Die hölzernen Nüsse November 2021

20 11 2021

Herr Spahn mit seinem Zitat über langsam impfende Hausärzte (Frauenanteil deutlich über 50%) war dicht dran. Aber wie es manchmal im Leben so ist, kommt dann einer und schnappt dir die Trophäe vor der Nase weg…

https://www.zeit.de/news/2021-11/17/hausaerzte-empoert-ueber-laumanns-spruch-impfen-statt-golfen?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de

Die hölzernen Nüsse im November 2021 gehen nach NRW, genauer an den Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) für das Zitat „Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag.“ Herzlichen Glückwunsch für soviel Boshaftigkeit und Diskriminierung. Lieber Herr Laumann, wie wäre es mit #einfachmalneschichtmachen in der Hausarztpraxis? Ich nehme an, es wird Ihnen als vielbeschäftigter Mann lächerlich vorkommen, wenn ich Ihnen sage, dass die meisten Hausärzte inzwischen 4 oder 5 lange Tage machen, heißt Vormittagssprechstunde plus Nachmittag für Sprechstunde oder Impfen. Dazu kommen Hausbesuche, Dienste, Behördenanfragen (braucht so 20-30 min bis Postfertig und man rechne so 3-4 Stück pro Woche), Telefonsprechstunde für Infektpatienten, die jämmerlich nicht funktionierende Telematik-Infrastruktur in Dauerwartung mit dem Rohrkrepierer KIM-Dienste. Naja, nehmen wir mal an, man hätte doch Zeit, dann geht leider momentan das ganze schöne viele Geld, mit dem wir Hausärzte reich werden und unseren Mitgliedsbeitrag im Golfclub und die Ausrüstung bezahlen könnten, für horrend gestiegene Materialkosten drauf. Eine Packung Handschuhe kostet 8-10 Euro im Einkauf. Wechselt man konsequent die Handschuhe nach jeder Spritze und Blutabnahme, reicht es für 50 Patienten, also für einen MItarbeiter 1-2 Tage je nach Arbeitsanfall. Selbst wenn wir da sparen würden, pulvern wir leider eine Menge in diesen Telematik-Quatsch, der keinem was bringt. Wir bezahlen doppelt so viel, wie die KVen Kostenerstattungen machen. Also tragen wir 50% der gesamten Umstellungskosten. Sie sehen, selbst wenn ich Golf spielen könnte und es mal gelernt hätte, ich wäre nicht in der Lage, den Eintritt in die Welt zu zahlen, in der Sie offenbar verkehren. Ich verbringe übrigens den Samstag entweder bei Fortbildungen (wegen der Coronapandemie, die Verantwortliche wie Sie leider immer noch nicht in Griff bekommen haben, meist derzeit nur online) oder beim Einkaufen und Haushalt machen. Letzteres schaffe ich leider nicht, wenn ich abends um 19.00 Uhr die Praxis verlassen habe. Da reicht die Zeit nur noch zum bloggen über Hölzerne Nüsse und so Kram. Impfen mache ich übrigens 4-5 Tage pro Woche in der Praxis. Ach ja “Ich spiele gar kein Golf“. Also mein Vorschlag für Sie: statt Golfplatz am Samstag mal Realität erleben am Donnerstag. Und falls Sie am Donnerstag keine Zeit haben, zu Ihren Hausarzt zum Impfen zu gehen, dann bin ich mir sicher, es findet sich jemand, der Sie und Ihre Freunde der gehobenen Gehaltsklasse auch in gewohnter Umgebung auf dem Golfplatz impft. Das Impfen in gewohnter Umgebung soll ja durchaus das Level der Stresshormone senken, gerade bei Menschen, die Angst vor Ärzten haben, selbst auf Golfplätzen….





Fatales Nichtstun am Rand des Abgrunds

20 11 2021

Momentan erleben wir die Epidemie in voller Breite von hausärztlicher Seite. Während wir in den ersten 3 Wellen pro Welle insgesamt von mehreren Fällen in einer Praxis sprachen, sieht die Sache derzeit deutlich anders aus. Im Oktober hatten wir etwa einen Fall jede Woche, das fanden wir viel. Doch jetzt hatten wir diese Woche in unserer kleinen Praxis bereits 3 Fälle. Damit wird die neue Höchstzahl mit über 1000 Infektionen in MV für uns selbst spürbar. Viele Kollegen wähnten sich immer weit weg, hatten in unseren Breiten genau wie wir wenige Fälle. Wenn es jetzt jedoch noch mehr werden, dann bekommen wir ein Problem. Wir fahren Normalbetrieb, impfen dazu gegen Grippe und jetzt auch in (wenn Spahn es nicht gerade an die Wand fährt und den Impfstoff wegstreicht statt die Aufgabe von nationaler Tragweite anzugehen und dabei die Befindlichkeiten der Menschen zu beachten) großem – für uns großem – Ausmass die Boosterimpfungen. Mein Motto ist: Jeder geimpfte oder geboosterte trägt es nicht herum…

Die Kollegen in den Kliniken, vor allem in anderen Bundesländern, sind kurz vor dem Kollaps. Während wir 2020 nach Italien sahen und es fern war, wenn im Eingangsbereich von Kliniken blitzeblaue Menschen nach Luft rangen und kurz darauf starben, da ist es jetzt hier angekommen. In ein bis zwei Wochen – sprich zu Beginn der Adventszeit – werden wir in den ersten Landkreisen Verhältnisse wie einst in Norditalien haben. Doch dort hat man gelernt und ist vor allem in der Kommunikation über die Impfung anders mit den Menschen ins Gespräch gegangen als hierzulande – Impfquote um die 80%… Ich weiß nicht, ob es jemand versteht da oben, aber in unseren Kliniken ist das Personal am Ende nach 1,5 Jahren Katastrophenmodus. Wer nicht schon krank ist, arbeitet für die kranken Kollegen mit. Wie lange soll das noch gut gehen?! Und na klar sind die sauer, dass die Leute sich nicht impfen lassen, denn auf den Intensivbereichen liegen überwiegend ungeimpfte Patienten. Vermeidbare Tote. Und die lebenden blockieren Betten für die Routinefälle, die eine HerzOP bräuchten, aber wegen mangelnder ITS-Kapazität nicht operiert werden können. Und wenn jemand noch vor der Herz OP an einem Infarkt stirbt, dann zählt es in eine andere Statistik. Aber Corona hat auch ihn irgendwie getötet. Kann mir jemand folgen? Durch all das, was gerade passiert, werden Familien auseinander gerissen. Wird Weihnachten nie wieder das selbe sein wie vorher, werden Kinder zu Halbwaisen und Enkel verlieren Oma oder Opa viel zu früh. Wollt ihr das alles so?

Das Fatale Nichtstun kurz vor dem Abgrund läuft gerade in Berlin. Während sich die Damen und Herren der Ampel-Riege gerade gegenseitig die Füße küssen und in Gesprächskreisen vor sich hin verwelken, liegt dieses Land in einem gefährlichen Koma. Wir rasen mit tausend Sachen auf den Abgrund zu und niemand tut etwas dagegen. Die kommissarische Noch-Regierung würde prinzipiell wohl gerne – wie bei jedem Regierungswechsel zuvor – ein Trümmerfeld zum Aufräumen hinterlassen gespickt mit Tretminen aller Art. Aber das geht dieses Mal nicht, denn man merkt wohl selbst, dass es nicht gut wäre… Also während die kommende Regierung noch im Rausch der Glückseligkeit der gewonnenen Wahl vor sich hin verhandelt, muss die alte Regierung irgendwie den Spagat schaffen zwischen dem, was man gerne würde und dem was die kommenden wollen… heraus kommt kaum was brauchbares. Das Auslaufen der Epidemischen Notlage zum 29.11.21 ist wohl die derzeit größte Fehlentscheidung. Während sämtliche Arztverbände dagegen Sturm laufen, juckt es niemanden. Klingt nach einer künftigen Tretmine. Da dürfte sich die scheidende Regierung durchaus in den Geschichtsbüchern einen der entscheidenden Schritte für den Schwarzen Winter 2021/22 vorwerfen lassen müssen.

