. Ich glaube, wenn man nicht bald entscheidende Dinge ändert, dann kann sich zwar die neue Regierung bilden, wird aber am Schwarzen Winter scheitern und wir haben im Frühjahr wieder Wahlen…

Was wäre jetzt angezeigt? Aus meiner Sicht ein paar Dinge, damit wir wenigstens vor Weihnachten einen Schritt vom Abgrund weg erfolgt.

  1. Sofortiger Entscheid, dass die Epidemische Notlage bis mindestens 31.5.22 verlängert wird
  2. Sofortiger Lockdown mit 2G für Geschäfte, Absage von großen Veranstaltungen, generelle Maskenpflicht in Innenräumen auch bei Veranstaltungen, Homeoffice, Homeschooling an betroffenen Schulen für Ungeimpfte Kinder zu deren Schutz, Kitas wieder mit entsprechenden Vorkehrungen, usw.
  3. Boosterimpfungen bis Jahresende mit Verpflichtung der Länder die Impfmöglichkeiten innerhalb von 7 Tagen zu verdoppeln. Für die Adhärenz und die Logistik in den Praxen wäre es mehr als sinnvoll, ausreichend Biontech zur Verfügung zu stellen. Es macht wenig Sinn, knapp 50 Millionen mit Biontech zu impfen, aber mitten im November über 8 Millionen Biontech Dosen ins Covax zu geben, statt dafür Moderna in gleicher Höhe dafür zur Verfügung zu stellen. Menschen haben Vorstellungen, Emotionen, Prägungen, solange das nicht berücksichtigt wird, ist jede Booster-Kampagne nicht ins Laufen zu bekommen.
  4. Gesundheitsämter wie in der dritten Welle umgehend verstärken mit Hilfe anderer Behörden und Bundeswehr-Amtshilfe. Es ist nicht die Aufgabe der Hausärzte, neben all den anderen Dingen auch noch die Kontaktverfolgung zu machen. Und es bringt wenig Sinn, wenn die Quarantäne-Anordnung erst nach 4-5 Tagen kommt…
  5. Auch der Hausärzteverband bzw. die Landesverbände müssten mal überlegen, bevor sie was sagen. Wie kann man davon ausgehen, dass die Hausarztpraxen das ganze Boostern alleine schaffen??? Wer sitzt da und kann nicht rechnen? Durch diese Haltung fehlte sicherlich auch die mediale Kampagne in Sept und Oktober. Wir sind den Leuten damals mit den Impfungen hinterher gelaufen, aber keine wollte. Tja und jetzt…

Schließlich ist die Frage, was man selbst tun sollte. Mit einem Wort: Einigeln. Je weniger Kontakte, desto besser. Schnelltests immer wenn man sich trifft, und zwar für alle, die da sind. Impfen natürlich. Und klare Linie fahren, z.B. statt höflich zu ertragen, dass der Besucher ungeimpft ist und sich großkotzig aufführt, würde ich ihn einfach genauso höflich ausladen. Wenn das alle tun, lösen sich manche Dinge durch den Druck des Umfelds von allein. Statt CampDavid T-Shirt um dazu zu gehören, will man dann vielleicht endlich die Impfung, weil der Freundeskreis sich so langsam verkleinert… Und sich stets die Frage stellen: Muss das jetzt sein? Muss ich ins Konzert/Kino/Fußball? Wäre es mir das wert, dafür an Corona zu erkranken oder im schlimmsten Fall dafür mit ernsten Problemen zu kämpfen?

Wir kommen nur vom Abgrund weg, wenn jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt und nicht hofft, es wird ein anderer lösen – ob nun beim Thema Impfen oder beim Entscheid über Lockdown und Epidemische Notlage. Am Ende muss sich jeder fragen, was hast du 2021 getan, als der Schwarze Winter war, Opa, hast du geholfen?





Spahn zerstört Impf-Turbo

19 11 2021

Während wir Hausärzte deutschlandweit dieser Tage pro Praxis hunderte Termine für Booster-Impfungen machen und eigentlich froh waren, dass in all dem Chaos, der politischen Schwebesituation und der explodierenden vierten Welle wenigstens eins sicher schien: dass wir genügend Impfstoff bekommen und zwar den, den wir haben wollen, fällt mit einem Satz alles in sich zusammen. Der Impf-Turbo ist heute nachmittag gestorben. Wir dachten, es wäre jetzt endlich alles normaler und einfacher geworden. Denn es lagern – so wurde zumindest gesagt und gezählt – Millionen Dosen in den Lagern, Biontech und Moderna. Bis heute am späten Nachmittag. Da ließ der scheidende Gesundheitsminister eine Bombe platzen: Die – von ihm vor kurzem als viel zu langsam beim Impfen titulierten – Hausärzte bekommen pro Woche ab sofort nur noch 30 Dosen Biontech, pro Impfzentrum gibt es nur noch 1020 Dosen. Bumm. Stille…

Begründung für diese Festlegung: Es lagern etliche Dosen Moderna, die im Februar ablaufen. Und die sollen raus. Deswegen sollen die doofen Hausärzte, die jetzt schon bis Jahresende die Terminbücher mit Auffrischungen zugeplant haben (immerhin, wir sind zwar lahm Herr Spahn, aber nicht unfähig den Abstand von 6 Monaten auszurechnen), ihre Planungen komplett ändern. Statt 6er-Blöcken Biontech, dann 20er Blöcke Moderna. Und das wo die Patienten bei Terminvergabe gesagt bekommen wollen und haben, was wir impfen: Biontech.

Was sind die Konsequenzen aus dieser Spahnschen Verbalentleerung? Die Hausärzte werden etliche Absagen bekommen, von Patienten, die Biontech wollten, weil sie es die ersten beiden Male hatten, und das waren in der Regel die meisten, die wir geimpft haben und anteilig an der Gesamtmenge der geimpften auch die größte Zahl. Zweitens werden die Hausarztpraxen umgehend die Terminvergabe stoppen, wenn sie wie meine Praxis das drei- bis vierfache pro Woche verimpfen wollten und dafür extra Termine verschoben haben und die komplette Praxislogistik danach ausrichten, diese Aufgabe zusätzlich zu schaffen. Das wird was zur Folge haben? – Genau: verbale und körperliche Gewalt in Arztpraxen gegen Ärzte und vor allem die MFAs. Das geht auf Ihre Kappe Herr Spahn! Unsere MFAs haben seit Beginn der Pandemie großartiges geleistet, haben 50% der Pandemie gestemmt mit uns, denn die meisten Patienten werden ambulant behandelt und die Test- und Impflogistik liegt auf unseren Schultern. Und was tun Sie? Neben viel Nichts, noch mehr Chaos, richten Sie jetzt an, dass man uns attackieren wird. In MV hat das Landesgesundheitsamt einen Brief an alle über 70jährigen rausgeschickt, dass sie sich in den Praxen melden sollen, um einen Impftermin zu vereinbaren. Und ja, die Menschen kommen. Sie müssen ja auch zu uns kommen, weil die Impfzentren auf Minimum fahren, bei uns zum Beispiel nur halbtags – das macht vier Stunden Wartezeit für eine Impfung. Wir haben in unserer Praxis die Kapazitäten massiv hochgefahren. Ach ja – übrigens auch heute vormittag nochmal dutzende Termine geschaffen, die vergeben werden sollen. Denn gestern Abend sagte unsere Noch-Kanzlerin mit den anderen Herrschaften live im TV, dass wir eine nationale Kraftanstrengung vollbringen sollen und bis Jahresende 30 Millionen Menschen geimpft werden sollen mit der Booster-Impfung und dass wir Hausärzte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Und heute, keine 24 Stunden später kommen Sie und spucken uns bildlich gesprochen mitten ins Gesicht. Danke. Ich kann nicht sagen, dass ich bedauere, dass Sie demnächst etwas mehr Freizeit haben. Aber die könnten Sie sinnvoll nutzen: Kommen Sie in eine Hausarztpraxis in MV und erklären mir zum Beispiel mal, wie ich jetzt von all den Biontech-Willigen, die die erste und zweite Impfung mit Biontech erhalten haben und auch die Auffrischung gerne damit bekommen möchten (sie sind freiwillig gekommen ohne dass Sie eine riesige Bettel-Impf-dich-doch-Kampagne starten mussten), weil sie es vertragen haben und dem Impfstoff vertrauen – ja wie ich denen erklären soll, dass jetzt von über 70 Terminen in der Woche mehr als die Hälfte wegfällt? Soll ich jetzt auslosen, wer geboostert wird und besseren Schutz gegen Delta hat? Und nein, ich rede tatsächlich nur von Menschen aus der zuerst aufgerufenen Zielgruppe ab 70 bzw. Immunsupprimierte etc. Davon haben wir hier in MV reichlich.