Eine zweite große Fehlentscheidung aus ärztlicher Sicht wohl gewesen, vor einigen Monaten im Überschwang der abklingenden dritten Welle zu sagen “Nie wieder Lockdown“. War absehbar, dass das zu früh kam. Kam bei vielen wohl so an, dass sich die anderen schon impfen lassen und Lockdown kommt eh nicht mehr, also wozu dann impfen? Noch größer bzw. schlimmer finde ich die Unfähigkeit, oder sollte man eher sagen die volle Hose, wenn es darum geht, jetzt einfach mal den Rücken gerade zu machen und als amtierende Regierung einen Lockdown zu fahren. Wenn wir zwei Wochen warten, kommt er zu spät. Wer glaubt, dass er in Deutschland nie Zustände wie in Italien, Spanien, England oder damals Portugal sehen wird, der irrt. Man kann nur hoffen, dass es irgendwie nicht die eigene Region ist. Doch leider sieht die Karte mit den Zahlen anders aus. Schön war der Sommer mit der kurzen Pause. Damals im Strandkorb dachte ich, es ist so schön dieser Moment und ich habe gespürt, dass ich diesen Moment wirklich genießen musste, denn eine Ahnung war da, dass das damals in Zahlen kleine Delta uns überrollen wird. Ich hoffte, mich zu irren…. eigentlich hatte ich mit verschärften Massnahmen Ende September gerechnet… aber dieses Machtvakuum bietet Corona viel Raum. Es wäre vielleicht vernünftig gewesen, wenn man sich geeinigt hätte, dass währen der Übergangsphase der Kurs der alten Regierung komplett weiter gefahren wird. Denn die Regierungsbildung kann sich noch einige Zeit hinziehen. Ich glaube, wenn man nicht bald entscheidende Dinge ändert, dann kann sich zwar die neue Regierung bilden, wird aber am Schwarzen Winter scheitern und wir haben im Frühjahr wieder Wahlen…

Was wäre jetzt angezeigt? Aus meiner Sicht ein paar Dinge, damit wir wenigstens vor Weihnachten einen Schritt vom Abgrund weg erfolgt.

  1. Sofortiger Entscheid, dass die Epidemische Notlage bis mindestens 31.5.22 verlängert wird
  2. Sofortiger Lockdown mit 2G für Geschäfte, Absage von großen Veranstaltungen, generelle Maskenpflicht in Innenräumen auch bei Veranstaltungen, Homeoffice, Homeschooling an betroffenen Schulen für Ungeimpfte Kinder zu deren Schutz, Kitas wieder mit entsprechenden Vorkehrungen, usw.
  3. Boosterimpfungen bis Jahresende mit Verpflichtung der Länder die Impfmöglichkeiten innerhalb von 7 Tagen zu verdoppeln. Für die Adhärenz und die Logistik in den Praxen wäre es mehr als sinnvoll, ausreichend Biontech zur Verfügung zu stellen. Es macht wenig Sinn, knapp 50 Millionen mit Biontech zu impfen, aber mitten im November über 8 Millionen Biontech Dosen ins Covax zu geben, statt dafür Moderna in gleicher Höhe dafür zur Verfügung zu stellen. Menschen haben Vorstellungen, Emotionen, Prägungen, solange das nicht berücksichtigt wird, ist jede Booster-Kampagne nicht ins Laufen zu bekommen.
  4. Gesundheitsämter wie in der dritten Welle umgehend verstärken mit Hilfe anderer Behörden und Bundeswehr-Amtshilfe. Es ist nicht die Aufgabe der Hausärzte, neben all den anderen Dingen auch noch die Kontaktverfolgung zu machen. Und es bringt wenig Sinn, wenn die Quarantäne-Anordnung erst nach 4-5 Tagen kommt…
  5. Auch der Hausärzteverband bzw. die Landesverbände müssten mal überlegen, bevor sie was sagen. Wie kann man davon ausgehen, dass die Hausarztpraxen das ganze Boostern alleine schaffen??? Wer sitzt da und kann nicht rechnen? Durch diese Haltung fehlte sicherlich auch die mediale Kampagne in Sept und Oktober. Wir sind den Leuten damals mit den Impfungen hinterher gelaufen, aber keine wollte. Tja und jetzt…

Schließlich ist die Frage, was man selbst tun sollte. Mit einem Wort: Einigeln. Je weniger Kontakte, desto besser. Schnelltests immer wenn man sich trifft, und zwar für alle, die da sind. Impfen natürlich. Und klare Linie fahren, z.B. statt höflich zu ertragen, dass der Besucher ungeimpft ist und sich großkotzig aufführt, würde ich ihn einfach genauso höflich ausladen. Wenn das alle tun, lösen sich manche Dinge durch den Druck des Umfelds von allein. Statt CampDavid T-Shirt um dazu zu gehören, will man dann vielleicht endlich die Impfung, weil der Freundeskreis sich so langsam verkleinert… Und sich stets die Frage stellen: Muss das jetzt sein? Muss ich ins Konzert/Kino/Fußball? Wäre es mir das wert, dafür an Corona zu erkranken oder im schlimmsten Fall dafür mit ernsten Problemen zu kämpfen?

Wir kommen nur vom Abgrund weg, wenn jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt und nicht hofft, es wird ein anderer lösen – ob nun beim Thema Impfen oder beim Entscheid über Lockdown und Epidemische Notlage. Am Ende muss sich jeder fragen, was hast du 2021 getan, als der Schwarze Winter war, Opa, hast du geholfen?





Spahn zerstört Impf-Turbo

19 11 2021

Während wir Hausärzte deutschlandweit dieser Tage pro Praxis hunderte Termine für Booster-Impfungen machen und eigentlich froh waren, dass in all dem Chaos, der politischen Schwebesituation und der explodierenden vierten Welle wenigstens eins sicher schien: dass wir genügend Impfstoff bekommen und zwar den, den wir haben wollen, fällt mit einem Satz alles in sich zusammen. Der Impf-Turbo ist heute nachmittag gestorben. Wir dachten, es wäre jetzt endlich alles normaler und einfacher geworden. Denn es lagern – so wurde zumindest gesagt und gezählt – Millionen Dosen in den Lagern, Biontech und Moderna. Bis heute am späten Nachmittag. Da ließ der scheidende Gesundheitsminister eine Bombe platzen: Die – von ihm vor kurzem als viel zu langsam beim Impfen titulierten – Hausärzte bekommen pro Woche ab sofort nur noch 30 Dosen Biontech, pro Impfzentrum gibt es nur noch 1020 Dosen. Bumm. Stille…

Begründung für diese Festlegung: Es lagern etliche Dosen Moderna, die im Februar ablaufen. Und die sollen raus. Deswegen sollen die doofen Hausärzte, die jetzt schon bis Jahresende die Terminbücher mit Auffrischungen zugeplant haben (immerhin, wir sind zwar lahm Herr Spahn, aber nicht unfähig den Abstand von 6 Monaten auszurechnen), ihre Planungen komplett ändern. Statt 6er-Blöcken Biontech, dann 20er Blöcke Moderna. Und das wo die Patienten bei Terminvergabe gesagt bekommen wollen und haben, was wir impfen: Biontech.

Was sind die Konsequenzen aus dieser Spahnschen Verbalentleerung? Die Hausärzte werden etliche Absagen bekommen, von Patienten, die Biontech wollten, weil sie es die ersten beiden Male hatten, und das waren in der Regel die meisten, die wir geimpft haben und anteilig an der Gesamtmenge der geimpften auch die größte Zahl. Zweitens werden die Hausarztpraxen umgehend die Terminvergabe stoppen, wenn sie wie meine Praxis das drei- bis vierfache pro Woche verimpfen wollten und dafür extra Termine verschoben haben und die komplette Praxislogistik danach ausrichten, diese Aufgabe zusätzlich zu schaffen. Das wird was zur Folge haben? – Genau: verbale und körperliche Gewalt in Arztpraxen gegen Ärzte und vor allem die MFAs. Das geht auf Ihre Kappe Herr Spahn! Unsere MFAs haben seit Beginn der Pandemie großartiges geleistet, haben 50% der Pandemie gestemmt mit uns, denn die meisten Patienten werden ambulant behandelt und die Test- und Impflogistik liegt auf unseren Schultern. Und was tun Sie? Neben viel Nichts, noch mehr Chaos, richten Sie jetzt an, dass man uns attackieren wird. In MV hat das Landesgesundheitsamt einen Brief an alle über 70jährigen rausgeschickt, dass sie sich in den Praxen melden sollen, um einen Impftermin zu vereinbaren. Und ja, die Menschen kommen. Sie müssen ja auch zu uns kommen, weil die Impfzentren auf Minimum fahren, bei uns zum Beispiel nur halbtags – das macht vier Stunden Wartezeit für eine Impfung. Wir haben in unserer Praxis die Kapazitäten massiv hochgefahren. Ach ja – übrigens auch heute vormittag nochmal dutzende Termine geschaffen, die vergeben werden sollen. Denn gestern Abend sagte unsere Noch-Kanzlerin mit den anderen Herrschaften live im TV, dass wir eine nationale Kraftanstrengung vollbringen sollen und bis Jahresende 30 Millionen Menschen geimpft werden sollen mit der Booster-Impfung und dass wir Hausärzte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Und heute, keine 24 Stunden später kommen Sie und spucken uns bildlich gesprochen mitten ins Gesicht. Danke. Ich kann nicht sagen, dass ich bedauere, dass Sie demnächst etwas mehr Freizeit haben. Aber die könnten Sie sinnvoll nutzen: Kommen Sie in eine Hausarztpraxis in MV und erklären mir zum Beispiel mal, wie ich jetzt von all den Biontech-Willigen, die die erste und zweite Impfung mit Biontech erhalten haben und auch die Auffrischung gerne damit bekommen möchten (sie sind freiwillig gekommen ohne dass Sie eine riesige Bettel-Impf-dich-doch-Kampagne starten mussten), weil sie es vertragen haben und dem Impfstoff vertrauen – ja wie ich denen erklären soll, dass jetzt von über 70 Terminen in der Woche mehr als die Hälfte wegfällt? Soll ich jetzt auslosen, wer geboostert wird und besseren Schutz gegen Delta hat? Und nein, ich rede tatsächlich nur von Menschen aus der zuerst aufgerufenen Zielgruppe ab 70 bzw. Immunsupprimierte etc. Davon haben wir hier in MV reichlich.

Hat Herrn Spahn eigentlich mal jemand gesagt, wie völlig unfähig seine Kommunikation ist? Es ist doch logisch, was jetzt passieren wird, wenn es heißt, nein kein Biontech mehr für Hausarztpraxen bzw. begrenzte Minimalmengen. Dafür muss endlich das Moderna weg, das verfällt demnächst… die Menschen in diesem Land werden denken, Sie Herr Spahn wollen ihnen die Joghurt- Reste aus der Kurz-Vor-Ablauf-Truhe im Aldi verkaufen und damit einen guten Impfstoff im Ruf “ermorden“. Ich hoffe sehr, dass der Hersteller von Moderna es sehr schnell merkt und mit einer Image-Kampagne gegensteuert und was mich noch mehr freuen würde, wenn er Sie dafür in finanzielle Verpflichtung nehmen würde. Vielleicht denken Sie dann mal nach BEVOR Sie etwas sagen. Es hat sich oftmals als sehr nützlich erwiesen, wenn man an so entscheidenden Positionen sitzt wie ein Minister…

Also ab heute Verwirrung bei den Menschen, Angst sie werden nicht geimpft, in der Folge Aggression und Kampf um den Impftermin mit dem gewünschten Impfstoff und ab Montag Chaos in den Praxen, weil niemand weiß, ob und wieviel Impfstoff kommt, reihenweise Terminverschiebungen, extrem mehr Aufwand für das Personal (die Zeit könnten wir besser mit Impfen verbringen) und Vergabestopp bei den Impfterminen.

Fazit: Die gestern verkündete Beschleunigung der Booster-Impfkampagne ist nach nicht einmal 24h gestorben. Wir haben so definitiv keine Chance, es zu schaffen, bis Jahresende 30 Millionen Menschen zu boostern, um die vierte Welle abzuschwächen. Es wird vermeidbare Tote geben, für die ich Herrn Spahn verantwortlich mache und fordere, dass umgehend geprüft wird, ob und wie diese Entscheidung gestoppt werden kann und ob sich Herr Spahn damit aufmacht, juristisch und politisch verantwortlich für die ungeboosterten Toten zu sein, die noch folgen werden. Die Entscheidung wird zudem zu massiver Aggression gegen Hausarztpraxen und deren Mitarbeitern führen, was angesichts des Hausärztemangels und des Mangels an MFA in vielen Regionen fatal sein dürfte. Am Ende werden immer weniger Praxen impfen…

Was können wir als Ärzte tun?

Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Ich fordere dazu auf, dass wir Praxen miteinander kooperieren. Da jeder Praxis 30 Dosen Biontech pro Woche zur Verfügung stehen sollen, wäre eine Lösung, dass wirklich jede Praxis diese 30 Dosen Biontech bestellt, auch Psychiater, Dermatologen usw. selbst wenn sie nicht selbst impfen. Die Dosen, die nicht verbraucht werden, dürfen seit einigen Monaten an andere Praxen weitergereicht werden. Also sollten die Kollegen, die nicht selbst impfen, mit impfenden Praxen kooperieren, die 30 Dosen Biontech bestellen und weiterreichen. Es hilft impfenden Praxen, die Termine aufrecht zu halten ohne dass viel umändert werden muss und so kann weiter möglichst schnell geimpft werden.

Eine Idee des Protests wäre es, konsequent deutschlandweit eine Woche Impfstreik zu machen… ich glaube, das könnte politisch ein Erdbeben auslösen. Aber helfen wir damit den Patienten wirklich? Die Medaille hat zwei Seiten… Vielleicht wäre ein Protest, dass wir unseren Patienten vorgefertigte Protestschreiben ausgeben, die sie an Herrn Spahn schicken, dann hat er noch was zu lesen, bevor er geht… also Kistenweise bis im BMG kein Flur mehr ohne gelbe Postkisten steht… Eine Online-Petition vielleicht? Aber was nützt es, wenn wir Hausärzte alleine kämpfen? Es braucht unsere Patienten, die auf unserer Seite stehen, statt uns an der Anmeldung anzugehen, wenn es demnächst Biontech nur für 30 Patienten in der Woche gibt.