Hat Herrn Spahn eigentlich mal jemand gesagt, wie völlig unfähig seine Kommunikation ist? Es ist doch logisch, was jetzt passieren wird, wenn es heißt, nein kein Biontech mehr für Hausarztpraxen bzw. begrenzte Minimalmengen. Dafür muss endlich das Moderna weg, das verfällt demnächst… die Menschen in diesem Land werden denken, Sie Herr Spahn wollen ihnen die Joghurt- Reste aus der Kurz-Vor-Ablauf-Truhe im Aldi verkaufen und damit einen guten Impfstoff im Ruf “ermorden“. Ich hoffe sehr, dass der Hersteller von Moderna es sehr schnell merkt und mit einer Image-Kampagne gegensteuert und was mich noch mehr freuen würde, wenn er Sie dafür in finanzielle Verpflichtung nehmen würde. Vielleicht denken Sie dann mal nach BEVOR Sie etwas sagen. Es hat sich oftmals als sehr nützlich erwiesen, wenn man an so entscheidenden Positionen sitzt wie ein Minister…

Also ab heute Verwirrung bei den Menschen, Angst sie werden nicht geimpft, in der Folge Aggression und Kampf um den Impftermin mit dem gewünschten Impfstoff und ab Montag Chaos in den Praxen, weil niemand weiß, ob und wieviel Impfstoff kommt, reihenweise Terminverschiebungen, extrem mehr Aufwand für das Personal (die Zeit könnten wir besser mit Impfen verbringen) und Vergabestopp bei den Impfterminen.

Fazit: Die gestern verkündete Beschleunigung der Booster-Impfkampagne ist nach nicht einmal 24h gestorben. Wir haben so definitiv keine Chance, es zu schaffen, bis Jahresende 30 Millionen Menschen zu boostern, um die vierte Welle abzuschwächen. Es wird vermeidbare Tote geben, für die ich Herrn Spahn verantwortlich mache und fordere, dass umgehend geprüft wird, ob und wie diese Entscheidung gestoppt werden kann und ob sich Herr Spahn damit aufmacht, juristisch und politisch verantwortlich für die ungeboosterten Toten zu sein, die noch folgen werden. Die Entscheidung wird zudem zu massiver Aggression gegen Hausarztpraxen und deren Mitarbeitern führen, was angesichts des Hausärztemangels und des Mangels an MFA in vielen Regionen fatal sein dürfte. Am Ende werden immer weniger Praxen impfen…

Was können wir als Ärzte tun?

Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Ich fordere dazu auf, dass wir Praxen miteinander kooperieren. Da jeder Praxis 30 Dosen Biontech pro Woche zur Verfügung stehen sollen, wäre eine Lösung, dass wirklich jede Praxis diese 30 Dosen Biontech bestellt, auch Psychiater, Dermatologen usw. selbst wenn sie nicht selbst impfen. Die Dosen, die nicht verbraucht werden, dürfen seit einigen Monaten an andere Praxen weitergereicht werden. Also sollten die Kollegen, die nicht selbst impfen, mit impfenden Praxen kooperieren, die 30 Dosen Biontech bestellen und weiterreichen. Es hilft impfenden Praxen, die Termine aufrecht zu halten ohne dass viel umändert werden muss und so kann weiter möglichst schnell geimpft werden.

Eine Idee des Protests wäre es, konsequent deutschlandweit eine Woche Impfstreik zu machen… ich glaube, das könnte politisch ein Erdbeben auslösen. Aber helfen wir damit den Patienten wirklich? Die Medaille hat zwei Seiten… Vielleicht wäre ein Protest, dass wir unseren Patienten vorgefertigte Protestschreiben ausgeben, die sie an Herrn Spahn schicken, dann hat er noch was zu lesen, bevor er geht… also Kistenweise bis im BMG kein Flur mehr ohne gelbe Postkisten steht… Eine Online-Petition vielleicht? Aber was nützt es, wenn wir Hausärzte alleine kämpfen? Es braucht unsere Patienten, die auf unserer Seite stehen, statt uns an der Anmeldung anzugehen, wenn es demnächst Biontech nur für 30 Patienten in der Woche gibt.





Wir könnten es schaffen…

16 11 2021

…wenn alle mitmachen würden…

Ich versuche es mal mit wenigen Worten zusammen zu fassen. Booster-Impfungen sind wichtig und sinnvoll. Über den Sinn von Erst- und Zweitimpfungen brauche ich nicht mehr zu reden. Wer es jetzt nicht verstanden hat, der muss letztlich damit leben, zum einen eventuelle Folgeschäden lebenslang zu behalten oder andere anzustecken, dass es ihnen droht oder Menschen zu töten, ob er sie kennt oder nicht. Impfen ist, um es mit den Worten der Portugiesen zu sagen, eine bürgerliche Pflicht, damit wir unser Land, unser Leben und die Zukunft erhalten und unseren Kindern eine normale Kindheit zu schenken, wie wir sie auch hatten.

Israel hat es geschafft, mit Booster-Impfungen die vierte Welle in kurzer Zeit zu brechen. Sie haben innerhalb weniger Wochen 50% der Menschen mit der Booster-Impfung versehen.