Wir könnten es schaffen…

16 11 2021

…wenn alle mitmachen würden…

Ich versuche es mal mit wenigen Worten zusammen zu fassen. Booster-Impfungen sind wichtig und sinnvoll. Über den Sinn von Erst- und Zweitimpfungen brauche ich nicht mehr zu reden. Wer es jetzt nicht verstanden hat, der muss letztlich damit leben, zum einen eventuelle Folgeschäden lebenslang zu behalten oder andere anzustecken, dass es ihnen droht oder Menschen zu töten, ob er sie kennt oder nicht. Impfen ist, um es mit den Worten der Portugiesen zu sagen, eine bürgerliche Pflicht, damit wir unser Land, unser Leben und die Zukunft erhalten und unseren Kindern eine normale Kindheit zu schenken, wie wir sie auch hatten.

Israel hat es geschafft, mit Booster-Impfungen die vierte Welle in kurzer Zeit zu brechen. Sie haben innerhalb weniger Wochen 50% der Menschen mit der Booster-Impfung versehen.

Was ist die Booster-Impfung? Viele nennen es Auffrischungsimpfung. In Wirklichkeit ist es eine Verstärkungsimpfung. Es wird der Impfschutz verstärkt, indem durch die dritte Impfung ca 15x mehr Antikörper erzeugt werden als nach der zweiten Impfung. Damit erhöht sich die eigene Widerstandskraft gegen das Coronavirus und nach aktuellen Daten auch die Schleimhautabwehr gegen die Delta-Variante. Die Deltavariante ist nahezu zu 100% dominant in Deutschland. Sie hat gelernt, sich besser durchzusetzen, so dass wir jetzt genau das machen, was wir bei Tetanus, Diphtherie, Polio, FSME, Hepatitis B und anderen Impfungen machen: Wir erinnern das Immunsystem und sorgen damit dafür, dass die Antikörperproduktion drastisch erhöht wird. Klingt gut? Ist es auch. Auf dieses Weise haben wir es wie Israel in der Hand, die derzeit dramatische vierte Welle in kurzer Zeit zu brechen.

Und damit kommen wir zu einem Problem. Nein, Problemen… WIR, die Hausärzte, zu denen Assistenzarzt-Schreiberling inzwischen auch gehört, halten seit September Impfstoff vor, damit Menschen zum Auffrischen kommen, klären auf, und haben im September und Oktober schon reichlich Impfstoff entsorgt, weil die Nachfrage zu gering war, geringer als wir angenommen haben und geringer als gesund ist. Problem 1: Im September und Oktober hat es niemand für notwendig erachtet, den damals schon seit 6 Monaten geimpften zu erklären, warum es sinnvoll ist. Wir hätten schon 2 Monate lang systematisch boostern können. Jetzt räumt Delta die Altersheime leer und jeder da in Berlin, der es in der Hand hatte, breit angelegt zu kommunizieren via Medien muss sich die Frage gefallen lassen, warum das nicht passiert ist. Ihr habt es verpennt! Jetzt wo zum Beispiel hier in MV dutzende im Januar geimpfte Senioren in den Pflegeheimen gestorben sind und zum Teil durch (rücksichtslose) ungeimpfte Mitarbeiter angesteckt wurden mit Delta, da wacht man auf. Zu spät. Diese Menschen werden Weihnachten nicht mehr erleben.

Wie ging es weiter? Ganz plötzlich Ende Oktober kamen dann endlich mal klare Ansagen. Selbst die STIKO ist aufgewacht und hat mal einen Satz dazu gesagt. Und peng, man begann es zu kommunizieren, weil offenbar noch Leute da waren, die nicht in Koalitionsverhandlungen ihre Namen tanzen und den Bezug nach draußen in die echte Welt verloren haben. Nach zwei Monaten passierte dann endlich was. Ach ja und Herr Spahn fand sofort einen schuldigen Sünder… die Hausärzte. Sie waren zu langsam beim Booster-Impfen. An dem Tag wäre ich am liebsten nach Berlin gefahren und hätte diesem Herrn mal meine Meinung gegeigt. Wir stemmen neben den internistischen und intensivmedizinischen Kliniken die Epidemie. Wir machen Normalbetrieb + Coronafälle behandeln + Impfen gegen Grippe + Impfen gegen Corona und dieser Mensch wagt es sich so einen Satz zu sagen. Soll er mal einen Tag in einer vollen Hausarztpraxis in einem durchschnittlichen Stadtteil in MV mitmachen… Kommen wir zu Problem 2: Die Impfzentren hatten Verträge bis Ende September in vielen Bundesländern. Wurden dicht gemacht oder kleingeschrumpft. Es kam ja auch dort keiner zum Boostern in September und Oktober… und plötzlich Anfang November standen sie vor der Tür die Menschen und keiner war vorbereitet. Kommunen und Länder: Ihr habt es auch verpennt! Wir Hausärzte hatten ja ein wenig noch auf Lager, haben neben den Rest-Impfpraxen die Boosterungen endlich beginnen können und oh Wunder konnten weniger wegwerfen. Und haben begonnen Termine rauszugeben. Vor der Impfpraxis in unserer Kommune sind 4 h Wartezeit für 80 Jährige Satz. Nebenbei wird das auch die abschrecken, die sich zum ersten Mal impfen wollen. Jetzt werden wir bestürmt und fahren den Normalbetrieb, impfen gegen Grippe und haben auf Kosten unserer Familien und Gesundheit zunächst bis Weihnachten die Kapazitäten für Boosterimpfungen verdreifacht, also dreimal mehr als eigentlich geplant. Kommen wir zu Problem 3: Das Land MV war mit dem LAGUS so großzügig und hat begonnen, alle über 70 anzuschreiben und zur Boosterung einzuladen. Und schreiben rein sie sollen sich an den Hausarzt wenden. Die Impfzentren werden erst langsam oder gar nicht hochgefahren. Also in unserer Stadt impft man halbtags in der Impfpraxis… immer noch und es ist nicht geplant das auszudehnen. Geht ja auch nicht, weil man ja die Verträge hat auslaufen lassen. Wo will man so schnell Personal hernehmen, die jetzt schon woanders sind? Clever… im September wissen was kommt und alle gehen lassen und sich dann im November wundern, was nicht läuft und dann den Hausärzten die Sch… vor die Füße kippen… Die Impfhotline des Landes geht im Dezember wieder an den Start. Merkt man… oder? Schon wieder verpennt durch das Land und die Kommunen! Es geht jetzt die zweite Woche ins Land, wo Menschen geimpft werden wollen und Impfstoff da ist, aber nicht ausreichend Impfangebote da sind. Und nächste Woche wird es die dritte Woche sein. Und am Ende haben wir den November dann auch noch verpennt…

Ich finde das ist der größte Mist, der da auf allen Ebenen Bund- Land und Kommunen gerade gemacht wird. Und auf dem Rücken der Hausarztpraxen ausgetragen wird. Unsere Mitarbeiter sind Euch egal! Es sind unsere Leute, die ihr da gerade respektlos behandelt. Er schimpfen, dann nicht mal eure Fehler zugeben und schließlich einfach weiter nichts tun und bummeln. Schämt euch in Grund und Boden!

Was wäre aus Sicht der Hausärzte sinnvoll? Ein Schlachtplan, den kann man auch ohne Koalitionsverhandlungen hin bekommen. Da braucht es etwas Menschenverstand.