Was ist die Booster-Impfung? Viele nennen es Auffrischungsimpfung. In Wirklichkeit ist es eine Verstärkungsimpfung. Es wird der Impfschutz verstärkt, indem durch die dritte Impfung ca 15x mehr Antikörper erzeugt werden als nach der zweiten Impfung. Damit erhöht sich die eigene Widerstandskraft gegen das Coronavirus und nach aktuellen Daten auch die Schleimhautabwehr gegen die Delta-Variante. Die Deltavariante ist nahezu zu 100% dominant in Deutschland. Sie hat gelernt, sich besser durchzusetzen, so dass wir jetzt genau das machen, was wir bei Tetanus, Diphtherie, Polio, FSME, Hepatitis B und anderen Impfungen machen: Wir erinnern das Immunsystem und sorgen damit dafür, dass die Antikörperproduktion drastisch erhöht wird. Klingt gut? Ist es auch. Auf dieses Weise haben wir es wie Israel in der Hand, die derzeit dramatische vierte Welle in kurzer Zeit zu brechen.

Und damit kommen wir zu einem Problem. Nein, Problemen… WIR, die Hausärzte, zu denen Assistenzarzt-Schreiberling inzwischen auch gehört, halten seit September Impfstoff vor, damit Menschen zum Auffrischen kommen, klären auf, und haben im September und Oktober schon reichlich Impfstoff entsorgt, weil die Nachfrage zu gering war, geringer als wir angenommen haben und geringer als gesund ist. Problem 1: Im September und Oktober hat es niemand für notwendig erachtet, den damals schon seit 6 Monaten geimpften zu erklären, warum es sinnvoll ist. Wir hätten schon 2 Monate lang systematisch boostern können. Jetzt räumt Delta die Altersheime leer und jeder da in Berlin, der es in der Hand hatte, breit angelegt zu kommunizieren via Medien muss sich die Frage gefallen lassen, warum das nicht passiert ist. Ihr habt es verpennt! Jetzt wo zum Beispiel hier in MV dutzende im Januar geimpfte Senioren in den Pflegeheimen gestorben sind und zum Teil durch (rücksichtslose) ungeimpfte Mitarbeiter angesteckt wurden mit Delta, da wacht man auf. Zu spät. Diese Menschen werden Weihnachten nicht mehr erleben.

Wie ging es weiter? Ganz plötzlich Ende Oktober kamen dann endlich mal klare Ansagen. Selbst die STIKO ist aufgewacht und hat mal einen Satz dazu gesagt. Und peng, man begann es zu kommunizieren, weil offenbar noch Leute da waren, die nicht in Koalitionsverhandlungen ihre Namen tanzen und den Bezug nach draußen in die echte Welt verloren haben. Nach zwei Monaten passierte dann endlich was. Ach ja und Herr Spahn fand sofort einen schuldigen Sünder… die Hausärzte. Sie waren zu langsam beim Booster-Impfen. An dem Tag wäre ich am liebsten nach Berlin gefahren und hätte diesem Herrn mal meine Meinung gegeigt. Wir stemmen neben den internistischen und intensivmedizinischen Kliniken die Epidemie. Wir machen Normalbetrieb + Coronafälle behandeln + Impfen gegen Grippe + Impfen gegen Corona und dieser Mensch wagt es sich so einen Satz zu sagen. Soll er mal einen Tag in einer vollen Hausarztpraxis in einem durchschnittlichen Stadtteil in MV mitmachen… Kommen wir zu Problem 2: Die Impfzentren hatten Verträge bis Ende September in vielen Bundesländern. Wurden dicht gemacht oder kleingeschrumpft. Es kam ja auch dort keiner zum Boostern in September und Oktober… und plötzlich Anfang November standen sie vor der Tür die Menschen und keiner war vorbereitet. Kommunen und Länder: Ihr habt es auch verpennt! Wir Hausärzte hatten ja ein wenig noch auf Lager, haben neben den Rest-Impfpraxen die Boosterungen endlich beginnen können und oh Wunder konnten weniger wegwerfen. Und haben begonnen Termine rauszugeben. Vor der Impfpraxis in unserer Kommune sind 4 h Wartezeit für 80 Jährige Satz. Nebenbei wird das auch die abschrecken, die sich zum ersten Mal impfen wollen. Jetzt werden wir bestürmt und fahren den Normalbetrieb, impfen gegen Grippe und haben auf Kosten unserer Familien und Gesundheit zunächst bis Weihnachten die Kapazitäten für Boosterimpfungen verdreifacht, also dreimal mehr als eigentlich geplant. Kommen wir zu Problem 3: Das Land MV war mit dem LAGUS so großzügig und hat begonnen, alle über 70 anzuschreiben und zur Boosterung einzuladen. Und schreiben rein sie sollen sich an den Hausarzt wenden. Die Impfzentren werden erst langsam oder gar nicht hochgefahren. Also in unserer Stadt impft man halbtags in der Impfpraxis… immer noch und es ist nicht geplant das auszudehnen. Geht ja auch nicht, weil man ja die Verträge hat auslaufen lassen. Wo will man so schnell Personal hernehmen, die jetzt schon woanders sind? Clever… im September wissen was kommt und alle gehen lassen und sich dann im November wundern, was nicht läuft und dann den Hausärzten die Sch… vor die Füße kippen… Die Impfhotline des Landes geht im Dezember wieder an den Start. Merkt man… oder? Schon wieder verpennt durch das Land und die Kommunen! Es geht jetzt die zweite Woche ins Land, wo Menschen geimpft werden wollen und Impfstoff da ist, aber nicht ausreichend Impfangebote da sind. Und nächste Woche wird es die dritte Woche sein. Und am Ende haben wir den November dann auch noch verpennt…

Ich finde das ist der größte Mist, der da auf allen Ebenen Bund- Land und Kommunen gerade gemacht wird. Und auf dem Rücken der Hausarztpraxen ausgetragen wird. Unsere Mitarbeiter sind Euch egal! Es sind unsere Leute, die ihr da gerade respektlos behandelt. Er schimpfen, dann nicht mal eure Fehler zugeben und schließlich einfach weiter nichts tun und bummeln. Schämt euch in Grund und Boden!

Was wäre aus Sicht der Hausärzte sinnvoll? Ein Schlachtplan, den kann man auch ohne Koalitionsverhandlungen hin bekommen. Da braucht es etwas Menschenverstand.

  1. Sofort die Bundeswehr, DRK, Johanniter, Malteser und THW zur Hilfe bitten und den eigenen Stolz mal hinter die Interessen der Mitbürger stellen, damit innerhalb von wenigen Tagen eine Infrastruktur geschaffen wird.
  2. Da die Räumlichkeiten inzwischen häufig anders genutzt sind: Umgehender Aufruf an alle Einkaufszentren und Sportzentren, die gut erreichbar sind, unkompliziert Räume zur Verfügung zu stellen.
  3. Lernen aus den Fehlern und die Impfzentren dort machen, wo Menschen hinkommen können: Einkaufszentren, Stadtteilzentren, Schulen, Sporthallen, Gemeindehäuser etc.
  4. Die Ärztekammern haben in der Regel Listen mit Kollegen, die sofort für Noteinsätze oder solche Dinge zur Verfügung stehen. Damit hat man zu Beginn der Pandemie begonnen. Nutzt unsere Infrastruktur und die Bereitschaft der Kollegen.
  5. Lernt aus den Fehlern. Statt Ärzten 200 Euro die Stunde zu zahlen, was viele Kollegen unverschämt fanden, zahlt den Kollegen faire Preise und dem medizinischen Personal mehr.
  6. Die KVen sollten sofort auf zusätzliche Dinge wie Prüfverfahren verzichten bis 50% der Erwachsenen die Boosterung haben.
  7. Die Öffnungszeiten der bestehenden Impfpraxen müssen sofort (eigentlich schon seit Anfang November fällig) auf ganztags erhöht werden statt stundenweise oder halbtags.
  8. Hausärzten, die nicht selbst impfen können, weil ihnen das Personal fehlt, sollten Impfteams bestellen können, die in ihre Praxis kommen und dort impfen. Die Termine können die MFA machen, das Impfteam dann die zügige Logistik zum Serie-Impfen.

Wir könnten es damit schaffen, bis Weihnachten die meisten geboostert zu haben, die bis Juli geimpft wurden und damit mehr als 50% der Erwachsenen und bis Weihnachten die vierte Welle in sich zusammen fallen zu lassen. Und das obwohl schon 2 Monate und 2 Wochen verloren sind.

PS: Impfskeptiker können sich Kommentare sparen, ich lösche sowieso alle raus. Das ist meine Meinungsfreiheit. Geht zu Facebook und kotzt euch da aus. Hier ist der Platz für die andere Seite, die Seite, die Menschen schützt und das Thema als gesellschaftliche Aufgabe sieht.





Fünf vor Zwölf

12 04 2021

Falls es manche noch nicht mitbekommen haben da oben in den Entscheidungsetagen: Es ist fünf vor Zwölf!!!

Während Ihr fleißig eure Kanzlerkandidaten bestimmt – Losverfahren würde auch reichen, kommt sich eh aufs Gleiche raus und spart Zeit – explodieren in Deutschland die Coronazahlen. Die Intensivstationen laufen voll… schon mitbekommen? Aber jetzt sind es nicht die Alten und Kranken, die wochenlang behandelt werden müssen, sondern es sind inzwischen Leute, die Lohnsteuer zahlen. Also monetär gesprochen: Beitragszahler der GKV belasten das System durch hohe Therapiekosten und wenn sie es überleben, dann brauchen sie Hilfe und noch mehr Kosten entstehen und sie können nicht mehr alle arbeiten, was auch Geld kostet, aber keine Lohnsteuer bringt. Ist ungünstig für die nächste Legislaturperiode. Vielleicht hilft diese Denke euch aus der Lethargie?!

Nachdem ihr ja schon durch den von euch genannten Lockdown light im November die Intensivstationen an den Rand des Kollaps gebracht habt, versucht ihr jetzt durch rumeiern das ganze ein weiteres Mal. Die Ärzte fühlen sich glaube ich, wie so oft seit einem Jahr, mal wieder allein gelassen. Ich kann nicht mehr zählen, wieviele Kollegen und Schwestern ich inzwischen mit Überlastungserkrankungen und rehabedürftig in der Sprechstunde hatte.

Wenn’s nach mir geht: Lockdown sofort. Morgen. Aber Lockdown statt light oder hart mal Lockdown sinnvoll. Was wissen wir? Die Aerosole sind in Innenräumen am gefährlichsten und halten sich am längsten. 2. Kinder sind 8x mehr infiziert gewesen in der 2. Welle in Bayern als man positive PCRs hatte, weil unter der Annahme „Kinder sind keine Pandemietreiber“ die alte House-of-God-Regel „Wenn du kein Fieber misst, hat der Patient kein Fieber“ reaktiviert hat. Vogel Strauß Taktik. Kinder sind 8x mehr infiziert als wir dachten. Und feuern das Geschehen derzeit kräftig an. Und wir wissen, dass euer Hickhack die Leute nervt und wer genervt ist, ignoriert was man ihm sagt. In MV sind die FeWos belegt, obwohl sie dicht sind, in ganz Deutschland trifft man sich privat in großen Gruppen, weil sieht ja keiner und wir sind doch alle gesund, oder? Und schließlich wissen wir, dass ihr das mit dem Impfen so richtig schön vermasselt habt. Quasi eine Waffe gekauft, aber zu wenig Munition dazu…

Was tun? Aus meiner Sicht wäre es jetzt an der Zeit, pragmatisch zu handeln. Einfach statt kompliziert. Lockdown sinnvoll.

1. Alles was an ungeschütztem und langem Innenraumkontakt zu vermeiden ist, vermeiden. Heißt Homeoffice-Zwang. Wenn das nicht geht, Luftfilter und Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Statt merkwürdiger Maskenmauscheleien lieber KfW-Fördergeld von 1500 Euro pro Luftreinigungsgerät mit HEPA-Filter, damit dann schon die Hälfte finanziert ist. Brauchen sich die gebeutelten Unternehmen nur zur Hälfte das Geld aus den Rippen schneiden, denn es sind nicht die Großunternehmen die leiden, sondern der Mittelstand und das Kleingewerbe.

2. Schulen zu und KITA-Notbetreuung wie in der 1. Welle.

3. Drakonische Strafen, wenn Schnelltests an KITAs durch Erzieher oder Lehrer verzögert gemeldet werden und dadurch explosionsartige Ketten entstehen. Und ebenso drakonische Strafen wenn KITAs Meetings in Innenräumen machen und keine der Damen trägt eine Maske. Da könnte ich als Arzt zum Hulk werden. Genauso Strafen, wenn Landkreise verzögert melden, nicht wahr, VG?

4. Läden offen lassen, Maskenpflicht dort weiter, Kundenzahl begrenzen, alle erfassen. Die Leute meiden eh die Läden und dort sind bisher keine großen Infektketten entstanden.

5. Außengastronomie öffnen. Wer sich draußen beim Stehcafe den Hintern abfriert, trifft sich nicht mit den Freundinnen in einer Wohnung ohne Maske. Die Rate der Übertragungen wird reduziert.

6. Null Toleranz Politik für offene FeWos und touristische Reisen zwischen den Landkreisen. Das schleppt es schön hin und her und auch Stop von Familienbesuchen wie zu Ostern. Es explodieren gerade die Zahlen und das heute war noch nicht das Ende der Kette. Wenn wie zu Ostern jeder Einwohner MVs statistisch plötzlich 10 Verwandte mehr zu haben scheint und Kernfamilie plötzlich aus Großonkeln und Vettern 2. Grades besteht, dann ließe es sich so weiterführen bis wir bei den Stämmen Abrahams ankommen…

7. Viel Testen ist gut, weiter machen. Aber was soll der Quatsch, dass KITA-Kinder jetzt PCR-Tests brauchen, so dass wir die Testkapazitäten in den Kollaps treiben? Dafür waren Schnelltests gedacht. Die KITA Kinder müssen PCR-Tests bringen und die Erzieherinnen schladdern und trinken Kaffee ohne Mundschutz und verzögern die Weitergabe von Schnelltest-Ergebnissen. Na Bravo… Würde sich eh erübrigen mit den Test wenn wir auf Lockdown sinnvoll schalten.