  1. Sofort die Bundeswehr, DRK, Johanniter, Malteser und THW zur Hilfe bitten und den eigenen Stolz mal hinter die Interessen der Mitbürger stellen, damit innerhalb von wenigen Tagen eine Infrastruktur geschaffen wird.
  2. Da die Räumlichkeiten inzwischen häufig anders genutzt sind: Umgehender Aufruf an alle Einkaufszentren und Sportzentren, die gut erreichbar sind, unkompliziert Räume zur Verfügung zu stellen.
  3. Lernen aus den Fehlern und die Impfzentren dort machen, wo Menschen hinkommen können: Einkaufszentren, Stadtteilzentren, Schulen, Sporthallen, Gemeindehäuser etc.
  4. Die Ärztekammern haben in der Regel Listen mit Kollegen, die sofort für Noteinsätze oder solche Dinge zur Verfügung stehen. Damit hat man zu Beginn der Pandemie begonnen. Nutzt unsere Infrastruktur und die Bereitschaft der Kollegen.
  5. Lernt aus den Fehlern. Statt Ärzten 200 Euro die Stunde zu zahlen, was viele Kollegen unverschämt fanden, zahlt den Kollegen faire Preise und dem medizinischen Personal mehr.
  6. Die KVen sollten sofort auf zusätzliche Dinge wie Prüfverfahren verzichten bis 50% der Erwachsenen die Boosterung haben.
  7. Die Öffnungszeiten der bestehenden Impfpraxen müssen sofort (eigentlich schon seit Anfang November fällig) auf ganztags erhöht werden statt stundenweise oder halbtags.
  8. Hausärzten, die nicht selbst impfen können, weil ihnen das Personal fehlt, sollten Impfteams bestellen können, die in ihre Praxis kommen und dort impfen. Die Termine können die MFA machen, das Impfteam dann die zügige Logistik zum Serie-Impfen.

Wir könnten es damit schaffen, bis Weihnachten die meisten geboostert zu haben, die bis Juli geimpft wurden und damit mehr als 50% der Erwachsenen und bis Weihnachten die vierte Welle in sich zusammen fallen zu lassen. Und das obwohl schon 2 Monate und 2 Wochen verloren sind.

PS: Impfskeptiker können sich Kommentare sparen, ich lösche sowieso alle raus. Das ist meine Meinungsfreiheit. Geht zu Facebook und kotzt euch da aus. Hier ist der Platz für die andere Seite, die Seite, die Menschen schützt und das Thema als gesellschaftliche Aufgabe sieht.





Nach dem Start gibts den Boykott

10 04 2021

Lange haben wir Hausärzte darauf gewartet. Diese Woche ging es endlich los: Wir dürfen Coronaimpfungen verabreichen. Nicht nur Hausärzte sondern auch Fachärzte wie Pulmologen, Onkologen, Gynäkologen. Wir alle stehen dafür, dass wir als Gemeinschaft der Ärzte im ambulanten Bereich unseren Beitrag leisten wollen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Diesen Beitrag leisten wir eigentlich schon seit einem Jahr. Denn wir behandeln Corona-Verdachtsfälle, wir betreuen Corona-Patienten ambulant, wir testen und wir beraten zu Schutzmaßnahmen. Dabei wurden wir Hausärzte mehr als einmal durch überbordende Bürokratie, politische Ränkespiele und fehlende Bereitschaft der Entscheidungsträger, uns zu helfen, blockiert. Das hat mit Sicherheit einigen Menschen in diesem Land das Leben gekostet. Doch wie immer in so einer Situation: es gibt keine genauen Zahlen dazu, wieviele Menschen z.B. an falschen Teststrategien starben. Erinnern wir uns daran, dass jeder Urlauber getestet wurde. Kostenfrei. Im letzten Sommer. Doch wer schwerkrank war und in eine Reha wollte, musste seinen Test selbst bezahlen. Dafür war dann kein Geld mehr übrig. Das wurde für risikobereite Urlauber rausgeworfen, die nicht mal bereit waren, sich an präventiven Maßnahmen zu beteiligen. Andersherum wäre es besser gewesen: Die Urlauber zahlen und wir geben das Geld für die Testung und den Schutz kranker Menschen aus.

Gehen wir noch weiter zurück: damals zu Beginn zogen namhafte Politiker und auch Entscheidungsträger in Zweifel, dass eine Maske, und sei sie auch nur aus einem gefalteten Taschentuch gemacht, etwas an der Ausbreitung der Viren verändern könnte. Und das obwohl schon Jahre vorher über Aerosole und deren Verbreitung geforscht und publiziert wurde. Erinnerte ein wenig an „die Erde ist eine Scheibe“. Wir Ärzte riefen dazu auf, dass man Community-Masken propagiert. Es endete damit, dass ein Run auf medizinisches Equipment einsetzte und wir im medizinischen Bereich fast arbeitsunfähig waren. Als dann endlich eingesehen wurde, was Strömungswissenschaftler tausendfach wiederholten, war es für einige Menschen zu spät.

Als die Ärzte im Oktober die beginnende zweite Welle erkannten, die die Urlaubsrückkehrer einschleppten – denn clever war ja, nur einen Bruchteil von ihnen bei der Einreise nach D zu testen – da wurde gesagt: Oh, die Wirtschaft geht vor, das kommende Weihnachtsgeschäft. Die Welle kam, der Lockdown light versagte kläglich und anstatt im November einen konsequenten Lockdown zu fahren, damit das Weihnachtsgeschäft mit niedrigeren Zahlen starten kann bzw. Stattfinden hätte können, eierte man diskutierend vor sich hin und schädigte die Wirtschaft durch dieses November-Eiern und Dezember schließen dann so richtig. Ach ja – und auch das kostete zahlreichen Menschen das Leben.

Was kostet Menschen noch das Leben? Nun, wenn man Regeln aufstellt und negative Sanktionen in Aussicht stellt, wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, dann muss man diese auch umsetzen, sonst verlieren diese Sanktionen an Effekt. Was nützt es, wenn Geldstrafen darauf stehen, wenn Ferienwohnungen vermietet werden an Urlauber und es machen heimlich trotzdem etliche? Fährt man in MV umher, dann sieht man an manchen Stellen mehr auswärtige Kennzeichen als einheimische. Die Ladenöffnungen wurden flankiert von zahlreichen Einkaufstouristen. Und jetzt wundern wir uns in MV über steigende Zahlen. Und ist jemandem mal aufgefallen, dass wir mit schöner Regelmäßigkeit ansteigende Zahlen nach den Ferien haben? Sommer, Herbst, Weihnachten, Winterferien… Ostern… diese zeitliche Korrelation fällt schon irgendwie auf. Aber schaue ich in die Nachbarschaft, dann sehe ich, dass auch Staatsbeamte auf die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen …en. Wenn Ostern 3 Besucherautos aus anderen Bundesländern zeitgleich parken und alle zusammen in einer Wohnung sind, dann klatschen doch die Erreger in die Hände. Und danach gehts wieder in KITA und Grundschule und hurra, da wird dann geschlossen und die Krankenschwestern und MFA hocken mit den Quarantäne-Kids zuhause und fehlen an wichtigen Stellen.