8. Die Realität der Impfzentren: Es ist Impfstoff da, wenn auch nicht übermäßig, aber es ist leer. Die Realität für Prio 1-3: Man hätte gerne einen Termin, aber die Terminvergabehotline kann man bis zu 24h im Warteschleifenmodus erleben bzw. Onlinetermine werden nach 2 Wochen immer noch nicht an den Patienten mitgeteilt. Welch ein Hohn. Vielleicht wäre es einfacher, wenn man die Kräfte der Telefonhotlines in die Impfzentren setzt und die Impfzentren komplett ohne Termin öffnet und stattdessen via Google wie für Aldi und Lidl zum Beispiel eine Anzeige der Auslastung macht. Grün heißt, könnt kommen, gelb es ist voll, rot es wird keiner mehr genommen. In MV liegen in Greifswald 3000 Dosen, in Rostock über 5000 Dosen AstraZeneca herum, das Impfzentrum in Laage schaltet Anzeigen, dass sie 10000 Dosen zusätzliche Biontech haben, aber es kommt keiner dran. Und wenn ihr dann noch den Hausärzten mehr liefern würdet, dann kämen wir bis Mitte Mai durch mit der ersten Impfung. Hättet ihr die 10000 Dosen aus Laage vergangene Woche mit an uns Hausärzte in MV geliefert, wir hätten sie am Freitag komplett weg gehabt und ihr hättet euch die 1000 Euro für die Anzeige in der Zeitung sparen können. Wir Hausärzte können die Leute innerhalb von 1 h rein holen in die Praxis. Was könnt ihr? Lustige Nummern, wo keiner rangeht in Zeitungen drucken.

9. Bringt den Leuten bei, dass sie mit Erkältungen immer noch nicht in die Praxen dürfen. Wir haben Schilder dran so groß wie Plakatwände, aber wenn ihr denen sagt, ihr müsst hin und testen lassen, dann laufen sie uns die Praxen ein und stecken uns an. Kein Mensch weiß, dass es die Telefon-AU noch gibt.

10. Hört auf, die Pandemiebekämpfung als Wahlkampfthema zu missbrauchen. Es ist der reinste Hohn, wenn man im Gesundheitswesen arbeitet und ihr euch ständig ablichten lasst vor vollen Intensivstationen oder Schlangen am Impfzentrum. Das hilft keinem. Niemandem. Wirklich nicht. Außer euch. Aber nicht den Ärzten und Schwestern, nicht den Patienten und nicht dem Herrn von nebenan, der seit 1 Monat versucht eine Impfung zu bekommen.

Es ist Vier vor Zwölf. Hört auf zu diskutieren. Steht auf und tut endlich was.





Nach dem Start gibts den Boykott

10 04 2021

Lange haben wir Hausärzte darauf gewartet. Diese Woche ging es endlich los: Wir dürfen Coronaimpfungen verabreichen. Nicht nur Hausärzte sondern auch Fachärzte wie Pulmologen, Onkologen, Gynäkologen. Wir alle stehen dafür, dass wir als Gemeinschaft der Ärzte im ambulanten Bereich unseren Beitrag leisten wollen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Diesen Beitrag leisten wir eigentlich schon seit einem Jahr. Denn wir behandeln Corona-Verdachtsfälle, wir betreuen Corona-Patienten ambulant, wir testen und wir beraten zu Schutzmaßnahmen. Dabei wurden wir Hausärzte mehr als einmal durch überbordende Bürokratie, politische Ränkespiele und fehlende Bereitschaft der Entscheidungsträger, uns zu helfen, blockiert. Das hat mit Sicherheit einigen Menschen in diesem Land das Leben gekostet. Doch wie immer in so einer Situation: es gibt keine genauen Zahlen dazu, wieviele Menschen z.B. an falschen Teststrategien starben. Erinnern wir uns daran, dass jeder Urlauber getestet wurde. Kostenfrei. Im letzten Sommer. Doch wer schwerkrank war und in eine Reha wollte, musste seinen Test selbst bezahlen. Dafür war dann kein Geld mehr übrig. Das wurde für risikobereite Urlauber rausgeworfen, die nicht mal bereit waren, sich an präventiven Maßnahmen zu beteiligen. Andersherum wäre es besser gewesen: Die Urlauber zahlen und wir geben das Geld für die Testung und den Schutz kranker Menschen aus.

Gehen wir noch weiter zurück: damals zu Beginn zogen namhafte Politiker und auch Entscheidungsträger in Zweifel, dass eine Maske, und sei sie auch nur aus einem gefalteten Taschentuch gemacht, etwas an der Ausbreitung der Viren verändern könnte. Und das obwohl schon Jahre vorher über Aerosole und deren Verbreitung geforscht und publiziert wurde. Erinnerte ein wenig an „die Erde ist eine Scheibe“. Wir Ärzte riefen dazu auf, dass man Community-Masken propagiert. Es endete damit, dass ein Run auf medizinisches Equipment einsetzte und wir im medizinischen Bereich fast arbeitsunfähig waren. Als dann endlich eingesehen wurde, was Strömungswissenschaftler tausendfach wiederholten, war es für einige Menschen zu spät.

Als die Ärzte im Oktober die beginnende zweite Welle erkannten, die die Urlaubsrückkehrer einschleppten – denn clever war ja, nur einen Bruchteil von ihnen bei der Einreise nach D zu testen – da wurde gesagt: Oh, die Wirtschaft geht vor, das kommende Weihnachtsgeschäft. Die Welle kam, der Lockdown light versagte kläglich und anstatt im November einen konsequenten Lockdown zu fahren, damit das Weihnachtsgeschäft mit niedrigeren Zahlen starten kann bzw. Stattfinden hätte können, eierte man diskutierend vor sich hin und schädigte die Wirtschaft durch dieses November-Eiern und Dezember schließen dann so richtig. Ach ja – und auch das kostete zahlreichen Menschen das Leben.

Was kostet Menschen noch das Leben? Nun, wenn man Regeln aufstellt und negative Sanktionen in Aussicht stellt, wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, dann muss man diese auch umsetzen, sonst verlieren diese Sanktionen an Effekt. Was nützt es, wenn Geldstrafen darauf stehen, wenn Ferienwohnungen vermietet werden an Urlauber und es machen heimlich trotzdem etliche? Fährt man in MV umher, dann sieht man an manchen Stellen mehr auswärtige Kennzeichen als einheimische. Die Ladenöffnungen wurden flankiert von zahlreichen Einkaufstouristen. Und jetzt wundern wir uns in MV über steigende Zahlen. Und ist jemandem mal aufgefallen, dass wir mit schöner Regelmäßigkeit ansteigende Zahlen nach den Ferien haben? Sommer, Herbst, Weihnachten, Winterferien… Ostern… diese zeitliche Korrelation fällt schon irgendwie auf. Aber schaue ich in die Nachbarschaft, dann sehe ich, dass auch Staatsbeamte auf die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen …en. Wenn Ostern 3 Besucherautos aus anderen Bundesländern zeitgleich parken und alle zusammen in einer Wohnung sind, dann klatschen doch die Erreger in die Hände. Und danach gehts wieder in KITA und Grundschule und hurra, da wird dann geschlossen und die Krankenschwestern und MFA hocken mit den Quarantäne-Kids zuhause und fehlen an wichtigen Stellen.