Und was folgt jetzt? Nach dem Start der Impfkampagne in den Hausarztpraxen – und man muss sagen, dass pro Praxis etwa 20 Personen geimpft werden konnten – konnten wir vereint zeigen, dass wir als Mini-Impfzentren in der Fläche genauso viel leisten wie die Impfzentren, in denen sich im Wahlkampf befindliche Politiker derzeit so gerne ablichten lassen. Die Anzahl der Impfungen pro Tag wurde schlagartig verdoppelt in Deutschland. Dazu muss man sagen, dass die vielgerühmten Starterpakete für die Praxen, mit denen geimpft werden sollte, aus AstraZeneca-Impfstoff bestanden und zu dem Zeitpunkt verteilt wurden, als festgelegt wurde, dass der Impfstoff erst ab 60 zugelassen werden kann derzeit. Also mussten von den 20 Dosen in dieser Woche auch vor allem das Personal geimpft werden, das jetzt impfen soll, die ambulanten Corona-Patienten betreut und das medizinische Versorgungssystem stabil halten soll. Nächste Woche gibt es wieder nur so wenig pro Praxis. Dabei sind die Wartelisten nach 4 Tagen drei-fünfmal so lang. Manchmal auch länger. Viele sind Priorität 1 und haben zwar Einladungen in die Impfzentren bekommen, es aber nicht geschafft, per Telefon oder online an einen Termin zu kommen. Manche, die nicht mehr so frisch im Kopf sind, haben es gar nicht versucht, weil sie mit der Tatsache stundenlang in einer Warteschleife zu hängen, überfordert waren. Und wieder andere haben niemanden, der sie zum Impfzentrum bringt. In MV können das mal locker 100 km sein. Nicht jedermanns Sache und auch nicht immer körperlich abzuverlangen. Also egal was gesagt wird, Prio 1 ist definitiv noch nicht komplett geimpft. Dann gibt es viele aus Prio 2, die die gleichen Probleme haben. Oder aber die ein großes Misstrauen in die Impfzentren haben. Denn sie empfinden die Ansage: „sie kriegen was da ist“ als Bevormundung oder Impfzwang. Ich dachte auch immer, dass jeder in diesem Land entscheidet, was in seinen Körper gelangt an Medikamenten. Es gibt also viel zu tun. Und die Menschen haben Vertrauen in uns. Drei Tage hatten wir Gelegenheit zu zeigen, wie es gehen kann. Und wir haben es gezeigt.

Doch was tut die Politik? Sie (sorry) scheisst auf ihre Zusagen von vor 3 Wochen. Es gab geplante Kontingente für Arztpraxen. Es gibt immer mehr, die sich jetzt fürs Impfen bereit machen, Gynäkologen für die Frauen, Urologen für die Männer, Kardiologen trotz voller Terminbücher. Und ja, wir haben akzeptiert, dass es für die ersten zwei Wochen hieß, 20 Dosen pro Woche (wir könnten nächste Woche doppelt so viel, theoretisch…). Danach sollte aber nach der ersten Startphase, um uns aufzustellen und die Abläufe aufzubauen, deutlich mehr kommen. Jetzt kommt da dieser Minister für Gesundheit und Fehlentscheidungen daher und posaunt großartig raus, dass die Kontingente für Arztpraxen gekürzt werden. Als Begründung wird aufgeführt, dass die Länder für die Impfzentren mehr angefordert hätten. Ich hätte fast laut losgelacht. Wenn mir nicht gerade nach Wutausbruch gewesen wäre. Denn zur gleichen Zeit berichten die regionalen Sender von MV wie in einigen Impfzentren das Personal fehlt und Impfdosen rumliegen, weil man nicht hinterher kommt. Und an dieser Stelle überfällt 35000 Ärzte, die schon geimpft haben in den Praxen wohl die blanke Wut. Wir sind keine Konkurrenz für Impfzentren. Denn wir stehen nicht in Konkurrenz. Das geht nicht darum, wer am meisten impft (in Politikerdeutsch übersetzt: es geht nicht darum, wer den längsten hat), sondern verdammt nochmal ES GEHT DARUM, DASS WIR ÜBERHAUPT IMPFEN. Wir als niedergelassene Ärzte sind angetreten, trotz der Mehrbelastungen durch die Pandemie, die Auflagen und all das einen weiteren Beitrag, einen entscheidenden Beitrag zu leisten, Menschenleben zu retten. Durch Prävention. Ist das wirklich euer Ernst, dass ihr in ausgelastete Impfzentren Dosen schickt, damit die dort auf Halde liegen oder damit sich wieder ein Haufen Politiker in ihrem Wahlkreis am Wochenende ins Impfzentrum stellen können, damit drittklassige Klatschreporter der Lokalpresse sie dabei ablichten, wie sie impfendes Personal bei der Arbeit nerven, während eine Impfen-mit-AstraZeneca-ohne-Termin-Aktion läuft? Wer diese Entscheidung trifft, begeht fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge und trägt die Schuld am Tod von Menschen. Wir haben aus dem nichts von einem auf den anderen Tag die Anzahl der täglichen Impfungen in Deutschland verdoppelt. Und wir haben noch Kapazitäten. Wir haben Patienten, die reihenweise bereit sind, auf Auswertungstermine zu verzichten, damit wir einmal pro Woche ganztags impfen können. Wir könnten so pro Praxis je nach Personal z.B. 100 Personen in einer Hausarztpraxis impfen, die klein ist und in größeren Praxen noch viel mehr. Bei 100 Praxen in einer Stadt wären das 10000 Personen pro Woche zusätzlich zu den Impfzentren. Und was tut ihr? Ihr haltet uns kurz, damit in ausgelasteten Impfzentren noch mehr Impfstoffe warten oder damit ihr medienwirksame Großaktionen fahren könnt mit schicken Fotos von langen Schlangen und vollen Hallen bei Impfen ohne Termin. Die Motivationen gehen offenbar deutlich auseinander. Aus dem Impfdebakel mit falschen Entscheidungen beim Einkauf und mangelnder Voraussicht der Entscheidungsträger hätte man ja irgendwie lernen können. Stattdessen folgt jetzt der egomanische Zug Impfstoffe den Hausärzten wieder drastisch zu reduzieren ab 19.4.21. Dann wird aus einem Impfstoffdebakel ein Impfstoff-GAU. Rechnet mal mit: 20 Dosen pro Woche. Ca 1000 Patienten hat ein Hausarzt in einer Großstadt pro Quartal. In 10 Wochen könnten dann 200 Patienten, also gerade 20% der Patienten geimpft werden. Impfzentren haben bisher im 1. Quartal geschafft, 11% der Bevölkerung zu impfen. Dürften dann in weiteren 10 Wochen 22% sein. Damit haben wir dann nach dem ersten Halbjahr 2021 geschätzt 42% der Patienten einer Hausarztpraxis / der Bevölkerung ohne Kinder geimpft. Je länger wir brauchen, desto höher wird aufgrund des Mutations- / Selektionsdrucks der Viren die Rate, die man für eine Community-Immunität braucht, die derzeit mit 70% geschätzt wird, dann vermutlich höher liegen wird. Nochmal: das ganze Zögern und Rumeiern und politisieren kostet Menschenleben. Habt ihr das verstanden? Da sterben Familienväter, Großeltern, die ein Leben hart gearbeitet haben und wenigstens den Schulabschluss der Enkel erleben wollten oder die goldene Hochzeit, ihr tötet Menschen, die geliebt werden, die unheimlich fehlen. Ihr sorgt dafür, dass neben einer Ehefrau das Bett morgens leer sein wird, wenn sie aufwacht, dass am Frühstückstisch ein Platz leer bleibt, dass der Traum vom nächsten gemeinsamen Urlaub mit den Kindern zerplatzt, dass niemand da ist, der mit dem Sohn Radfahren übt, der die Tochter ins Bett bringt und ihr einen Gutenacht-Kuss gibt. Ihr sorgt dafür dass Kinder nie erfahren, wie es ist, wenn Oma vorliest, wenn sie den ersten Liebeskummer wegtröstet oder den Führerschein mitfinanziert. Versteht ihr das?

Aus Patientensicht stellt sich das so dar: Du bekommst einen Brief. Ach nee, nicht alle, also eigentlich nur wenige. Dann versuchst du über Tage online und per Telefon an einen Termin zu kommen im Impfzentrum. Die Erfolgschance ist so wie bei der Losbude. Aber jetzt gehst du zu deinem Hausarzt, lässt dich für die Warteliste registrieren und könntest in 2 Wochen schon dran sein mit etwas Glück und ausreichendem Impfstoff. Dann kommt der Spahnsinn und Landespolitiker, die Impfzentren aus rein strategischen und politischen Überlegungen beliefern lassen wollen und kürzen alles drastisch ein. Am Ende hast du weder da noch dort die Chance geimpft zu werden. Herzlichen Glückwunsch, du bist Teilnehmer bei Deutschland-baut-den-Super-ImpfGAU.

Wir niedergelassenen Ärzte sind startklar, wir sind bereit unsere Freizeit zu opfern und die Teams sind bis in die Haarspitzen motiviert. Gott verdammt, gebt uns den Impfstoff und hört auf zu diskutieren! Kriegt den Arsch hoch und lasst uns ins Rennen kommen. Und seid Euch sicher: Wenn ihr uns jetzt im Stich lasst und das Leben unserer Patienten verspielt, dann werden wir das nicht vergessen. Und wir werden jeden Tag, der da kommen mag in unseren Praxen die Verursacher benennen, und das dürfte wesentlich effektiver im Wahlkampf sein, als nette Posterwände, die die Leistung von Photoshop präsentieren und euch mit Casting-Kindern und Promo-Hündchen zeigen.

35000 Praxen heißt es, haben diese Woche das impfen begonnen. 35000 united life-savers. Wir sind eure Ärzte und wir wollen euch impfen!





Klappe zu, Mundschutz auf

1 04 2020

Und was mich heute überhaupt so auf die Palme gebracht hat?! So sehr dass ich mir die Finger wund blogge?

Zum Beispiel Bodo Ramelow, der heute wutschreiend in der Tagesschau krakelte, dass Mundschutz oder selbstgenähte Masken nichts bringen. Herr Ramelow: Wer schreit hat Unrecht. Sagte schon meine Großmutter. Ich habe 6 Jahre studiert, 12 Jahre in Kliniken gearbeitet, zwei Facharzttitel erworben, promoviert, bin jetzt seit mehreren Jahren Hausärztin, und vermutlich haben Sie im Gegensatz zu jemandem wie mir oder meinen Kollegen keine Ahnung, was Menschen in Kliniken, Praxen und Pflegeheimen leisten. Dafür reicht es nicht, im Wahlkampf mal Hände zu schütteln von Altenpflegern. Nein, Sie müssten JETZT mal eine Woche in einer Notaufnahme mitmachen. Nach 4 h würden Sie aufgeben. Ich habe nichts gegen Sie als Mensch, jedoch gegen Ihre Arroganz als Kaufmann gegenüber uns als Ärzten und unseren Versuchen, jeden einzelnen unserer Patienten in Hunderten Gesprächen zu sensibilisieren für Schutzmaßnahmen und der Suche nach den einfachen Wegen, die Menschen dazu zu bringen, den anderen zu schützen vor einer Infektion, von der sie selbst vielleicht nichts wissen, und sie davon abzuhalten, die Schutzkleidung wegzukaufen, die in Kliniken und Praxen Sinn macht, jedoch nicht wenn man mit dem Hund Gassi geht oder bei LIdl Klopapier hamstert. Denn Ministerpräsidenten wie Sie Herr Ramelow haben es ja offensichtlich nicht gepackt, entsprechend der seit langem bestehenden Pandemiepläne Vorräte an FFP Masken anzulegen. Sie und viele andere Verantwortliche sollten sich zum Beispiel mal Eichhörnchen anschauen. Die Bunkern im Herbst und zehren davon im Winter. Würden sie im Winter versuchen zu Bunkern, dann verhungern sie. So wie wir Hausärzte, Kliniken und Pflegeheime gerade.
Es tut mir leid, wenn ich Ihnen die Fachkompetenz abspreche, aber ich schwinge mich auch nicht auf, ein Parlament leiten zu wollen.
Aber es sind nicht nur Sie, die diese Strategie immer nd immer wieder wiederholen ohne jemanls darin Fachkompetenz erworben zu haben. Sie befinden sich in guter Runde mit Herrn Spahn, einem Politikwissenschaftler, der Millionen in seinen Digitalisierungsgesetzen versenkt hat. Geld dass er als Gesundheitsminister damals mal lieber in das Anlegen. Von Pandemievorräten gesteckt hätte. Hätte er den Kassen damit nicht so große Löcher gerissen und der GBA und IQWIG nicht die Medikamentenpreise mit Gewalt auf Aldi Niveau gedrückt, dann hätten sich einige Hersteller wohl kaum dazu entschlossen ihre Produktion preiswert nach China zu verlegen. Überhaupt wundert es mich schon sehr, dass angesichts der seit Jahren dauerhaft bestehenden Engpässe bei bestimmten Medikamenten und Impfstoffen nicht mal daran gedacht wurde, die pharmazeutische Industrie als systemrelevant einzustufen und feste Kontingente zu vereinbaren und die geldgierigen Zwischenhändler in die Schranken zu weisen, die billige Medikamente auf dem deutschen Markt gekauft haben und dann auf dem Weltmarkt mit Gewinn weiterverkaufen während in deutschen Apotheken der Einfallsreichtum des Apothekers gefragt war.
Von einem Klatschen abends um sechs können Pflegekräfte übrigens nicht leben, dafür bräuchte es ein angemessenes Gehalt. Das war es bisher keiner Regierung und keinem Gesundheitsminister wert. Der dauerhafte Notstand war vorher schon da. Dass wir die Krise schaffen, hängt jetzt an überarbeiteten Ärzten, Schwestern und Altenpflegern, die für dreischichtiges Arbeiten an sieben Tagen der Woche schlecht bezahlt werden und von schlechten Arbeitsbedingungen an den Rand der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden sind. Herr Spahn, Sie und Ihre Vorgänger haben uns dorthin gebracht. Und die schwarze Null lieber Finanzminister sieht so schön aus, weil Sie die Wahrheit dahinter nicht sehen wollen. Schwarz ist übrigens bei uns die Farbe der Trauer.

Jetzt werdet Ihr plötzlich wach, wo eure Wähler sauer sind, weil Menschen sterben. Ohne die Toten hättet Ihr ja niemals über Medikamentenengpässe, Pflegenotstand oder die Abwanderung systemrelevanter Industrien nach Fernost nachgedacht. Scham sollte nicht bei denen liegen, die in der Krise erschöpft sind und nicht mehr können.
Klappe zu und Mundschutz auf würde ich sagen.





Vorschlag für eine neue Ausdrucksformen für Atemschutz

1 04 2020

Wir haben zwei große Probleme derzeit beim Thema Atemschutzmasken / Mundschutz.
1. Politiker / (Pseudo)Experten widersprechen sich in einem Satz. Einerseits geht es darum, dass wir dringend FFP2 in FFP3 Masken für die medizinischen Bereiche brauchen. Es folgt oft der Satz, dass nur diese effektiv sind. Dann kommt im nächsten Halbsatz, dass die Bevölkerung keinen Mundschutz braucht, weil der nicht hilft. Wenn man Laie ist, dann ist diese „Argumentation“ sofort als widersprüchlich erkennbar. Es wird Was ist die Reaktion? Angst, Panik, Hamsterkauf, Mängel in den Praxen und Kliniken, Diebstähle, Schwarzmarkt…
2. Es gibt für Laien, also den Großteil der Bevölkerung keine erkennbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Masken und dem Einsatzzweck.

Sinnvoll fände ich folgendes.