Und was folgt jetzt? Nach dem Start der Impfkampagne in den Hausarztpraxen – und man muss sagen, dass pro Praxis etwa 20 Personen geimpft werden konnten – konnten wir vereint zeigen, dass wir als Mini-Impfzentren in der Fläche genauso viel leisten wie die Impfzentren, in denen sich im Wahlkampf befindliche Politiker derzeit so gerne ablichten lassen. Die Anzahl der Impfungen pro Tag wurde schlagartig verdoppelt in Deutschland. Dazu muss man sagen, dass die vielgerühmten Starterpakete für die Praxen, mit denen geimpft werden sollte, aus AstraZeneca-Impfstoff bestanden und zu dem Zeitpunkt verteilt wurden, als festgelegt wurde, dass der Impfstoff erst ab 60 zugelassen werden kann derzeit. Also mussten von den 20 Dosen in dieser Woche auch vor allem das Personal geimpft werden, das jetzt impfen soll, die ambulanten Corona-Patienten betreut und das medizinische Versorgungssystem stabil halten soll. Nächste Woche gibt es wieder nur so wenig pro Praxis. Dabei sind die Wartelisten nach 4 Tagen drei-fünfmal so lang. Manchmal auch länger. Viele sind Priorität 1 und haben zwar Einladungen in die Impfzentren bekommen, es aber nicht geschafft, per Telefon oder online an einen Termin zu kommen. Manche, die nicht mehr so frisch im Kopf sind, haben es gar nicht versucht, weil sie mit der Tatsache stundenlang in einer Warteschleife zu hängen, überfordert waren. Und wieder andere haben niemanden, der sie zum Impfzentrum bringt. In MV können das mal locker 100 km sein. Nicht jedermanns Sache und auch nicht immer körperlich abzuverlangen. Also egal was gesagt wird, Prio 1 ist definitiv noch nicht komplett geimpft. Dann gibt es viele aus Prio 2, die die gleichen Probleme haben. Oder aber die ein großes Misstrauen in die Impfzentren haben. Denn sie empfinden die Ansage: „sie kriegen was da ist“ als Bevormundung oder Impfzwang. Ich dachte auch immer, dass jeder in diesem Land entscheidet, was in seinen Körper gelangt an Medikamenten. Es gibt also viel zu tun. Und die Menschen haben Vertrauen in uns. Drei Tage hatten wir Gelegenheit zu zeigen, wie es gehen kann. Und wir haben es gezeigt.

Doch was tut die Politik? Sie (sorry) scheisst auf ihre Zusagen von vor 3 Wochen. Es gab geplante Kontingente für Arztpraxen. Es gibt immer mehr, die sich jetzt fürs Impfen bereit machen, Gynäkologen für die Frauen, Urologen für die Männer, Kardiologen trotz voller Terminbücher. Und ja, wir haben akzeptiert, dass es für die ersten zwei Wochen hieß, 20 Dosen pro Woche (wir könnten nächste Woche doppelt so viel, theoretisch…). Danach sollte aber nach der ersten Startphase, um uns aufzustellen und die Abläufe aufzubauen, deutlich mehr kommen. Jetzt kommt da dieser Minister für Gesundheit und Fehlentscheidungen daher und posaunt großartig raus, dass die Kontingente für Arztpraxen gekürzt werden. Als Begründung wird aufgeführt, dass die Länder für die Impfzentren mehr angefordert hätten. Ich hätte fast laut losgelacht. Wenn mir nicht gerade nach Wutausbruch gewesen wäre. Denn zur gleichen Zeit berichten die regionalen Sender von MV wie in einigen Impfzentren das Personal fehlt und Impfdosen rumliegen, weil man nicht hinterher kommt. Und an dieser Stelle überfällt 35000 Ärzte, die schon geimpft haben in den Praxen wohl die blanke Wut. Wir sind keine Konkurrenz für Impfzentren. Denn wir stehen nicht in Konkurrenz. Das geht nicht darum, wer am meisten impft (in Politikerdeutsch übersetzt: es geht nicht darum, wer den längsten hat), sondern verdammt nochmal ES GEHT DARUM, DASS WIR ÜBERHAUPT IMPFEN. Wir als niedergelassene Ärzte sind angetreten, trotz der Mehrbelastungen durch die Pandemie, die Auflagen und all das einen weiteren Beitrag, einen entscheidenden Beitrag zu leisten, Menschenleben zu retten. Durch Prävention. Ist das wirklich euer Ernst, dass ihr in ausgelastete Impfzentren Dosen schickt, damit die dort auf Halde liegen oder damit sich wieder ein Haufen Politiker in ihrem Wahlkreis am Wochenende ins Impfzentrum stellen können, damit drittklassige Klatschreporter der Lokalpresse sie dabei ablichten, wie sie impfendes Personal bei der Arbeit nerven, während eine Impfen-mit-AstraZeneca-ohne-Termin-Aktion läuft? Wer diese Entscheidung trifft, begeht fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge und trägt die Schuld am Tod von Menschen. Wir haben aus dem nichts von einem auf den anderen Tag die Anzahl der täglichen Impfungen in Deutschland verdoppelt. Und wir haben noch Kapazitäten. Wir haben Patienten, die reihenweise bereit sind, auf Auswertungstermine zu verzichten, damit wir einmal pro Woche ganztags impfen können. Wir könnten so pro Praxis je nach Personal z.B. 100 Personen in einer Hausarztpraxis impfen, die klein ist und in größeren Praxen noch viel mehr. Bei 100 Praxen in einer Stadt wären das 10000 Personen pro Woche zusätzlich zu den Impfzentren. Und was tut ihr? Ihr haltet uns kurz, damit in ausgelasteten Impfzentren noch mehr Impfstoffe warten oder damit ihr medienwirksame Großaktionen fahren könnt mit schicken Fotos von langen Schlangen und vollen Hallen bei Impfen ohne Termin. Die Motivationen gehen offenbar deutlich auseinander. Aus dem Impfdebakel mit falschen Entscheidungen beim Einkauf und mangelnder Voraussicht der Entscheidungsträger hätte man ja irgendwie lernen können. Stattdessen folgt jetzt der egomanische Zug Impfstoffe den Hausärzten wieder drastisch zu reduzieren ab 19.4.21. Dann wird aus einem Impfstoffdebakel ein Impfstoff-GAU. Rechnet mal mit: 20 Dosen pro Woche. Ca 1000 Patienten hat ein Hausarzt in einer Großstadt pro Quartal. In 10 Wochen könnten dann 200 Patienten, also gerade 20% der Patienten geimpft werden. Impfzentren haben bisher im 1. Quartal geschafft, 11% der Bevölkerung zu impfen. Dürften dann in weiteren 10 Wochen 22% sein. Damit haben wir dann nach dem ersten Halbjahr 2021 geschätzt 42% der Patienten einer Hausarztpraxis / der Bevölkerung ohne Kinder geimpft. Je länger wir brauchen, desto höher wird aufgrund des Mutations- / Selektionsdrucks der Viren die Rate, die man für eine Community-Immunität braucht, die derzeit mit 70% geschätzt wird, dann vermutlich höher liegen wird. Nochmal: das ganze Zögern und Rumeiern und politisieren kostet Menschenleben. Habt ihr das verstanden? Da sterben Familienväter, Großeltern, die ein Leben hart gearbeitet haben und wenigstens den Schulabschluss der Enkel erleben wollten oder die goldene Hochzeit, ihr tötet Menschen, die geliebt werden, die unheimlich fehlen. Ihr sorgt dafür, dass neben einer Ehefrau das Bett morgens leer sein wird, wenn sie aufwacht, dass am Frühstückstisch ein Platz leer bleibt, dass der Traum vom nächsten gemeinsamen Urlaub mit den Kindern zerplatzt, dass niemand da ist, der mit dem Sohn Radfahren übt, der die Tochter ins Bett bringt und ihr einen Gutenacht-Kuss gibt. Ihr sorgt dafür dass Kinder nie erfahren, wie es ist, wenn Oma vorliest, wenn sie den ersten Liebeskummer wegtröstet oder den Führerschein mitfinanziert. Versteht ihr das?