Kategorie 1: Ziel Schutz vor Verbreitung des Virus. Bei Mangel und im Rahmen der Pandemie aufgrund Notsituation eingesetzte nicht zertifizierte Mundschutz-Masken, die im großen Stil von Textilbetrieben, Schneidereien und Laien nach einer einheitlichen Anleitung mit definierten ausreichend verfügbaren Stoffen hergestellt werden. Weiterhin breit gestreut propagierte Anleitung zum richtigen Umgang damit. Einsatz: in geschlossenen öffentlichen Räumen, Läden, ÖPNV, Büros, Patienten in Praxen etc.

Kategorie 2: OP Masken. Ziel: Einsatz im medizinischen Bereich. Verkauf nur an medizinische und pflegerische Einrichtungen oder registrierte Personen.

Kategorie 3: FFP2 und FFP3 Masken. Ziel: Einsatz im medizinischen Bereich oder versorgungsrelevante Bereiche wie Feuerwehr, Polizei etc. Verkauf und Abgabe im Rahmen der Pandemiesituationen nur an entsprechende Einrichtungen oder via Arztausweis oder Spezialambulanzen wie Knochenmarktransplantations-Ambulanzen etc.

Es geht schlicht um die Pandemiesituation. Später, in der Zeit danach, wann auch immer das sein wird, Rückkehr zum normalen Verkauf.

Vielleicht lässt sich mit diesen Kategorien die Erklärung für die Bevölkerung leichter gestalten. Es nützt einfach nichts, wenn Malergesellen ihre FFP Masken zu 30 Euro an sonstwen verkaufen, die damit Waldspaziergänge machen, während im nächsten Krankenhaus eine Schwester wegen fehlender FFP Maske infiziert wird.

Weiterhin sollten der Diebstahl aus Lagern mit harten Strafen geahndet werden, denn es kommt der Körperverletzung an medizinischem Personal und Patienten gleich. Auch der Handel zu Wucherpreisen Etc sollte verboten und hart geahndet werden.





„Maske auf, ganz entspannt“ – Kommentar in der Ostsee-Zeitung

1 04 2020

In seinem Leitartikel trifft Matthias Koch es in der heutigen Ausgabe der Ostsee-Zeitung auf den Punkt.
In einem Satz in meinen Worten zusammengefasst: Wo ist das Problem, tragen wir eben Maske und nähen selbst und lernen von den Chinesen.

Er zitiert den chinesischen Immunologen George Gao, der wesentliche Maßnahmen leitete, um Wuhan unter Kontrolle zu bringen. „Der große Fehler in den USA und in Europa liegt darin, dass die Leute keine Masken tragen.“
Koch:“In allen asiatischen Staaten aber, in denen die Virusabwehr Erfolg hatte, trugen Menschen Masken.“
Und weiter „Die Politik hat Angst vor Buhrufen: Weil sie keine Masken austeilen kann, will sie sie auch ungern vorschreiben.“
Und „Sie soll und kann nicht den Träger schützen. Es geht nur darum, beim Sprechen keine Tröpfchen mehr in Richtung anderer Leute zu blasen.“ „Die Maske ist nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen.“

Danke Matthias Koch. Bitte werden Sie lauter und lauter und lauter. Als Journalist haben Sie die Möglichkeit. Bitte nutzen Sie sie auch weiterhin.





Aufruf an alle Technischen, Biomedizinischen und Ingenieurwissenschaftlichen Bereiche

1 04 2020

Hiermit rufe ich alle oben genannten Bereiche auf, sich an den Forschungen zur Übertragung de Coronavirus zu beteiligen.

Wie Ihr uns Ärzten und Schwestern und der Bevölkerung helfen könnt?
Was wir brauchen, und das schnellstmöglich, sind verwertbare Aussagen zur Effektivität von Hilfsmaßnahmen und Eindämmungsmassnahmen des Virus.
Ich persönlich kann es nicht mehr ertragen, dass wir täglich zugekippt werden mit Mutmaßungen und Schätzungen sowie miserablen Aussagen von Politikern und Pseudexperten, die einmal getätigte Aussagen ohne Angabe einer wissenschaftlichen Basis gebetsmühlenartig wiederkäuen.

Was uns fehlt sind verwertbare und von anderen Forschergruppen reproduzierbare Aussagen zur Effektivität von Dingen des Alltags, an denen kein Mangel besteht wie Schals, Stoffe etc. in Bezug auf das filtern von Partikeln in Aerosolen.

Ich wünsche mir zum Beispiel eine Studie, die anhand von markierten Partikeln in der Größe von Atemaerosol zeigt, wieviel beim Träger vom eigenen Atem abgehalten / zurückgehalten wird z.B. In einem Schal oder einem selbstgenähten Mundschutz und wieviel eines solchen markierten Aeorsols mit passender Partikelgröße daran gehindert wird, in die Atemwege des Trägers einzudringen. Hier gibt es einerseits sehr positive Aussagen zu, die Chinesen haben damit großflächig gearbeitet, andererseits stellen sich Politiker hin und ziehen es in Zweifel. Wir Ärzte werden hängen gelassen, die Bevölkerung mit widersprüchlichen Aussagen bis ins Mark verunsichert.

Wir brauchen Statistiken zur Akzeptanz von z.B. Selbstgenähten Ersatz-Mundschutz in der Bevölkerung. Meine Patienten in der Praxis befürworten es ausnahmslos, Politiker sagen es gibt keine Akzeptanz.

Wir brauchen Daten wie schnell und wie weit sich Aerosole mit entsprechender Partikelgröße bei welcher Raumgröße, Belüftung, Luftfeuchtigkeit und Temperatur verbreiten. Soweit ich gefunden habe sind es immer nur kleine Tests mit speziellen Fragen etc.
Wie müssen wir das Klima in Kliniken und Praxen einstellen, damit die Viren schneller absterben, die Aerosole sich schneller setzen etc.
Machen 1,50 m Sinn oder sind 2 m besser?
Wieviele Personen pro Quadratmeter Verkaufsfläche sind tatsächlich möglich?
Wie müssen Büros gestaltet werden, damit wir weiter arbeiten können?
Macht es Sinn bei Wiedereröffnung der Schulen die Kinder mit Masken auszustatten, Kindergerecht und bunt?
Wie gefährlich ist ein Schüler der in der Klasse hustet? Wie breitet sich das Aerosol aus?
Was passiert genau bei der Umluftheizung in Bussen?

Wir brauchen Daten, die uns nur Ingenieure, Techniker, Biomedizintechniker etc. liefern können. Auch damit unsere Politiker und Entscheider endlich entscheiden und das Richtige tun. Euer Know-how kann uns schützen.





Anleitung zum Nähen eines DIY Mundschutzes – ein Stöckchen

1 04 2020

Quelle: Feuerwehr Essen / Stadt Essen
https://www.essen.de/gesundheit/coronavirus_6.de.html

Wie zwei Beiträge zuvor erwähnt, handelt es sich nicht um zertifizierte OP Masken sondern um einen Behelf zu privaten Verwendung im Bereich des Nichtmedizinischen Einsatzes in Rahmen des allgemeinen Mangels an Schutzausrüstung und der Notsituation der Pandemie. Das Ziel ist z.B. zu verhindern dass unwissend Infizierte das Virus weiter verbreiten zum Beispiel an Ältere Angehörige, die versorgt werden.

Man möge mir verzeihen, dass ich folgendes Bild verbreite. Es geschieht in der Absicht weitere Infektionen zu verhindern und damit Todesfälle. Es stammt von der Zeitung „Welt“, der Link ist 2 Beiträge zuvor zu finden.