Aus Patientensicht stellt sich das so dar: Du bekommst einen Brief. Ach nee, nicht alle, also eigentlich nur wenige. Dann versuchst du über Tage online und per Telefon an einen Termin zu kommen im Impfzentrum. Die Erfolgschance ist so wie bei der Losbude. Aber jetzt gehst du zu deinem Hausarzt, lässt dich für die Warteliste registrieren und könntest in 2 Wochen schon dran sein mit etwas Glück und ausreichendem Impfstoff. Dann kommt der Spahnsinn und Landespolitiker, die Impfzentren aus rein strategischen und politischen Überlegungen beliefern lassen wollen und kürzen alles drastisch ein. Am Ende hast du weder da noch dort die Chance geimpft zu werden. Herzlichen Glückwunsch, du bist Teilnehmer bei Deutschland-baut-den-Super-ImpfGAU.

Wir niedergelassenen Ärzte sind startklar, wir sind bereit unsere Freizeit zu opfern und die Teams sind bis in die Haarspitzen motiviert. Gott verdammt, gebt uns den Impfstoff und hört auf zu diskutieren! Kriegt den Arsch hoch und lasst uns ins Rennen kommen. Und seid Euch sicher: Wenn ihr uns jetzt im Stich lasst und das Leben unserer Patienten verspielt, dann werden wir das nicht vergessen. Und wir werden jeden Tag, der da kommen mag in unseren Praxen die Verursacher benennen, und das dürfte wesentlich effektiver im Wahlkampf sein, als nette Posterwände, die die Leistung von Photoshop präsentieren und euch mit Casting-Kindern und Promo-Hündchen zeigen.

35000 Praxen heißt es, haben diese Woche das impfen begonnen. 35000 united life-savers. Wir sind eure Ärzte und wir wollen euch impfen!





Wir sind Doc Caro!

13 10 2020

Gelesen und gedacht: „Endlich jemand, der Mal klare Worte findet!“

Doc Caro findet klare Worte

Wir alle sind Doc Caro! Und WIR Ärzte sind diejenigen, die Euer Leben retten. Wir haben Familien, Kinder, Eltern, Partner, die zu Risikogruppen gehören oder gehören selbst einer an. Und trotzdem stehen wir in Vollschutz stundenlang in Kliniken und versorgen Patienten oder streichen im Akkord in Hausarztpraxen Verdachtsfälle ab, weil die Gesundheitsämter ihre Kernkompetenz inzwischen auf das zählen verlagert haben.


Hat irgendein Maskenverweigerer mal überlegt, wie das ist, während Coronazeiten in einer Notaufnahme zu arbeiten? Ich meine, da jammert so ein Maskenverweigerer, weil er 20 min beim Einkaufen einen Mund-Nasen-Schutz tragen soll, aber vergleicht man das mit der täglichen Arbeit von Ärzten und Pflegekräften ist so jemand ein Jammerlappen… wenn man mir das Wortspiel gestattet.

Hat mal irgendein Anhänger von Verschwörungstheorien überlegt, wer ihn im Zweifelsfall, also angenommen, das mit Corona ist echt und bei den Millionen Patienten wohl allmählich kein weltweiter Fake mehr, also wer ihm Sauerstoff anhängt oder intubiert? Machen das die Gurus der Verschwörungstheorien? Legen die Hand auf und dann ist alles gut?

Hat mal irgendein Systemkritiker überlegt, was ihn jetzt eigentlich wirklich stört? Wäre da die letzte Landtagswahl oder Bundestagswahl nicht eine bessere Gelegenheit gewesen? Und was stört euch? Dass ihr wenigstens alle eine Krankenkasse habt? Also wenn euch das nicht passt, dann geht doch nach USA, da wo ein möhrenfarbener blonder Mann gerade Obama-Care zerschlägt und ein guter Teil der Bevölkerung eine intensivmedizinische Behandlung sich nicht wirklich leisten kann? Oder nach Afrika, wo die Angehörigen Bettwäsche, Essen und Pflege übernehmen, also im Hospital wohlgemerkt? Stört euch, dass wir versuchen, Risikogruppen zu schützen, also alte, kranke und Menschen mit Handicaps oder eben gefühlt gesunde mit Risikofaktoren? Wollt ihr, dass wir sie sterben lassen? Survival of the fittest? Nachdem wir seit der Zeit der Aufklärung um humanistische Grundwerte kämpfen? Grundwerte wie Respekt vor älteren, Schutz von Hilfebedürftigen oder Hilfe für die Gemeinschaft? Die in unserer Verfassung oder in den Leitbüchern der großen Religionen stehen? Ich meine, früher sind solche Systemverächter irgendwo als Eremit auf einen Berg oder in einen Wald gezogen und lebten da für sich allein. Also sie nervten die Gesellschaft nicht mit Zweifel an lebenswichtigen Maßnahmen. Nehmt mal die Energie, die ihr da in Demos und Diskussionen reingesteckt habt, und stellt euch vor, ihr hättet mit der Energie geholfen, ein Leben zu retten.

Ein Leben retten… jemanden davor bewahren, dass dieser silberne Fasen reißt, der uns im Diesseits hält. Der Kampf, die Stunden harte Arbeit, die Besprechungen, das Abwägen für den Weg, den man geht, die plötzlichen Krisen, Reanimationen, Triage, wer das ITS Bett bekommt, die durchgeackerten Nächte… wir alle in der Branche kennen das…
Dieses Gefühl, wenn euch dankbare Augen ansehen, die ihre Kinder und Enkel aufwachsen sehen dürfen, die ihren Hochzeitstag erleben dürfen, die ihrer Frau einen Kuss geben können, die mit verweinten Augen, eingefallenen Wangen und abgehungert voll Sorge am Bett gesessen hat über Tage, Kinder, die ihrer Mutter keine Sekunde mehr von der Seite weichen wollen, weil sie endlich aus der Klinik zurück ist, … Kinder, die dachten, sie würden den nächsten Geburtstag trauern müssen, dieses lähmende Schock Gefühl, das sich um jede Faser des Körpers legt, erleben müssen und dann der Moment, wo sich das Blatt wendet und keiner sich traut, sich zu freuen, falls es doch zu früh ist, … Menschen, die in dem Moment begreifen, dass ihnen das wertvollste, das es überhaupt gibt, geschenkt wurde… habt ihr mal bei all eurem Meckern über Sicherheitsmaßnahmen, Mundschutz, und geplatztem Urlaub an etwas oder jemand anderen als euch gedacht? An diese Menschen, die ihr durch euren Leichtsinn oder eure Sturheit umbringt? Liebt ihr jemanden? Stellt euch vor, der wurde absichtlich infiziert, liegt beatmet auf Intensiv, ihr sitzt am Bett, 30 min pro Tag sind erlaubt, ihr wisst nicht, ob er noch da ist, wenn ihr morgen hin kommt… wie fühlt ihr euch da? Kann man in 30 min so viel Liebe geben, dass der Wille zum überleben reichen wird? Hört er mich? Was wird, wenn er es nicht schafft? Wie soll man die Kinder durchbekommen? Die Wohnung halten? Wird es jemals wieder eine Nacht geben, wo er neben mir im Bett schnarchen wird? Zu emotional die Fragen? Ja? Ist Realität. Die tägliche Konfrontation mit dem Existenziellen, mit Leid, Trauer, Hoffnung… Für all unsere Kollegen in den Kliniken. Die haben übrigens im Lockdown auch nicht gewußt, wohin mit den Kindern und waren trotzdem da, haben zum Teil wochenlang die eigenen Kinder nicht gesehen, weil sie sicherheitshalber bei den Großeltern waren, um sie nicht anzustecken, falls es den Arzt selbst erwischt. Also diese Kinder sahen ihre Mutti auch nicht, obwohl um sie herum alles verrückter wurde von Tag zu Tag.

Mal zusammengefasst: Maske verweigern, Scheinatteste ausstellen, Dauermeckern über Eindämmungsmaßnahmen, in Risikogebieten Urlaub machen, Beschränkungen ignorieren, Party machen, große Familienfeiern machen, auf Gottesdiensten bestehen und dabei Auflagen ignorieren, Arbeitsschutz nicht einhalten, … all das sorgt für Ansteigen der Fälle, volle Intensivstationen, sterbende Menschen. Jeder, der da mitmacht bzw bei den Schutzmaßnahmen bewusst nicht mitmacht, zeigt damit, dass sein eigener Egoismus und seine narzisstische Einstellung für ihn höher stehen, als der Schutz des Lebens und die Achtung vor anderen Menschen. Und damit sorgen genau diejenigen, die jetzt über die Einschränkungen schimpfen und dagegen sind, dafür dass die Zahlen steigen und noch strengere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Corona-Paradoxon?

Jedes Kind bekommt es hin: Maske hoch, Hände waschen und Abstand halten… es ist doch weiß Gott nicht so schwer…

Wir alle sind Doc Caro!





Wer ist denn nun Top-Virologe?

11 10 2020

Wir leben in schwierigen Zeiten, leider. In Zeiten, in denen Top – Virologen wie Pilze aus dem Boden schießen, jedenfalls in der Presse. Sowohl in der Boulevardpresse als auch bei den öffentlich rechtlichen. Manche von denen fallen durch ziemlich… fragwürdige (das war jetzt die Umschreibung für bescheuert) Äußerungen auf. Äußerungen, die Menschen das Leben kosten werden oder gekostet haben, darunter auch etlichen Ärzten, Schwestern und Pflegekräften, die mit ihrer eigenen Gesundheit die Defizite des Gesundheitssystems vor und während Covid-19 ausgleichen müssen und jetzt seit März das Kanonenfutter geworden sind, weil die Covidioten lieber Party machen und an sich selbst denken und eben Mutter, Vater, Großeltern in die Kliniken bringen, oder auch mal selbst dort landen,

Vergleichen wir mal die Top-Virologen… also rein fachlich bzw Fachpressemäßig…

Prof Hendrik Streeck, heute bei Markus Lanz zu Gast, als Top Virologe in der Presse verkauft… PubMed /Medline verzeichnet ganze 3 Arbeiten von ihm aus 2020 über Covid-19… und er steht ziemlich weit hinten in den Publikationen, was heißt, Insider wissen das, so viel hatte er mit der Entstehung eher nicht zu tun, getippt haben andere…

Prof A. Kekule … gar keine Arbeiten publiziert in 2019 und 2020… nicht mal zu andern Themen… da wird wohl die berufende Uni bald Fragen stellen…

Prof. J. Schmidt-Chanasit – bisher in PubMed in 2020 keine Publikation zu Covid-19… ich finde, man kann Covid-19 aber nicht wirklich gut vergleichen mit Zika, Westnil-Fieber oder Usutu-Virus, jedenfalls erschließt es sich mir nicht so recht. Ich weiß nicht so recht, was ich denken soll bei ihm.

Prof. Marylin Addo – 5 Arbeiten in 2020 zu Covid-19 sowie weitere, die indirekt mit den aktuellen Themen wie Impfstoffentwicklung zu tun haben. In der Presse stets sachlich und realistisch mit tatsächlichem Informationsgehalt.

Prof. Dr. Sandra Ciesek – 26 Arbeiten in 2020 zu Covid-19 und Coronavirus. Davor auch schon sehr fleißig zu anderen Themen. Naja, ich denke, sie hätte den Titel verdient, da weiß man, was im Podcast zu sagen ist.

Prof. Christian Drosten – 36 Arbeiten zu Covid-19 und Coronavirus in 2020, davor reichlich Zu anderen Viren. Titel verdient würde ich sagen.

Und allen, die meinen, er schränke sie in ihrem Leben und ihrer persönlichen Freiheit ein und sei derjenige, den man hassen müsste, sei gesagt: nicht die Verordnungen zum Schutz Schränken euch ein, sondern ihr selbst, weil ihr die banalen Dinge nicht auf die Reihe bekommt wie Abstand und Mundschutz. das sind Kindergarten-Aufgaben und ihr stellt euch an wie in Ketten gelegt, wegen eines simplen Stück Stoffes vor dem Gesicht, mit dem ihr euer Leben und das Eurer liebsten oder eurer Kollegen schützt… Ihr schreit im Bus nach persönlicher Freiheit und Grundrechten und tretet das Recht nach körperlicher Unversehrtheit der andern im Bus mit Füßen- die aber in der !ehrheit sind…. Ziemlich egoistisch und undemokratisch, oder? Ihr seid diejenigen, die uns jetzt an den Rand eines weiteren Lockdowns bringen… Und dafür gesorgt haben, dass weitere Reglementierungen erfolgen müssen und die Intensivstationen in den nächsten Wochen wieder zulaufen werden. Nicht die Politiker sperren euch ein, ihr sperrt uns mal wieder alle ein, wir alle müssen uns demnächst wieder massiv einschränken, weil ihr wegen dreier simpler Dinge durchdreht und lieber Party, Schnaps und Rücksichtslosigkeit wollt. Was ist an Stoffmaske, Abstand und Händewaschen so schlimm? Sind euch die vielen Nudeln, Dosenerbsen und die Berge Klopapier vom März nicht so gut bekommen?! Ihr erkämpft gerade den nächsten Lockdown. Danke für soviel Kurzsichtigkeit.